Führungskräfte erwarten massive Veränderungen durch Digitalisierung und sehen gute Wachstumsperspektiven für Europa. Die Chancen werden aber gerade in Deutschland unterschätzt.
Digitale Technologien können die Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidend verbessern und das Wachstum auf dem Kontinent ankurbeln, so der Konsens unter führenden europäischen Wirtschaftsvertretern. Demnach sind 96 Prozent der befragten Vorstände überzeugt, dass die Digitalisierung die Wettbewerbsfähigkeit Europas steigern wird. Mit Blick auf die Konjunkturaussichten wächst der Optimismus: 60 Prozent der Manager glauben, dass sich die wirtschaftliche Lage Europas in den kommenden drei Jahren verbessern wird. Im vergangenen Jahr waren das nur 46 Prozent. Deutsche Führungskräfte sind besonders positiv gestimmt: 68 Prozent von ihnen erwarten eine weitere Verbesserung bis 2017.
Obwohl die Chancen der Digitalisierung erkannt werden, gehen die Wirtschaftsvertreter davon aus, dass Europa nicht mit China oder den USA mithalten kann. 61 Prozent der Befragten sehen die US-Wirtschaft bei der Digitalisierung aktuell in einer führenden Rolle. Immerhin 53 Prozent glauben, dass die USA auch in drei Jahren noch dieser Position sein werden. Die Konkurrenz durch China wird hingegen zunehmen. Etwa die Hälfte (51 Prozent) der Befragten meint zwar, dass Europa bei der Entwicklung digitaler Technologien derzeit China voraus ist, doch nur 30 Prozent erwarten, dass dieser Vorsprung auch 2017 noch gehalten werden kann.
Digitalisierung als Herausforderung
Viele Führungskräfte nehmen die digitale Revolution als große Herausforderung wahr, denn sie wird kurzfristig weitreichende Auswirkungen auf alle Wirtschaftszweige haben. 62 Prozent der Befragten glauben, dass die Digitalisierung bestehende Geschäftsmodelle in ihrer Branche innerhalb der kommenden zwölf Monate grundlegend verändern oder gar obsolet machen wird. 63 Prozent befürchten dadurch Kunden an die Konkurrenz zu verlieren, sollte es ihnen nicht gelingen, die neuen Technologien zeitnah zu adaptieren. Dennoch investieren die Unternehmen bisher vor allem mit dem Ziel der Effizienzsteigerung in digitale Technologien (60 Prozent). Nur 40 Prozent der Befragten tun dies, um neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Digitale Technologien helfen dabei, Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken. Die Digitalisierung kann auch dazu beitragen, die Produktivität zu steigern und Innovation anzutreiben. Deshalb sollten Firmen ihre Investitionen in digitale Technologien in den Bereichen bündeln, die unmittelbar zu mehr Wachstum führen. Außerdem müssen sie den Einsatz dieser Technologien zu einem Kernbestandteil ihrer Geschäftsstrategien machen.
Nach Ansicht der Befragten ist die europäische Wirtschaft trotz dieser Herausforderungen im globalen Vergleich bereits gut aufgestellt. Eine Mehrheit (61 Prozent) ist überzeugt, dass Europa ausreichend wettbewerbsfähig ist und 47 Prozent glauben, dass die Wettbewerbsfähigkeit sich in den nächsten drei Jahren sogar weiter verbessern wird. Damit dies erreicht wird, sehen die Wirtschaftsvertreter drei Handlungsfelder als besonders wichtig an: 40 Prozent der Befragten fordern weitere Investitionen in den Ausbau der digitalen Infrastruktur, 38 Prozent wollen spezielle Innovations-Cluster errichten und 35 Prozent erwarten zusätzliche Maßnahmen der Politik, um das Investitionsklima für Unternehmen in Europa zu verbessern.
Deutsche besonders optimistisch
Die deutschen Unternehmensführer sind laut der Studie besonders überzeugt von der aktuellen Stärke der europäischen Wirtschaft: 85 Prozent halten Europa für wettbewerbsfähig, und 52 Prozent glauben, dass die Wettbewerbsfähigkeit in den nächsten drei Jahren weiter zunimmt. Allerdings unterschätzen sie das disruptive Potenzial der Digitalisierung: Nur 41 Prozent gehen davon aus, dass sich bestehende Geschäftsmodelle in ihrer Branche durch digitale Technologien in kurzer Zeit grundlegend ändern werden. Etwas weniger als die Hälfte (44 Prozent) glaubt, dass ihr Unternehmen im Zuge der Digitalisierung Kunden an die Konkurrenz verlieren wird.
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