Wer die Digitalisierung nur mit der Senkung von Kosten übersetzt vergibt wichtige Chancen. Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten insbesondere im Vertrieb. Die notwendigen Veränderungsprozesse können dabei nur gelingen, wenn die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen mit eingebunden werden.

Zunehmende Digitalisierung der Arbeit

Die Digitalisierung der Arbeit macht auch vor Banken und Sparkassen nicht halt
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Die fortschreitende Digitalisierung führt zu grundsätzlichen und sich immer schneller vollziehenden Veränderungsprozessen in der Arbeitswelt. Die damit einhergehenden technischen Entwicklungen bieten viele Chancen. Für Unternehmen genauso wie für die Beschäftigten. Dennoch schauen diese und ihre Interessenvertretungen alles andere als euphorisch auf diese Prozesse. Denn es gibt auch große Herausforderungen. So führt die digitale Automatisierung von Arbeitsprozessen in zahlreichen Industrien und Dienstleistungssektoren schon jetzt zu starken Arbeitsplatzverlusten. Viele weitere Jobs sind gefährdet. Dabei ist die Frage berechtigt, ob ein solcher Zusammenhang wirklich zwingend ist.

Banken laufen Gefahr, wichtige Entwicklungschancen zu übersehen

In der Bankenbranche ist der Kostendruck durch die Niedrigzinsphase, die Regulierung und andere Entwicklungen so groß, dass aus allen Möglichkeiten die uns die Digitalisierung bietet, zur Zeit vor allem Konsequenzen in Form von Einsparung und Rationalisierung gezogen werden. Die Gefahr ist groß, dass dadurch wichtige Entwicklungschancen übersehen werden.

Denn die durch Digitalisierung frei werdende Arbeitszeit kann auch dazu genutzt werden um die Qualität der Kundenberatung weiter zu verbessern und die Ansprache von (neuen) Kunden auszubauen. Eine solche Herangehensweise kann die Servicequalität gegenüber den Kunden verbessern und damit auch deren Zufriedenheit. Dies böte eine echte Chance, das in den letzten Jahren verloren gegangene Vertrauen in die Bankinstitute zurückzugewinnen. Durch die Aufrechterhaltung des aktuellen Personalstandes und die Ausnutzung der neuen Möglichkeiten der Digitalisierung können zudem die Vertriebskapazitäten gestärkt und ausgebaut werden.

Auch in Deutschland sind trotz des vergleichsweise guten Sozialsystems die Anforderungen an die Menschen, sich privat abzusichern und vorzusorgen, gestiegen. Hier führt die Niedrigzinsphase unter anderem dazu, dass die Menschen sich in absehbarer Zeit mit anderen Anlage- und Sparformen auseinandersetzen müssen, gerade auch wenn in den nächsten Jahren die Inflationsrate wieder steigt. Nur wenige Menschen verfügen über ausreichendes Wissen, um derart wichtige Entscheidungen alleine zu treffen. Hier braucht es qualifizierte Beratung, die nur zu einem kleinen Teil durch Algorithmen bspw. in Vergleichsportalen im Internet ersetzt werden kann. Denn die Lebenssituationen der Menschen sind vielfältig. In derartigen Situationen nah an den (potenziellen) Kunden zu sein ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Banking. Hier können neue Vertriebswege über Apps und Onlinefilialen zur Ansprache der Kunden hilfreich sein.

Natürlich wird bei einem Teil der Finanzprodukte der Beratungsaufwand zurückgehen. Dies trifft vor allem auf Retailprodukte zu. In anderen Bereichen wie dem Private Banking und Asset Management können echte Chancen liegen. Natürlich gehen damit neue Anforderungen an die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen einher. Und dies bedeutet zahlreiche Veränderungen für die Beschäftigten. Soll ein erfolgreicher Umbruch gelingen, müssen die Beschäftigten für die damit einhergehenden Maßnahmen gewonnen werden.

Digitalisierung bringt Veränderungen mit sich

Die Beschäftigten, ihre betrieblichen Interessenvertretungen und ihre Gewerkschaft ver.di haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie notwendigen Veränderungsprozessen nicht entgegenstehen, sondern diese aktiv und konstruktiv mitgestalten wollen.

Eine wichtige Voraussetzung ist dabei die Arbeitsplatzsicherheit. Vereinbarungen zum Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen sind eine wichtige Basis um existenziellen Ängsten entgegenzuwirken. Denn klar ist: Wer Angst davor hat, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, kann sich kaum positiv auf Veränderungsprozesse einlassen. Zudem ist es wichtig, dass die Beschäftigten die Möglichkeit haben, sich auf die neuen Anforderungen einzustellen und sich entsprechend zu qualifizieren. Hier tun die Unternehmen aktuell noch viel zu wenig und delegieren die Verantwortung an die Beschäftigten selbst.

Die Digitalisierung und die damit einhergehende Verlagerung der Beratung in das Internet wecken bei vielen Vorständen zudem neue Begehrlichkeiten bei der Ausweitung von Arbeitszeiten. Eine pauschale Ausdehnung der Arbeitszeiten wird es mit ver.di jedoch nicht geben. Es muss kritisch hinterfragt werden, ob es wirklich der Kundenerwartung entspricht, 24/7 alle Beratungsangebote der Bank abrufen zu können. Auch aus wirtschaftlichen Überlegungen tun die verantwortlichen Vorstände hier gut daran, sehr genau hinzuschauen.

Natürlich bietet die Digitalisierung auf der anderen Seite auch für die Beschäftigten neue Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung und damit beispielsweise Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Die Frage, ob neue Arbeitsmodelle von den Beschäftigten mitgetragen werden, ist eng mit der Frage der Arbeitszeitsouveränität verknüpft. Möglichst große Spielräume bei der Frage zu haben, wann was wo zu erledigen ist, sind dabei sehr wichtig. Hier mangelt es noch an Impulsen der Kreditunternehmen, um einen substanziellen Austausch zwischen den Betriebs- bzw. Tarifparteien anzustoßen und gute Modelle für die Institute und ihre Beschäftigten zu entwickeln.


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