Eine aktuelle Studie zeigt: In vielen Unternehmen nimmt mit zunehmenden Wachstum auch das Silo-Denken in den Abteilungen zu. Das hemmt jedoch nicht nur Innovationen, sondern kann auch dazu führen, dass Wachstumschancen und Effizienzsteigerungen verpasst werden.
Zahlreiche Unternehmen haben Schwierigkeiten, den vollen Wert der Digitalisierung zu erkennen. Eine aktuellen Studie von Accenture zufolge liegt ein wichtiger Grund dafür in der fehlenden Zusammenarbeit zwischen den kritischen Geschäftsfunktionen. Die Studie untersucht Probleme des Silo-Denkens in Zeiten der digitalen Transformation von Unternehmen aus vierzehn verschiedenen Branchen und elf Ländern.
Demnach geben weltweit 75 Prozent und 74 Prozent der Führungskräfte in der DACH-Region an, dass ihre Abteilungen bei der Digitalisierung eher konkurrierten als zusammenarbeiteten. Das führe dazu, dass die Kosten für die digitale Transformation stiegen und die die zu erwartenden Umsatzgewinne sich drastisch reduzierten.
Die aktuelle Krise beschleunige zwar die Digitalisierung, sie fördere aber auch das altbekannte Problem von „Walled Gardens“. Diese hindern Unternehmen nicht nur daran, ihre Geschäfte zu digitalisieren, sondern setzt sie auch der Gefahr einer langsameren Erholung und eines verlangsamten Wachstums aus.
Silodenken verursacht hohe Kosten
In der Vergangenheit haben zahlreiche Unternehmen redundante Investitionen in bestimmte Technologien getätigt. Der Mangel an funktionsübergreifender Zusammenarbeit und Abstimmung schade diesen Unternehmen, wie einige Zahlen veranschaulichen:
- Zwischen 2017 und 2019 verursachten Investitionen in digitale Projekte einen Kostenanstieg von fast sechs Prozent weltweit bzw. 4,4 Prozent in der DACH-Region.
- Der Jahresumsatz stieg durch die Digitalisierung von Funktionen nur um weniger als die Hälfte des erwarteten Wertes.
- Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen sah überhaupt keine Steigerung ihres Umsatzwachstums durch digitale Investitionen.
Digitale Champions zeichnen sich durch Zusammenarbeit aus
Auch ohne die zusätzlichen Herausforderungen einer globalen Krise hätten Führungskräfte in sämtlichen Bereichen bereits erkannt, dass sie sich fehlende Kooperation innerhalb ihres Unternehmens oder zwischen ihren Geschäftsfunktionen nicht leisten können. Eine kleine Gruppe von Unternehmen (weltweit 22 Prozent, in der DACH-Region 19 Prozent) erzielte durch ihre interne Zusammenarbeit eine deutlich höhere Wertschöpfung aus digitalen Technologien.
Zwischen 2017 und 2019 erzielten diese „Champions“ durch die Digitalisierung ihrer Geschäftsfunktionen deutlich bessere finanzielle Ergebnisse. Mit digitalen Projekten generierten sie zusätzliche Einnahmen, die viermal so hoch waren wie die anderer Unternehmen.
Champions aus der DACH-Region haben gut ein Fünftel ihres Gesamtumsatzes in digitale Projekte investiert – und das sehr profitabel. Ihr EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) wuchs von 2017 bis 2019 um 12,2 Prozent. Dagegen schrumpfte das EBITDA-Wachstum der übrigen Unternehmen um 6,2 Prozent.
Champions auch in der Aktienkursentwicklung mit Vorteilen
In der weiteren Analyse zeigt sich, dass die Champions den durch die Corona-Krise verursachten Abschwung im Hinblick auf die durchschnittliche Aktienkursentwicklung ebenfalls besser überstanden haben als ihre Konkurrenten. Das lasse in den Augen der Studienautoren darauf schließen, dass diese Unternehmen, mit dem, was sie „anders machten“, ihre Wettbewerbsfähigkeit inmitten des sich verschlechternden Wirtschaftsklimas steigerten. Das zeige sich besonders in folgenden Aspekten:
- Zu den Geschäftsstrategien von Champions gehören Handlungsempfehlungen, wie die digitale Transformation über alle Funktionen hinweg umgesetzt wird. Jede Führungskraft übernimmt Verantwortung für die Strategie mit und bezieht Beteiligte ein.
- In den meisten Unternehmen treibt eine hochrangige Führungskraft die gesamte digitale Transformation voran und ist für den digitalen Erfolg in jeder Funktion verantwortlich.
- Bei Projekten liegt der Schwerpunkt auf solchen, die Menschen zusammenbringen und die Kooperation zwischen den einzelnen Geschäftsfunktionen stärken, wie z.B. das Management vernetzter Geräte und die Digitalisierung von technischen Daten.
- Digitale Lösungen und Plattformen sind interoperabel, was es umso wahrscheinlicher macht, dass digitale Plattformen nahtlos ineinander übergreifen.
- Champions haben einheitliche Regeln dafür, wie ihre Informationstechnologie zur Unterstützung der Unternehmensplanung mit der Betriebstechnologie – welche die Herstellung und den Betrieb steuert – zusammenarbeiten soll.
5 zentrale Vorgehensweisen von Champions
Champions unterscheiden sich durch fünf zentrale Vorgehensweisen von anderen Unternehmen:
- Champions verdeutlichen den Funktionsträgern, was digitale Transformation für die Organisation bedeutet und warum alle Funktionen zusammenarbeiten sollten.
- Champions nehmen Führungskräfte in die Verantwortung dafür, wie gut sie in digitalen Transformationsprojekten kooperieren und kollaborieren.
- Champions priorisieren Projekte, die eine funktionsübergreifende Zusammenarbeit fördern.
- Champions investieren in Plattformen, die eine nahtlose Zusammenarbeit ermöglichen, und skalieren diese rasch, um IT-Insellösungen abzubauen.
- Champions definieren klare Regeln für ihre Informations- und Betriebstechnologie und machen transparent, wie beide ineinandergreifen.
Die digitale Transformation kann der Studie zufolge nur durch verpflichtende funktionsübergreifende Zusammenarbeit gelingen. Neben der Effizienz und Produktivität werde sie zu einem entscheidenden Faktor für Erfolg und Differenzierung in schwierigen Zeiten, so die Studienautoren. Komplexe Krisen wie die Corona-Pandemie ließen sich nicht mit Silos, sondern nur mit Teams bewältigen, die über funktionale und organisatorische Grenzen hinweg zusammenarbeiteten.
Infografik: Digitalisierung erfordert funktionsübergreifende Zusammenarbeit
Die folgende Infografik fasst wichtige Ergebnisse der Studie zusammen und zeigt, dass eine erfolgreiche digitale Transformation funktionsübergreifende Zusammenarbeit statt Silo-Denken voraussetzt.
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