Die Umstrukturierung globaler Lieferketten und Produktionskapazitäten, um sie näher an die heimischen Märkte zu bringen, gewinnt in Europa und den USA zunehmend an Schwung. Auch deutsche Unternehmen treiben die Reindustrialisierung voran.
Investitionen in die Rückverlagerung der Produktion in den Heimatmarkt (Reshoring), in nahe gelegene Länder (Nearshoring), in die inländische Fertigung sowie in den Bau oder die Modernisierung von Produktionsanlagen nehmen in Europa und den USA zu. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Widerstandsfähigkeit gegen Störungen zu erhöhen. Der Großteil dieser Investitionen fließt in Projekte für die Märkte, in denen die Unternehmen ansässig sind.
Es wird angenommen, dass Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Rohstoffengpässe und fehlende Anreize vermehrt dazu führen könnten, kurzfristige Investitionen auch außerhalb des heimischen Marktes vorzunehmen. Diese Investitionen würden vor allem durch Nearshoring und die Verlagerung von Kapazitäten in politisch und wirtschaftlich verbündete Länder (Friendshoring) erfolgen.
Deutsche Unternehmen führend bei der Reindustrialisierung
Laut einer aktuellen Studie des Capgemini Research Institutes haben bereits 47 Prozent der großen Unternehmen in Europa und den USA in die Verlagerung ihrer Produktion investiert. Zudem entwickeln 72 Prozent entweder eine Reindustrialisierungsstrategie oder setzen diese bereits um. Die meisten dieser Initiativen wurden in den letzten zwei Jahren gestartet.
Im internationalen Vergleich stehen deutsche Unternehmen an der Spitze: 53 Prozent haben bereits in die Verlagerung ihrer Produktion investiert. Die Studie zeigt, dass Reindustrialisierung für Unternehmen nicht nur wirtschaftliche und operative Vorteile bietet, sondern auch die Erreichung von Klimazielen erleichtert. Die Mehrheit der befragten Unternehmen rechnet in den nächsten drei Jahren mit einer durchschnittlichen Senkung ihres CO2-Fußabdrucks um 13,6 Prozent.
Reindustrialisierung treibt Nachhaltigkeit und Innovation voran
62 Prozent der befragten Unternehmen investieren in Technologien, die im Rahmen ihrer Reindustrialisierungsinitiativen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit beitragen. Gigafabriken gelten dabei als Schlüsselkomponente für eine nachhaltige Reindustrialisierung. 54 Prozent der Führungskräfte aus der Automobil-, Batterie- und Energiebranche gaben an, dass ihr Unternehmen entweder bereits eine Gigafabrik errichtet oder dies in den nächsten fünf Jahren plant.
Darüber hinaus sind 68 Prozent der Befragten zuversichtlich, dass die Reindustrialisierung in den nächsten drei Jahren Innovationen und technologischen Fortschritt vorantreiben wird, vor allem durch den Einsatz von 5G/Edge-Technologien, generativer KI und digitalen Zwillingen.
Schlüsselfaktoren der Reindustrialisierung
Der Erfolg von Reindustrialisierungsinitiativen hängt wesentlich davon ab, wie gut Unternehmen das Gleichgewicht zwischen operativen Prozessen, Nachhaltigkeitsanforderungen und gesellschaftlichen Erwartungen managen. Ein weiterer entscheidender Faktor sind die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen. Unternehmen benötigen jetzt eine klare Strategie und einen Umsetzungsplan, um die Chancen der Reindustrialisierung optimal zu nutzen und ihre Marktposition zu stärken.
Schlüsselfaktoren für einer erfolgreiche Reindustrialisierung sind insbesondere:
Widerstandsfähigkeit der Lieferkette
Für 70 Prozent der befragten Unternehmen ist eine robuste Lieferkette der wichtigste Treiber für Reindustrialisierung. In Deutschland sehen sogar 74 Prozent der Unternehmen dies als den entscheidenden Faktor für entsprechende Initiativen an.
Nachhaltigkeit
55 Prozent der Unternehmen sind zuversichtlich, dass die Reindustrialisierung ihnen dabei helfen wird, ihre Klimaziele zu erreichen, insbesondere bei der Reduzierung von Scope-3-Treibhausgasemissionen. In Deutschland sind es 54 Prozent.
Geopolitische Spannungen
63 Prozent der Unternehmen betrachten die heimische Produktion als strategisch wichtig für die nationale Sicherheit. In Deutschland sind es 66 Prozent. Rund 62 Prozent aller befragten Unternehmen erwarten, dass die Bedeutung strategischer Sektoren wie Elektrofahrzeuge, Medikamente, Impfstoffe und Halbleiter in Zukunft weiter zunehmen wird.
Gesetzgebung und Anreize
Obwohl Unternehmen anerkennen, dass staatliche Anreize Investitionen in die heimische Produktion beschleunigen, insbesondere in Schlüsselbereichen wie Halbleiter, Batterien und erneuerbare Energien, geben 49 Prozent an, dass die Regierungsmaßnahmen ihre Reindustrialisierungsbestrebungen unterstützen.
Infografik: Reindustrialisierungsstrategien in Europa und den USA
Die folgende Infografik fasst wichtige Ergebnisse der Studie übersichtlich zusammen und gibt eine Übersicht zu verschiedenen Aspekten von Reindustrialisierungsstrategien von Unternehmen in Europa und den USA.
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