In der Diskussion um die Abschaffung von Bargeld werden häufig auch wirtschaftliche Gründe zitiert. Eine Studie hat jetzt die wirtschaftlichen Auswirkungen digitaler Zahlungen in großen Städten auf der ganzen Welt untersucht.
Roubini ThoughtLab hat im Auftrag von Visa die wirtschaftlichen Auswirkungen von elektronischen Zahlungen wie Karten oder mobile untersucht. Dazu wurden Ergebnisse einer Umfrage unter 3.000 Verbrauchern und 900 Unternehmen in sechs Städten (Tokio, Chicago, Stockholm, Sao Paolo, Bangkok und Lagos) auf Grundlage spezifischer demografischer und wirtschaftlicher Daten auf 94 andere Städte auf der ganzen Welt hoch, um jeweils die Nettoauswirkungen einer Verlagerung hin zu einer bargeldlosen Wirtschaft auf Verbraucher und Unternehmen an jedem Ort zu bestimmen. Zudem wurden für die Analyse weitere Quellen herangezogen.
In der Studie geht es nicht um die Abschaffung von Bargeld. Stattdessen sollen die potentiellen Vorteile und Kosten einer signifikant verstärkten Nutzung digitaler Zahlungen quantitativ bestimmt werden.
Hoher Nettogewinn durch digitales Bezahlen
Die Studie schätzt, dass eine größere Bindung an elektronische Zahlungen wie Karten und mobile Zahlungen einen Nettogewinn von bis zu 470 Milliarden USD pro Jahr erbringen könnte. Das entspricht etwa drei Prozent des durchschnittlichen BIP für diese Städte.
Den Berechnungen liegt die Annahme zugrunde, dass die Gesamtbevölkerung einer Stadt so viele digitale Zahlungen vornimmt wie die Top 10 Prozent der Nutzer in dieser Stadt heute.
In der Studie werden die unmittelbaren und langfristigen Vorteile einer geringeren Abhängigkeit von Bargeld für drei Hauptgruppen abgeschätzt: Verbraucher, Unternehmen und Behörden.
- Verbraucher könnten demnach geschätzte direkte Nettogewinne von fast 28 Milliarden USD im Jahr erzielen. Diese Auswirkungen würden sich aus Faktoren wie einer Zeitersparnis von bis zu 3,2 Milliarden Stunden bei der Durchführung von Banking-, Einzelhandels- und Transit-Transaktionen ableiten, sowie aus einer Reduzierung der Kriminalität im Zusammenhang mit Bargeld.
- Unternehmen könnten geschätzte direkte Gewinne in Höhe von mehr als 312 Milliarden USD pro Jahr erzielen. Diese Auswirkungen würden sich aus Faktoren wie einer Zeitersparnis von bis zu 3,1 Milliarden Stunden bei der Abwicklung ein- und ausgehender Zahlungen sowie erhöhten Verkaufserlösen aufgrund von erweiterten Kundenstämmen online und im Ladengeschäft ableiten. Die Studie kam ferner zu dem Ergebnis, dass das Entgegennehmen von Bargeld und Schecks Unternehmen 7,1 Cent von jedem erhaltenen Dollar kostet, im Vergleich zu 5 Cent von jedem aus digitalen Quellen kassierten Dollar.
- Behörden könnten pro Jahr geschätzte direkte Gewinne von fast 130 Milliarden USD erzielen. Diese Auswirkungen würden sich aus Faktoren wie erhöhten Steuereinnahmen, erhöhtem Wirtschaftswachstum, Kosteneinsparungen aufgrund von Verwaltungseffizienzen sowie geringeren Kosten durch Kriminalität aufgrund einer Reduzierung der Kriminalität im Zusammenhang mit Bargeld ableiten.
Die Verlagerung hin zu digitalen Zahlungen kann ferner als Katalysator für die Wirtschaftsleistung der Stadt insgesamt wirken – inklusive BIP, Beschäftigung, Löhnen und Produktivitätswachstum.
Die Studie liefert 61 Empfehlungen für politische Entscheidungsträger, die ihre Städte durch eine verstärkte Einführung digitaler Zahlungen effizienter machen wollen. Zu den Empfehlungen gehören u. a. die Durchführung von Programmen zum Finanzwissen, um Menschen ohne Bankkonto den Einstieg ins Banksystem zu erleichtern, die Implementierung von Anreizen zum Stimulieren von Innovationen mit Schwerpunkt auf der Skalierung neuer Zahlungstechnologien sowie die Implementierung sicherer Open-Loop-Zahlungssysteme in allen Transportnetzen.
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