Die Stiftung Warentest hat wieder einmal die Baufinanzierungsberatung unter die Lupe genommen. Und das Ergebnis war wie eigentlich immer: Schlecht! Lernen die Banken nicht dazu?
Baufinanzierung im Umbruch
Vor kurzem habe ich in einer kleinen Serie über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Baufinanzierung berichtet.
Hier noch einmal die Überschriften und Links der Beiträge:
- Tiefe Preise – neue Kanäle – Veränderungen im Markt für Baufinanzierungen
- Mobile Innovationen für Immobilienkunden: Neue Ideen für ein Kernprodukt
- Baufinanzierung online?! Eine schweizerische Bank macht‘s möglich
Ein Fazit war u.a., dass sich das Baufinanzierungsgeschäft in den letzten Jahren wie keine andere Bankdienstleistung vom Verkäufer- zum Käufermarkt entwickelt hat und dieser Trend anhält. Insbesondere für Filialbanken werden die Zeiten aufgrund der höheren Kostenstruktur damit deutlich schwerer.
Die Herausforderung für den stationären Vertrieb besteht insbesondere darin, den Kunden den Mehrwert der Filialen deutlich zu machen. Dies kann nur gelingen, wenn exzellente Beratung und hochwertiger Service geboten werden.
Dass hier seit langem viel im Argen liegt, bestätigen die Prüfer der Stiftung Wartentest in regelmäßigen Abständen. Auch der neueste Test, dessen Ergebnisse gerade veröffentlicht wurden zeigt, dass die Branche offensichtlich nicht lernfähig ist.
Der Testfall
Die Tester ließen sich in jeweils sieben Filialen von 21 Banken und Vermittlungsgesellschaften zur Finanzierung einer Eigentumswohnung beraten und Kreditangebote erstellen. Der Fall hätte versierten Beratern keine Probleme bereiten dürfen: Ein Ehepaar mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3 820 Euro will für 260 000 Euro eine Wohnung kaufen. Dazu kommen Maklerprovision, Grunderwerbsteuer, Notar- und Grundbuchgebühren. 84 000 Euro hat das Paar bereits gespart und auf verschiedenen Geldanlagen verteilt. Im Monat konnte das Ehepaar maximal 1 380 Euro für die Immobilie ausgeben. Also eine klassische Standardbaufinanzierung, um die am Markt alle Anbieter heftig kämpfen.
Niederschmetternde Ergebnisse
Als Ergebnis stellte die Stiftung Warentest bei vielen der getesteten Banken und Kreditvermittlern erhebliche Mängel fest. Nur zwei Institute, die Frankfurter Volksbank und die Sparda Baden-Württemberg überzeugten mit guter Beratung und zugleich günstigen Kreditangeboten. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden, die Postbank und die Hypovereinsbank fielen mit „mangelhaft“ durch. Zehn Angebote seien befriedigend gewesen, sechs ausreichend.
Die Mängel bei der Beratung und den Finanzierungsangeboten waren unterschiedlich: Hohe Kreditraten, schlechte Ratschläge, dürftige Informationen und zu teure Kredite gehörten dazu. Nur selten wurde anscheinend die Auswirkung der Baufinanzierung auf die finanzielle Situation der Kunden richtig durchgerechnet und erläutert.
Fazit
Baufinanzierung ist inzwischen weitgehend eine Commodity geworden. Damit kommt dem Preis immer mehr Bedeutung zu. Kunden erwarten jedoch auch qualifizierte Beratung und guten Service. Der stationäre Vertrieb steht und fällt mit der Qualität seiner Beratung. Dies gilt in Zeiten digitaler Vertriebswege mehr denn je. Umso mehr muss es erstaunen, dass eine Branche, die sich der grundsätzlichen Herausforderung, die mit einem teuren Filialnetz verbunden ist, durchaus bewusst ist, bei derartigen Tests immer wieder so schlecht abschneidet.
2 Kommentare
Diese Erfahrungen machen wir bundesweit leider auch… Die Beratungsqualität im Bereich Baufinanzierung ist sehr unterschiedlich und deshalb glauben wir auch, dass der Preis nur ein Differenzierungsmerkmal ist. Eine verständliche und gute Beratung (mit bspw. mehr als 1% Tilgung) ist bei diesem Bedarfsfeld noch lange kein Standard. Deshalb lohnt testen in eigener Sache weiterhin. Weitere Infos auch gern auf http://www.Meine-Bank-vor-Ort.de
Als Empfehlung sollte man also mindestens drei Angebote einholen – um dann die Unterschiede festzustellen, zu hinterfragen und damit die jeweiligen Berater zu konfrontieren. Mitzudenken bleibt einem als Kreditnehmer nicht erspart ;-)