Digitales Zentralbankgeld – Innovationspotenzial für Sparkassen

Kundenwünsche mit modernen Angeboten bedienen

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Die Modernisierung des Finanzsektors zeigt sich insbesondere in Innovation beim Zahlungsverkehr. Krypto-Währungen erfahren steigende Nachfrage. Zentralbanken entwickeln eigenes, digitales Geld für Endverbraucher. Für Sparkassen bietet das vielfältige Chancen.  

Hohes Innovationspotenzial von digitalem Zentralbankgeld für Banken

Digitales Zentralbankgeld hat hohes Innovationspotenzial für neue Geschäftsfelder.

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Die Corona-Pandemie hat in der Welt der Banken- und Finanzdienstleister die Spielregeln geändert und diese Umstände zwangen die Marktteilnehmer zu beachtlichen Innovationssprüngen. Sie gehen maßgeblich auf veränderte Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden zurück, die wiederum aus den neuen Gegebenheiten der Pandemie entstanden.

Es hat sich unter anderem der Wunsch nach schnellen, bequemen, sicheren und effizienten Zahlungsdiensten noch weiter verstärkt. Dies verwundert nicht, denn innovative Finanzdienstleister bieten schon länger digitale Zahlungsdienste für Privat- und Geschäftskunden an. Die Pandemie war für viele Kunden der Anstoß, dieses Angebot zu testen und zu nutzen. Das hat Konsequenzen für das Geschäft traditionell ausgerichteter Banken und Finanzdienstleister. Es zwingt sie, digitaler zu werden und diese Entwicklung ist weltweit zu beobachten. Gleichzeitig nehmen die Innovationen im globalen Finanzsektor zu.

Digitales Zentralbankgeld ist im Kommen

Digitales Zentralbankgeld ist dabei eine der interessantesten Entwicklungen im Bereich des Zahlungsverkehrs. Überall auf der Welt arbeiten Zentralbanken an dieser neuen Form des Geldes und setzen Pilotprojekte um. Die Auswirkungen und Einsatzmöglichkeiten eines möglichen digitalen Euros der Europäischen Zentralbank (EZB) sind für etablierte Banken, wie die Sparkassen-Finanzgruppe aktuell noch nicht gänzlich absehbar und doch ist es ein spannendes Zukunftsthema, dem sich alle Institute früh widmen.

Digitales Zentralbankgeld ist derzeit in vielen Regionen der Welt bereits in der Erprobungsphase und teilweise auch schon im Einsatz. Die Bahamas haben als erstes Land der Welt eine eigene, komplett digitale Zentralbank-Währung für ihre Bürger an den Start gebracht, den „SandDollar“. In China kann man bei den Winterspielen 2022 in Peking bereits mit dem sogenannten „eYuan“ bezahlen, in Europa erprobt beispielsweise die schwedische Riksbank die „eKrona“. Die EZB hat Ende letzten Jahres eine zweijährige Investigationsphase zum digitalen Euro gestartet.

Modern, digital, reguliert?

Die Idee dahinter: Bargeld ist derzeit das einzige echte “Zahlungsprodukt” der Zentralbanken für Endkunden. Bargeld verliert jedoch an Bedeutung und Corona hat diese Entwicklung noch beschleunigt. Mit einem eigenen elektronischen Geld, können und wollen Zentralbanken auch weiterhin im Zahlungsverkehr relevant bleiben. Zudem bietet ein solches digitales Zentralbankgeld auch weitere Vorteile.

Zum Beispiel kann ein paneuropäisches Zahlungsmedium die Abhängigkeit von nicht-europäischen Zahlungsunternehmen mindern, eine Alternative zu den vielen privaten Krypto-Währungen bieten und Innovation im Finanzsektor innerhalb der Eurozone fördern. Zahlungen via privater Coins und Krypto-Währungen kommen meist ganz ohne Bankkonten aus und werden deshalb meist weniger reguliert als die klassischen Zahlungsinstrumente.

Für Banken kann der Trend hin zu diesen neuen, privaten Krypto-Zahlungsmitteln bedeuten, dass sie weitere Kontaktpunkte mit ihren Kunden verlieren. Zudem sind viele dieser Krypto-Zahlungsmittel häufig nicht durch echte Werte gedeckt und schwanken erheblich, deshalb sind sie auch weniger als echte Zahlungsalternative geeignet, sondern vor allem als Spekulationsobjekt.

Vertrauen mit technologischer Innovation koppeln

Die Sparkassen-Finanzgruppe hat hier eine interessante Chance, auf Grundlage eines geplanten digitalen Euros an einer neuen Entwicklung und neuen Geschäftsmöglichkeiten teilzuhaben. Denn ein möglicher digitaler Euro der EZB wird den klassischen Intermediären, also den Banken und Sparkassen eine ganz wesentliche Rolle im Kontakt mit den Endkunden einräumen. Für Sparkassen öffnet sich hier also ein neues Feld, um Kundenbedürfnisse mit innovativen Angeboten zu bedienen.

Wenn Sparkassen es schaffen, das vorhandene Vertrauen ihrer Kunden mit den neuen technologischen Möglichkeiten des digitalen Euros zu verknüpfen, stehen ihnen Wachstumschancen und Wettbewerbsvorteile ins Haus. Je nach Ausgestaltung des digitalen Euros erhalten die Sparkassen ganz neue Ansatzpunkte, wie zum Beispiel wirksame Tools zur Kundenbindung durch klug entwickelte Zusatzfunktionen für die digitale Währung. Um hier im Wettbewerb ganz vorne zu bleiben, setzen sie sich frühzeitig mit der möglichen Ausgestaltung und dem Design des digitalen Euros auseinander.

Die Schnittstelle zum Endkunden besetzen

Wie oben beschrieben, ist es sehr wahrscheinlich, dass der digitale Euro in einem zweistufigen Modell eingeführt wird, bei dem die Geschäftsbanken und Sparkassen als Intermediäre, die Schnittstelle zum Endkunden besetzen, ähnlich wie auch beim Bargeld. Damit sind die klassischen Intermediäre voraussichtlich in einer guten Situation, die neuen technischen Möglichkeiten eines digitalen Euros für eigene zusätzliche Produkte und Dienstleistungen zu nutzen.

Es ist beispielsweise denkbar, dass der digitale Euro programmierbar sein wird. So kann gesteuert werden, wie und für was das digitale Geld genutzt werden soll und darf. Oder es kann hinterlegt werden, dass die Zahlung erfolgt, sobald eine bestimmte Bedingung erfüllt oder ein Ereignis eingetreten ist. Die genaue Ausgestaltung eines möglichen digitalen Euros steht allerdings noch nicht fest und damit auch nicht die möglichen Implikationen für die Banken als Intermediäre.

Die Weichen für alle Anwendungsszenarien jetzt stellen

Damit Banken diese Möglichkeiten tatsächlich nutzen können, müssen sie sich über mögliche Use Cases Gedanken machen, Organisation und Mitarbeiter vorbereiten sowie Systeme und Infrastrukturen fit für den digitalen Euro machen. Das richtige „Timing“ solcher Aktivitäten ist natürlich wie immer entscheidend. Im Mittelpunkt sollten dabei die Kundenwünsche und mögliche Use-Cases stehen, die Sparkassen mit Eigenentwicklungen rund um den digitalen Euro vorantreiben können.

Die Technologie, auf deren Grundlage der digitale Euro basiert, ist wie beschrieben noch nicht endgültig entschieden, aber natürlich ein wichtiger Baustein mit Blick auf das Innovations- und Geschäftspotenzial für Banken, aber auch auf die möglichen Kosten. Häufig wird beim digitalen Euro von DLT (Distributed Ledger Technology) gesprochen. Dabei ist eine Abbildung des digitalen Euros auf konventionellen Plattformen, wie zum Beispiel TIPS, also über zentrale Konten keinesfalls abwegig und wird von der EZB sehr intensiv geprüft. DLT ist sicher allgemein eine enorm wichtige Zukunftstechnologie und auch für die Sparkassen von zentraler Bedeutung, da sie wesentliche innovative Zusatzfunktionen und moderne Service-Angebote ermöglicht, bei gleichzeitig sehr hoher Effizienz. Hier müssen alle Institute entsprechende Expertise aufbauen.

Entwicklung neuer Geschäftsmodelle vorantreiben

Banken werden die Entwicklung von Geschäftsmodellen im Rahmen der bekanntwerdenden Designelemente des digitalen Euros anstoßen und sich gleichzeitig für weitere Szenarien – je nach Ausgestaltung und Variationen – vorbereiten. Wer jetzt bereits erste Praxiserfahrungen sammelt, kann später schnell auf neue Gegebenheiten beim digitalen Euro reagieren und Angebote mit Mehrwert zur Verfügung stellen.

Damit wären wir beim wichtigsten Faktor, der Zeit. Die Time-to-Market muss möglichst kurz gehalten werden, um anderen innovativen Playern nicht das Spielfeld zu überlassen. Denn die Vergangenheit hat beim Thema „Digitalisierungen des Finanzsektors“ leider offenbart, dass viele Akteure in den Startlöchern stehen, um mit digitalen Innovationen um die Gunst der Kunden zu werben.

Die Zeit nutzen

Zeit also, zu analysieren, wie die eigene Strategie aussehen soll, je nachdem in welcher Form und in welchem Design der digitale Euro letztlich am Markt ankommen wird. Die Sparkassen sind hier auf einem guten Weg und behalten auch immer die Best-Practice-Beispiele aus anderen Ländern im Blick und studieren, wie und mit welchen Funktionen die digitale Währung dort ausgestattet wurde.

Zieht man hieraus die richtigen Lehren und kombiniert diese mit den eigenen Fähigkeiten sowie dem Vertrauen der Kunden, steht einer erfolgreichen Geschäftsstrategie rund um digitales Zentralbankengeld nichts mehr im Wege.

Über den Autor

Nils Beier

Dr. Nils Beier ist Geschäftsführer im Bereich Finanzdienstleistungen bei Accenture Strategy und Experte für digitales Zentralbankgeld (DZBG). Er unterstützt Banken, FinTechs und Neobanken sowie die öffentliche Verwaltung bei der digitalen Transformation. Der Jurist hat über 20 Jahre Erfahrung in der Strategie-Beratung, u.a. bei McKinsey und hat für den juristischen Dienst der Europäischen Kommission gearbeitet.

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