Vom Digital Growth Hacker zum Prompt Engineer

Wie neue Technologien die Arbeitswelt verändern

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Zählen Titel mehr als Fähigkeiten? Wenn, dann wohl nur kurzfristig. Fest steht, dass technologische Neuerungen auch neue Titel und Aufgabengebiete nach sich ziehen. Eines davon ist der sogenannte Prompt-Engineer, der im Zuge des KI-Hypes derzeit stark gefragt ist.

Cartoon: Einstellungsgespräch mit einem IT-Fachmann

Worum es bei der Einstellung eines IT-Experten wirklich geht…
© Tom Fishburne

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Growth Hacking ist ein Bereich des Marketings, der sich darauf konzentriert, Startups und deren Dienstleistungen oder Produkte auf schnelles Wachstum (Growth) auszurichten. Es bezeichnet intelligente und oft kostenfreie Taktiken (sogenannte „Hacks“), die Unternehmen dabei unterstützen, bestimmte Kennzahlen wie Registrierungen, Käufe oder Empfehlungen zu steigern.

Vor nicht allzu langer Zeit waren sogenannte Growth Hacker sehr gefragt. Ihre Aufgabe besteht darin, Nutzer von einem Schritt zum nächsten zu führen und dabei kontinuierlich die Conversion-Rate jedes Schrittes zu messen und kreativ zu optimieren.

Der Fokus liegt dabei auf den folgenden 5 Schritten der Kundenakquise und ‑bindung:

  1. Akquisition: Besucher auf die Website bringen.
  2. Aktivierung: Besucher dazu bewegen, sich zu registrieren.
  3. Bindung: Besucher aktivieren und dazu bringen, aktiv zu sein.
  4. Monetarisierung: Aktive Benutzer zum Kauf überzeugen.
  5. Weiterempfehlung: Aktive Benutzer zur Empfehlung motivieren.

Der Titels „Growth Hacker“ verschwand schnell, aber die Elemente des Wachstumsmarketings haben weiterhin Bestand.

KI-Prompt-Engineers sind gefragt

Aktuell sind Prompt Engineers gesucht, da viele Unternehmen sich darum bemühen, wie sie mit generativer KI arbeiten können. Insider zufolge werden Gehälter von bis zu 375.000 Dollar für Prompt-Ingenieure bezahlt, selbst für diejenigen, die keinen technischen Hintergrund haben.

Ein Prompt Engineer nutzt KI-Modelle wie ChatGPT, Dall-E oder Midjourney und ist zuständig für das Verfassen von „guten“ Prompts. Ein Prompt stellt eine text- oder codebasierte Eingabe dar, die die Maschine dazu auffordert, ein spezifisches Ergebnis zu erzeugen.

Dank der Fähigkeit von KI-Modellen, hochkomplexe Ergebnisse zu generieren, können Arbeitsprozesse in verschiedenen Branchen erleichtert oder beschleunigt werden. Damit die erzeugten Ergebnisse jedoch tatsächlichen Mehrwert bieten können, sind qualitativ hochwertige Prompts von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund hat sich der Beruf des Prompt-Engineers praktisch über Nacht zu einer der begehrtesten Positionen in der heutigen Zeit entwickelt.

(Fast) jeder kann Prompt Engineer werden

Bislang existiert noch keine spezifische Ausbildung für Prompt-Engineers. Dennoch haben bereits zahlreiche Unternehmen Stellenanzeigen veröffentlicht, um ihren Personalbedarf in diesem Bereich zu decken.

Theoretisch können sich alle Personen, die sich intensiv mit den Funktionen von KI-Modellen auseinandersetzen, als Prompt-Engineers betätigen. So können z.B. auch Redakteure oder Texter zu Prompt-Engineers werden, indem sie sich mit Tools wie ChatGPT beschäftigen, um bei der Erstellung von Artikeln oder Produktbeschreibungen von KI-Unterstützung zu profitieren.

Kein Wunder also, dass sich der Titel „Prompt-Engineer“ plötzlich in vielen Profilen auf Portalen wie LinkedIn oder Xing wiederfindet.

Jobs der Zukunft

Mit der rasanten Entwicklung der KI-Modelle könnte der Hype jedoch – ähnlich wie beim Growth Hacker ‑ schnell wieder vorbei sein. Mit jeder neuen Version von Tools wie ChatGPT verändern sich die Rahmenbedingungen und damit auch die Anforderungen an einen Prompt-Engineer. Während zu Beginn noch Codierungskenntnisse und bestimmte Faktoren eine wichtige Rolle spielten, wird es zunehmend einfacher, qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Allerdings dürfte das Wissen, wie man mit KI-Tools arbeitet, zunehmend zum Standard gehören.

Auf lange Sicht ist der Fokus weniger auf den „Titel des Tages“ als vielmehr auf der allgemeinen digitalen Weiterbildung. KI-Prompt-Engineering ist nur ein weiterer Bereich in einem endlosen Lehrplan der digitalen Weiterbildung, dem wir alle unsere Aufmerksamkeit schenken müssen.

Das Risiko besteht weniger darin, dass KI Ihren Job übernimmt, sondern vielmehr das Risiko, dass jemand, der weiß, wie man KI einsetzt, Ihren Job übernimmt.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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