In Zeiten der Digitalisierung verändert sich auch ein eher von langfristigen Geschäften geprägter Bereich wie die Baufinanzierung. Eine Expertenumfrage hat die zukünftige Rolle der Banken und Sparkassen in einem digitalen Ökosystem Immobilienfinanzierung untersucht.
Banken in anderen Ländern haben schon frühzeitig erkannt, dass es im Bereich der Immobilienfinanzierung und –vermittlung vielfältige Möglichkeiten gibt, digitale Innovationen zu nutzen. Beispiele sind der schweizerische Hypomat oder mobile Lösungen für australische und kanadische Bankkunden.
Hierzulande ist Baufinanzierung eine Produktkategorie bei Banken und Sparkassen, in der digitale Innovationen noch selten zu sein scheinen. Dass sich z. B. noch kein FinTech explizit an das Thema herangewagt hat, deutet auf die besonderen Herausforderungen hin, die dieses Produktfeld mit sich bringt. Die Digitalisierung bietet jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten, auch für neue Wettbewerber.
Expertenumfrage zur Digitalisierung der Baufinanzierung
IBI-Research hat in einer Expertenumfrage Meinungen und Stimmen zur Digitalisierung im Themenfeld Immobilienfinanzierung gesammelt und zu einer Kurzstudie verdichtet. Untersucht wurde, wie Kunden beim Erwerb eines Eigenheims digital unterstützt werden können, von welchen Dienstleistern diese Unterstützung in einem digitalen Ökosystem stamm und wo Differenzierungspotenzial für Banken und Sparkassen besteht.
Ökosystem Immobilienfinanzierung
Demnach sind 68 Prozent der befragten Experten der Meinung, dass ein Kreditinstitut die Führung in einem digitalen Ökosystem Immobilienfinanzierung übernehmen wird, so dass sich hier Ideen für neue Geschäftsfelder erahnen lassen.
Dass Kreditinstitute Teil eines digitalen Ökosystems zur Erfüllung des Kundenwunsches „Immobilienerwerb“ sein werden, ist in den Augen der Experten (fast) sicher. Über zwei Drittel der Befragten sind zudem der Meinung, dass eine Bank oder eine Sparkasse auch die Führung darin übernehmen wird.
Anderen Unternehmensgruppen wird diese Rolle weit weniger häufig zugetraut: 27 Prozent sehen Immobilienmakler als potenzielle Leiter eines solchen Ökosystems 25 Prozent sehen FinTechs oder Internet-Oligarchen und 22 Prozent Bauträger/Generalunternehmer. Weiteren Berufsgruppen wie z. B. Bausachverständigen, Notaren oder Steuerberatern wird diese Rolle nicht zugerechnet; auch mit ihrer Beteiligung rechnet nur rund die Hälfte der Experten. Die Beteiligung weiterer Unternehmen aus den Branchen Hausverwaltung, Handwerk und Umzugsdienstleistung wird noch weitaus geringer eingeschätzt.
Vielfältige digitale Angebote im Bereich Baufinanzierung
Bezüglich des bankseitigen Angebots halten es 90 Prozent der Befragten für wahrscheinlich, dass Kreditinstitute ihren Kunden zukünftig eine Möglichkeit zur digitalen Hinterlegung wichtiger Dokumente anbieten werden. Darin sind beispielsweise Notarverträge und Finanzierungsdokumente gespeichert und von Kunden jederzeit abrufbar. 81 Prozent der befragten Experten stimmen (eher) zu, dass Kunden diese Möglichkeit auch nutzen werden.
Mehr Wettbewerb durch Digitalisierung
Aus der Realisierung eines digitalen Ökosystems Baufinanzierung resultieren neue Konzepte für die zukünftige Ausgestaltung der Ansprache- und Produktangebote. 82 Prozent der Teilnehmer glauben, dass zukünftig auch FinTechs in der Immobilienfinanzierung innovative Lösungen präsentieren werden, somit also auch in diesem Bereich ein verstärkter Wettbewerb zu erwarten ist. Vorteil der Kreditinstitute ist, dass sie auf einem Vertrauensverhältnis mit ihren Kunden insbesondere in diesem Themenfeld aufbauen können und mit entsprechenden Aktivitäten Ihre Marktposition erfolgreich verteidigen können.
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