Skandinavien gehört zu den Vorreitern, wenn es um den bargeldlosen Zahlungsverkehr und Mobile Payment geht. Jetzt hat Dänemark dies nochmals unterstrichen: Der Scheck verschwindet!
Als der Scheck im Jahr 1857 geboren wurde, war er nicht nur erwünscht, sondern auch wertgeschätzt. Frischer Wind für die Wirtschaft, Vorantreiben des Umsatzes und Erleichterung im täglichen Geschäft. Der Scheck bedeutete, dass man nicht mehr unbedingt Bargeld in der Bank abheben musste, um Zucker oder Butter zu kaufen – sofern man nur das Scheckheft und einen Kugelschreiber dabei hatte. Es war der Scheck, der dazu inspirierte, ein Konto zu eröffnen, damit man sein Gehalt überwiesen bekam und so nicht mehr Bargeld mit sich rumtragen musste. Der Scheck war der Grundstein für das dänische PBS-System (Zahlungsverkehrssystem der Geldinstitute, heute NETS) und er hat uns jahrelang mit Millionen von Ausfertigungen gut gedient.
Aber jetzt, 139 Jahre, nachdem das erste Exemplar ausgestellt wurde, ist er nicht mehr zeitgemäß. In Dänemark war 2017 das Jahr, in dem der Scheck in Rente geschickt wurde. Am 30. Dezember 2016 kündigten die dänischen Geldinstitute das Scheckabkommen, das den Kunden bisher ermöglichte, jeden ausgestellten Scheck im eigenen Institut ausbezahlt zu bekommen. Trotz eines langen und erfolgreichen Daseins ist dafür nun kein Platz mehr in den modernen Brieftaschen der Dänen.
Ein vorhersehbares Ende des Schecks
Das Todesurteil des Schecks in Dänemark ist zurückzuführen auf die vielen neuen digitalen Zahlungsverfahren, die Dänemark und den Rest von Skandinavien fest im Griff haben. Die Möglichkeit, Zahlungsverkehr anhand eines breiten Spektrums von Kreditkarten, via Netbank und auch seit Kurzem via Zahlungs-Apps wie MobilePay und Sydbank Wallet durchzuführen, hat den Scheck überflüssig gemacht.
Dänemark gehört zusammen mit Schweden, Norwegen und Finnland zu den europäischen Ländern, die am wenigsten Bar- und Scheckzahlungen haben – somit kommt das Schicksal des Schecks nicht unbedingt überraschend. Gemäß der Nationalbank wurden Mitte der Achtzigerjahre rund 200 Millionen Schecks in Dänemark ausgestellt, eine Zahl, die gemäß der Statistik 2015 auf 1,52 Millionen gefallen ist.
Kostenintensiv: Bargeld und Scheckverwaltung
Die Kündigung des Abkommens hängt auch mit den hohen Kosten zusammen, die Bargeld- und Scheckverkehr mit sich bringen. Es dauert zum Beispiel drei Tage, einen Scheck abzuwickeln, hingegen bedarf es nur eines Klicks oder „Swipe“, um eine Zahlung via MobilePay durchzuführen. Bartransaktionen sind daher ein großer Posten für die Geldinstitute. Gemäß der dänischen Nationalbank beliefen sich die Kosten 2009 auf gut zwei Milliarden dänische Kronen.
Mindset als Voraussetzung für digitales Bezahlen
Der digitale Vorsprung in Skandinavien auf dem Gebiet des Zahlungsverkehrs hat seinen Ursprung auch in der bestehenden Einstellung bezüglich Technologie und Digitalisierung. Gemäß dem Index der Europa-Kommission für die digitale Gesellschaft 2017 sind Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden die am umfangreichsten digitalisierten Länder in Europa – eine Platzierung, die entstanden ist, da die Digitalisierung im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit steht.
Gleichzeitig ist die individuelle Bereitschaft zur Digitalisierung in diesen Ländern enorm hoch. Die Dänen sind etwa sehr offen gegenüber neuen digitalen Lösungen, und sie werden hierin besser und besser. Von dem Zeitpunkt an, als MobilePay auf den Markt kam – nämlich 2013 – vergingen etwa drei Jahre, bis diese mobile Zahlungsmöglichkeit eine Nutzergruppe von drei Millionen Menschen hatte, und dies bei einer Gesamtbevölkerung von rund 5,7 Millionen Einwohnern. Als die Dankort 1984 eingeführt wurde, dauerte es mehr als 15 Jahre, um die gleiche Anzahl von Nutzern zu erreichen.
Ein warmer Abschiedsgruß
Betrachtet man die Tendenz in Skandinavien bezüglich der digitalen Zahlungsmöglichkeiten, dann ist es nicht verwunderlich, dass der Scheck in Dänemark seinem Ende entgegensieht und Platz macht für neue moderne technisierte Formen des Zahlungsverkehrs. Aber wir werden uns sicher noch lange an ihn erinnern, und der Scheck bekommt einen Ehrenplatz in der Geschichte der analogen Bankgeschäfte.
Der Beitrag erschien ursprünglich als Teil des Jahrbuchs 2017/18 des Vereins Finanzplatz Hamburg. Das Jahrbuch können Sie hier herunterladen oder als Hardcopy bestellen.