Als ich vor einiger Zeit mit einigen Bankvertretern über die Zukunft des Bankings diskutierte, musste ich an eine alte Weisheit der Dakota Indianer denken, deren Beachtung auch für Finanzdienstleister durchaus Sinn machen würde.
Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab. – Weisheit der Dakota Indianer
Eigentlich logisch, denn tote Pferde kann man nicht reiten. Zumindest sollte man das meinen.
Finanzdienstleister sollten keine toten Pferde mehr reiten
Doch wie schaut es mit „toten“ Projekten, Produkten oder Leistungen in der Finanzbranche aus?
- Man denke an Core-Banking-Systeme, von denen nicht viele ein immer größer werdendes Hindernis auf dem Weg in eine erfolgreiche Digitalisierung darstellen und für die nicht wenige Institute und IT-Dienstleister händeringend nach COBOL-Programmierern suchen, um sie am Leben zu halten.
- Wie war das mit der Geldkarte, die jahrelang als Zukunft des Bezahlens gepriesen wurde. In Zeiten des kontaktlosen Bezahlens ist sie in Vergessenheit geraten. Giropay/Paydirekt ereilte kürzlich dasselbe Schicksal. Auf die Zukunft der European Payments Initiative (EPI) darf man (noch) gespannt sein.
- Gibt es wirklich noch Institute – sogar Direktbanken – bei denen Wertpapier-Handelsaufträge per Fax eingereicht werden?
- In vielen SB-Zonen gibt es immer noch Kontoauszugsdrucker und SB-Überweisungsterminals, obwohl inzwischen fast alle Online Banking nutzen.
- Nicht wenige würden an dieser Stelle vermutlich auch Bankfilialen nennen. Zumindest die, in die keine Kunden mehr kommen, fallen in die Rubrik.
Und dann gibt es Institutsübergreifend, wie Institutsspezifisch noch viele weitere „tote Pferde“ von denen meist nur Insider berichten.
Was Unternehmen tun, wenn Projekte nicht den gewünschten Erfolg bringen
Im Berufsleben versuchen wir oft andere Strategien bei toten Pferden als die Dakota-Indianer:
- wir besorgen uns eine stärkere Peitsche.
- wir wechseln die Reiter.
- wir sagen, so haben wir das Pferd schon immer geritten.
- wir erklären: kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht mehr reiten kann.
- wir gründen einen Arbeitskreis um das tote Pferd zu analysieren.
- wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
- wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde.
- wir bilden eine Task-Force, um das Pferd wiederzubeleben.
- wir machen zusätzliche Mittel locker, um die Leistung des Pferdes zu erhöhen.
- wir kaufen Leute von außerhalb ein, die angeblich tote Pferde reiten können.
- wir schieben eine Trainingseinheit ein, um besser reiten zu lernen.
- wir stellen fest, dass andere auch tote Pferde reiten und erklären dies zum Normalzustand.
- wir stellen Vergleiche unterschiedlicher toter Pferde an.
- wir ändern die Kriterien, die besagen, dass ein Pferd tot ist.
- wir lassen das Pferd schnellstens zertifizieren.
- wir schirren mehrere tote Pferde gemeinsam an, damit wir schneller werden.
- wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es bessere oder billigere tote Pferde gibt.
- wir erklären, dass unser Pferd besser, schneller und billiger tot ist als andere Pferde.
- wir bilden Qualitätszirkel, um eine Verwendung für tote Pferde zu finden.
- wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.
- wir kaufen etwas zu, das tote Pferde schneller laufen lässt.
- wir sourcen das Pferd aus.
- wir vergrößern den Verantwortungsbereich des toten Pferdes.
- wir entwickeln ein Motivations-Programm für tote Pferde.
- wir strukturieren um, damit ein anderer Bereich das tote Pferd bekommt.
- wir ändern die Anforderung von „reiten“ in „bewegen“ und erteilen einen neuen Entwicklungsauftrag.
Und überhaupt
- Wer sagt eigentlich, dass man tote Pferde nicht reiten kann?
- Wetten, dass das Vieh nur simuliert.
- Und wenn man das tote Pferd schon nicht reiten kann, dann kann es doch wenigstens eine Kutsche ziehen.
Wo sehen Sie weitere „tote“ Pferde, die durch die Bankenlandschaft gehetzt werden? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.