Digitales Banking: 5 Jahre – 3 Technologien

Bestandaufnahme und Zukunft der Digitalisierung (1/2)

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Nach fünf Jahren Digitalisierungs-Hype gilt es, Bilanz zu ziehen. Von welchen Entwicklungen profitieren Banken tatsächlich und in welchem Umfang? Drei Technologien stehen dabei im Fokus.

Digitalisierung im Banking: Status und Ausblick

Technologien im Banking: Was bleibt und was kommt?

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Die Digitalisierung bei Banken und Vermögensverwaltern ist in den letzten Jahren deutlich fortgeschritten. Grund genug, einmal einen Blick auf die Erfolge – auch auf die ausgebliebenen – zu werfen und ein Zwischenfazit zum fortschreitenden Einsatz digitaler Technologien im Banking zu ziehen. Ein Blick auf Robo Advisory, Robotic Process Automation und Distributed Ledger.

Robo Advisory – die digitalisierte Beratung

Robo Advisory, der rein digitalen oder digital unterstützten Vermögensberatung, sagte man 2015 eine beachtliche Entwicklung voraus. Während im Jahr 2015 Kunden-Assets in Höhe von zusammen rund 100 Millionen Euro durch Robo Advisor verwaltet wurden, trauten manche Analysten der Technologie bis 2019 eine Steigerung auf 20 Milliarden Euro Assets under Management (AuM) zu.

Die tatsächliche Zahl, die aktuell bei Statista für das Jahr 2019 zu finden ist, liegt allerdings bei AuM von 7 Milliarden Euro. Dies ist gegenüber 2015 zwar nicht der prognostizierte 200-fache, aber doch der 70-fache Wert. Augenblicklich sprechen manche Prognosen von 25 Milliarden AuM für das Jahr 2023.

Fest steht, dass Robo Advice in Deutschland bereits eine wachsende Rolle spielt. Treiber dafür sind die Demokratisierung des Wealth Management und neue Kundensegmente mit kleineren Vermögen, teilweise deutlich unter einer Million Euro, die durch die Möglichkeiten der Digitalisierung für Privatbanken derzeit viel attraktiver werden als früher.

Sogar MiFID II fordert ja eine situationsgerechte Beratung und damit eine klare Segmentierung der Klienten. Ein deutscher Technologieanbieter wie Scalable Capital hat sich etabliert (und mit der ING einen bedeutsamen Kunden gewonnen). Während sich zugleich Vermögensverwalter wie die Quirin Privatbank neue digitale Standbeine schaffen – der Online-Ableger quirion bietet bereits ab 1.000 Euro eine professionelle Vermögensverwaltung – dank Robo Advisory.

Festzustehen scheint: Damit Robo Advice zum Erfolg führt, braucht man ein gutes Branding und einen entsprechenden Vertriebskanal.

Robotic Process Automation – noch auf Jahre hilfreich

Ein weiteres Feld für die Automatisierung im Wealth Management stellt die Prozessautomatisierung dar, genauer gesagt: die Robotic Process Automation (RPA). General Motors hatte schon 1962 Industrieroboter in der Produktion eingesetzt – Banken haben die Möglichkeiten von Software-Robots naturgemäß etwas später für sich entdeckt.

Dennoch: PWC prophezeite 2015, dass RPA 45 Prozent aller Tätigkeiten – über alle Branchen hinweg – automatisieren könne und sich so weltweit 2.000 Milliarden Dollar Arbeitskosten einsparen ließen. Accenture zeichnete 2016 ein ähnliches Bild: Prozesskosten sollten dank RPA um bis zu 80 Prozent sinken und entsprechende Investments sich mitunter innerhalb von nur drei Monaten amortisieren. Im Juni 2019 bestätigte Gartner den Trend: RPA sei das am schnellsten wachsende Marktsegment der Enterprise Software.

Die Nutzenversprechen von RPA haben sich also bewahrheitet, auch für Finanzdienstleister. Allerdings ist der aktuelle Erfolg von RPA auch in ihrem Charakter als Brückentechnologie begründet. Denn robotergestützte Prozessautomatisierung ermöglicht es derzeit, auch die noch nicht digitalisierten Schnittstellen in Prozessen zu digitalisieren. Mittel- und langfristig jedoch, nach einer echten Front-to-End-Digitalisierung, wird RPA überflüssig.

Distributed Ledger – technologische Reife und Tokenisierung

Vor fünf Jahren sagten viele Analysten der Blockchain-Technologie eine maximale Disruptions-Wirkung voraus. Aber die großen Konsortien wie etwa R3 zerfielen schon bald. Bedeutende Teilnehmer wie Goldman Sachs, Santander, Morgan Stanley und JPMorgan Chase zogen sich bereits 2016 bzw. 2017 wieder zurück. Viele fragten sich, ob die Distributed Ledger-Technologie (DLT) überhaupt ein Problem löse.

Heute muss die Antwort darauf „Ja“ lauten. DLT ist jetzt eine reife Technologie, und der Gesetzgeber und die Regulierungsbehörden bereiten sich darauf vor, Tokens als eine digitale Wertpapiergattung sui generis zu behandeln und dafür den entsprechenden gesetzlichen Rahmen zu schaffen.

Die Blockchain macht beim Handel mit Assets nicht nur Intermediäre überflüssig und reduziert so Kosten – durch Tokens wird auch prinzipiell jeder erdenkliche Vermögensgegenstand handelbar, ob das Anteile an privaten Kunstsammlungen, einzelnen Wohnimmobilien oder Parkhäusern sind. Banken und Vermögensverwalter sind dadurch in der Lage, völlig neue Assetklassen zu schaffen, die durch eine geeignete Stückelung auch für kleinere Anleger attraktiv werden. Kryptowährungen wie Bitcoin waren Wegbereiter der Technologie und Auslöser für den Blockchain-Hype – die Tokenisierung aber stellt sich heute als der zentrale Anwendungsfall für DLT dar.

Fazit: Nicht jede Technologie ist gekommen, um zu bleiben

Die nähere Betrachtung der Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass zumindest die drei hier erörterten Technologietrends ihre Berechtigung hatten und haben; auch wenn nicht in jedem Fall die Umsetzung mit der prognostizierten Geschwindigkeit erfolgt ist. Robo Advisory gehört zweifelsfrei die Zukunft, und mit der Tokenisierung ganz neuer Assetklassen tritt auch die Blockchain- bzw. Distributed Ledger-Technologie derzeit in ihre Reifephase ein. Der Siegeszug der Robotic Process Automation dürfte dagegen ein absehbares Ende finden. Bei einer wirklich durchgängigen Digitalisierung verliert die Brückentechnologie RPA letztlich ihren Nutzen.

 

In der Fortsetzung dieses Artikels werden fünf Handlungsfelder beschrieben, die Banken adressieren sollten, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern.

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Über den Autor

Karl im Brahm

Karl im Brahm ist CEO der Avaloq Sourcing (Europe) AG und verantwortet als Head of Germany die Aktivitäten der Avaloq Gruppe im deutschen Markt. Er war unter anderem Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der Deutschen Postbank AG sowie Mitglied des Vorstands bei der S Broker AG & Co. KG und der Deutschen WertpapierService Bank AG. Bevor er 2018 zu Avaloq wechselte, hatte er als CEO einer Beratungsgesellschaft diverse Mandate für Digitalisierungs- und Vertriebsprojekte bei verschiedenen deutschen Großbanken inne.

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