Eine Studie zeigt: Die deutschen Banken und Sparkassen haben 2023 überdurchschnittlich von der Zinswende profitiert. Doch das Zinsgeschäft könnte schon bald wieder an Schwung verlieren.
Zinserträge sind eine zentrale Einnahmequelle für Banken. Der Zinsüberschuss war lange Zeit das traditionelle Rückgrat des Bankgeschäfts und galt als stabile Ertragsquelle. Im Zuge der Niedrigzinsphase sanken diese Erträge erheblich. Die Versuche vieler Banken den Rückgang durch andere Einnahmequellen wie Provisionen oder Gebühren auszugleichen konnte nicht gelingen.
Banken profitieren von der Zinswende
Die sehnlich erwartete Zinswende brachte den Finanzinstituten „über Nacht“ einen Ertragsregen. 2023 konnten deutsche Banken und Sparkassen überdurchschnittlich davon profitieren. Laut einer Analyse von PwC Deutschland und Barkow Consulting stiegen die Zinserträge der Branche 2023 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf rund 111 Milliarden Euro. Bereits 2022 hatten sie um 11 Prozent auf 92 Milliarden Euro zugelegt. Ein so starkes Wachstum hatte es zuletzt 1994 gegeben.
Revival des Einlagengeschäfts
Das Wachstum der Zinserträge wurde vor allem durch das Einlagengeschäft und dessen Anlage angetrieben, dessen Anteil an den gesamten Zinserträgen sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr von 16 auf 33 Prozent mehr als verdoppelte. Der Anteil des Kreditgeschäfts sank hingegen von 55 auf 45 Prozent, blieb jedoch in absoluten Zahlen nahezu unverändert.
Erstmals seit langer Zeit entfiel 2023 wieder mehr als die Hälfte der Zinserträge (53 Prozent) auf das Privatkundengeschäft. Im Vorjahr lag dieser Anteil mit 46 Prozent noch auf einem historischen Tiefstand.
Die Gewinner der Zinswende
Laut der Studie bauten die Zinseinkünfte 2023 ihre Rolle als wichtigste Einnahmequelle der Branche weiter aus: Die Netto-Zinserträge machten im vergangenen Jahr mehr als 70 Prozent der Gesamterträge aller Bankengruppen aus. Bereits 2022 stellten Zinserträge knapp zwei Drittel der gesamten Erträge der Branche. Bei den Volksbanken betrugen sie 2022 sogar 70,8 Prozent, während es bei den Privatbanken „nur“ 58,5 Prozent waren.
Die größten Profiteure der Zinswende waren die Sparkassen, die ihre Zinserträge von 2021 bis 2023 um etwa 57 Prozent steigern konnten, gefolgt von den Privatbanken mit einem Zuwachs von 35,5 Prozent. Die Zinserträge der Volksbanken stiegen im Vergleich dazu um 26 Prozent.
Banken steht Ertragsrückgang bevor
Doch bereits 2024 könnte sich die Situation wieder verschlechtern: Laut dem Analyse- und Prognosemodell dürften die Zinserträge der Banken und Sparkassen, abhängig von verschiedenen Szenarien, im laufenden Jahr bereits zurückgehen. Für 2025 wird mit einer weiteren Verschärfung dieser Rückgänge gerechnet.
Die Analyse basiert auf drei Szenarien, die unterschiedliche Annahmen zur Entwicklung und Anlage der langfristigen Sichteinlagen (Fristentransformation) berücksichtigen:
- Ein Minimum-Szenario von 50 Prozent,
- ein Basis-Szenario von 67 Prozent und
- ein Maximum-Szenario von 75 Prozent.
Im Basis-Szenario sinken die Zinserträge in den Jahren 2024 und 2025 zusammen um 4,6 Prozent, im Minimum-Szenario sogar um 6,9 Prozent.
Rückläufige Gewinne erwartet
Auch die Provisionserträge dürften stagnieren, während die Personal- und Verwaltungskosten weiter steigen. Bereits 2023 verzeichnete die Branche bei den Personalkosten den stärksten Anstieg seit der Jahrtausendwende. Zusätzlich wird für 2024 und 2025 mit erhöhten Kreditrisiken gerechnet, nachdem bereits 2023 insbesondere im gewerblichen Immobiliensektor deutlich höhere Ausfälle und eine verstärkte Risikovorsorge zu beobachten waren.
Positiv wirken hingegen die entfallenden Belastungen aus der Europäischen Bankenabgabe, da die Aufbauphase für den Abwicklungsfonds 2023 abgeschlossen wurde.
Im Vergleich zu 2023 sind dennoch bereits 2024 teils deutlich niedrigere Vorsteuergewinne zu erwarten. Die Auswirkungen variieren dabei je nach Geschäftsmodell und Positionierung im Einlagengeschäft erheblich, was sich zum Teil schon in den bisher veröffentlichten Halbjahresergebnissen 2024 zeigt.
Handlungsfelder für Banken
Die wirtschaftlichen Aussichten sind von erheblichen Risiken und Unsicherheiten geprägt. Banken sollten den aktuellen Anstieg der Zinserträge nutzen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen künftige Herausforderungen wie geopolitische Krisen, zunehmende Cyberrisiken und konjunkturelle Schwächen zu stärken.
Neben einer weiteren Steigerung der Prozesseffizienz, etwa durch den Einsatz innovativer Technologien, könnte auch der Ausbau des Angebots in Bereichen wie Verbriefung und ESG-Finanzierung ein sinnvoller Ansatz sein.
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