Eine starke Wirtschaft braucht starke Innovationen. Doch kann Deutschland im globalen Innovationswettlauf mithalten? Eine aktuelle Studie zeigt die Position im internationalen Vergleich und skizziert Stärken und Schwächen.
Der BDI, Roland Berger, Fraunhofer ISI und das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung haben ein systematisches Messkonzept zur Erfassung und dem Vergleich der Innovationsfähigkeit von 35 Volkswirtschaften vorgelegt. Es bildet zentrale Herausforderungen und Handlungsfelder ab, denen moderne Innovationssysteme gegenüberstehen.
Vor dem Hintergrund des Technologiewettbewerbs im Zuge geopolitischer Neuordnung sowie den zentralen Herausforderungen durch Dekarbonisierung und Digitalisierung von Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Gesellschaft werden drei Aspekte in den Fokus genommen:
- Innovationen hervorbringen,
- Zukunftsfelder durch Schlüsseltechnologien entwickeln,
- nachhaltig wirtschaften.
Deutschlands Innovationssystem fehlt es an Dynamik
Das deutsche Innovationssystem sei der Analyse zufolge stabil, aber zu wenig dynamisch. Deutschlands Innovationsfähigkeit stagniere. Seit 15 Jahren geht es wegen der starren finanziellen und personellen Strukturen des deutschen Staats nicht richtig vorwärts.
Gründe seien vor allem die wenig dynamischen finanziellen und personellen Strukturen. So sei das Niveau der Wagniskapitalinvestitionen niedrig und die ohnehin fehlenden Fachkräfte würden zunehmend in wertschöpfungsfernen Prozessen wie Berichtspflichten gebunden.
Es sei, so die Studienautoren, höchste Zeit für eine Frischzellenkur für das deutsche Innovationssystem. Innovationen müssten schneller und häufiger den Weg von den Forschungslaboren in den Alltag der Menschen finden.
Internationales Innovationsranking: Deutschland auf Platz 10
Im Vergleich der 35 untersuchten Volkswirtschaften liegt Deutschland mit 45 von 100 möglichen Punkten auf Platz 10 des Gesamtrankings. Damit bewegen sich die Deutschen über die vergangenen 15 Jahre ohne erkennbare Verbesserung kaum von der Stelle.
Mit deutlichem Vorsprung führen vor allem kleinere Wirtschaftsnationen wie die Schweiz (71 Punkte), Singapur (65 Punkte) und Dänemark (60 Punkte) die Rangliste an – Staaten, die sich stark auf einzelne Technologien spezialisieren.
Die USA landen mit 42 Punkten ebenso hinter Deutschland wie das Vereinigte Königreich (41 Punkte) und Frankreich (38 Punkte). Bei China zeigt sich zum ersten Mal seit 2013 kein Innovationszuwachs: Das Land der Mitte verharrt mit 28 Punkten auf Rang 26 der Liste.
Deutschland ist stark bei Nachhaltigkeit, aber schwach bei digitalen Technologien
Im Bereich „Nachhaltiges Wirtschaften“ nimmt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern eine starke Position ein und belegt den dritten Platz hinter Dänemark und Finnland. Trotzdem gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten bei zentralen Wirtschaftsindikatoren wie Umweltinnovationen, Forschung und Entwicklung erneuerbarer Energien sowie Patenten. Insgesamt ist das deutsche System jedoch breit auf Nachhaltigkeitsthemen ausgerichtet.
Sieben Schlüsseltechnologien werden im Innovationsindikator betrachtet:
- Digitale Hardware,
- digitale Vernetzung,
- Produktionstechnologien,
- Energietechnologien,
- neue Materialien,
- Biotechnologie und
- Kreislaufwirtschaftstechnologien.
Im Durchschnitt dieser Bereiche belegt Deutschland den 7. Platz in der Vergleichstabelle. Besonders gut schneidet es in Produktionstechnologien (Platz 1), Energietechnologien (Platz 3) und Technologien der Kreislaufwirtschaft (Platz 2) ab. Jedoch liegt Deutschland nur im Mittelfeld bei der digitalen Vernetzung, wie z.B. künstlicher Intelligenz (Platz 10), sowie bei der Biotechnologie (Platz 14).
Weckruf und Warnsignal
Die Platzierung Deutschlands im Innovationsranking sollte als Warnsignal verstanden werden, da es dem deutschen Innovationssystem an Dynamik, Tempo und Flexibilität mangelt. Um in die Spitzengruppe aufzuschließen, müssen gezielt Technologien gefördert und ein agileres Innovationssystem eingeführt werden, das die schnelle Einführung und Skalierung neuer Geschäftsmodelle ermöglicht und Bürokratie reduziert.
Um das Wirtschaftswachstum Deutschlands in den nächsten Jahrzehnten zu sichern, müssen Produktivität durch innovative Technologien, Geschäftsmodelle und Arbeitskulturen verbessert werden. Die fundamentale Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit erfordert eine Steigerung der Innovationskraft. Um Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand zu erhalten, sind enorme Anstrengungen der Wirtschaft sowie geschickte und marktnahe industriepolitische Rahmenbedingungen notwendig.
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