Banking ist uncool? Hierzulande vielleicht, in Singapur hat die OCBC Bank ein attraktives neues Konzept für die Zielgruppe „junge Erwachsene“ gestartet, das durchaus als Vorbild für „frischen Wind“ taugt.
Hintergrund
Die Oversea-Chinese Banking Corporation (OCBC Bank) ist eine der führenden Lokalbanken in Singapur. Vor ziemlich genau einem Jahr hat sie unter der Marke „Frank“ ein neues Zielgruppenkonzept für junge Erwachsene gestartet. Es beinhaltet eigene Filialen, einen separaten Internetauftritt und spezielle Produkte für diese interessante Zielgruppe. Natürlich gehört auch ein entsprechender Auftritt auf Social Media Kanälen dazu.
Der Name „Frank“ resultiert aus der Wortphrase „Frankly speaking“ (offen gesagt/frei heraus) und soll den Anspruch auf Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Einfachheit herausstellen.
Das nachfolgende Video gibt einen guten ersten Einblick in den frischen Marktauftritt von Frank:
Vertriebskanal Filiale
Spannend finde ich, dass OCBC nicht nur auf das Internet als Vertriebskanal, sondern auch auf Filialen setzt. Hier ein Blick in eine solche Filiale, die wohl eher an einen Espresso- oder Mobilfunkshop als an eine klassische Bankfiliale erinnert.
Spezielle Produkte
Im Vordergrund stehen Zahlungsverkehrsprodukte, so z.B. Debit- und Kreditkarten, deren Optik man aus 130 modernen Designs auswählen kann.
Ein spezielles Produkt ist ein Zielspartopf mit einem speziellen höheren Zinssatz. Damit soll es möglich sein, Geldflüsse in nur einem Konto für verschiedene Ausgaben und Ziele verteilen und besser kontrollieren zu können.
Weiterhin werden durch Kooperationen mit Einzelhändlern attraktive Rabattangebote für Frank-Kunden ermöglicht.
Erste Erfahrungen
Nach Pressemitteilungen hat OCBC mit dem neuen Konzept inzwischen einen Marktanteil von über 25 Prozent in der relevanten Zielgruppe erreicht. Ich hatte Gelegenheit, ein kurzes Interview mit Ms Chng Bee Leng, Head of Mass Affluent der OCBC Bank, zu führen.
Hier die (übersetzten) Fragen und Antworten
Wann war der offizielle Start von Frank?
„Frank by OCBC“ wurde am 18. Mai 2011 gestartet.
Wie sieht die genaue Definition der Zielgruppe von Frank aus?
Wir haben zunächst beobachtet, dass es nicht viele Finanzinstitute gibt, die aktiv mit jungen Menschen zwischen 18 und 24 in eine echte Bankbeziehung treten.
Dann haben wir mit vielen jungen berufstätigen Erwachsenen über ihre Bankerfahrungen gesprochen und dabei festgestellt, dass sie sehr enttäuscht von den klassischen Bankkonzepten sind. Insbesondere das fehlende Engagement bei der Kundenbeziehung und die angebotenen Produkte und Dienstleistungen stellten die wenigsten wirklich zufrieden.
Wir haben uns daraufhin ganz gezielt auf die Bedürfnisse, die Verhaltensweisen, die Präferenzen und den Lifestyle dieser jungen Menschen ausgerichtet und dabei eine große Chance gesehen, ein völlig neues Bankerlebnis für sie zu kreieren. Unser Ziel war es, ein ganzheitliches, einfaches und zugleich bedeutsames stylisches Bankerlebnis zu schaffen, zu dem die Kunden eine echte Beziehung entwickeln können.
Wie sehen Sie die ersten Ergebnisse von Frank, verglichen mit der Zeit davor?
Wir haben ein wirklich tolles Feed-back auf Frank erhalten und die Zahl der neuen Kunden stieg beeindruckend an. Wir erhielten Anfragen zum Konzept aus allen Teilen der Welt sowohl von Banken, die mehr Details in Erfahrung bringen wollten, als auch von jungen Menschen, die gerne eine Bank wie Frank in ihrer Heimat hätten. Die Zahl der Frank-Kunden hat sich seit unserem Start mehr als verdoppelt.
Haben Sie Pläne für den zukünftigen Ausbau im Hinblick auf neue Produkte oder Kanäle?
Zu den derzeit drei Frankfilialen werden wir dieses Jahr zwei weitere eröffnen.
Bewertung
Die Herausforderung, der sich alle Banken (in allen Zielgruppen) heute stellen müssen lautet: “wie kann ich mich mit meinen Kunden optimal vernetzen?”. Eine besondere Bedeutung nehmen dabei die Zugangskanäle für Bankleistungen ein, die es ermöglichen müssen, eine nachhaltige Kundenbeziehung zu schaffen. Dies ist gerade in der Zielgruppe von Frank (der Generation Y) von besonderer Bedeutung, wie verschiedenen Studien belegen, auf die ich vor kurzem in einem Beitrag hingewiesen habe.
Jungen Menschen zu helfen, ihr Geld clever und einfach zu managen und das Ganze dann noch mit einer zeitgemäßen Verpackung zu versehen erscheint mir die wichtigste Lektion aus dem Frank Projekt, die auch hierzulande anwendbar ist.
Diskutieren Sie mit
Wie finden Sie Frank? Kennen Sie vergleichbare Konzepte? Ich freue mich auf Ihre Komentare.