Don Quijote – der Banker von La Mancha

Die Digitalisierung und der Kampf gegen die Windmühlen

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Für manche Kreditinstitute scheint die Digitalisierung dem Kampf von Don Quijote gegen die Windmühlen zu gleichen. Doch während diese nur schwer zu gewinnen scheint, wartet bereits die nächste Herausforderung am Bankenhorizont.

Digitalisierung gleicht mitunter dem Kampf mit den Windmühlen

Die digitale Transformation scheint in einigen Banken Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen zu entsprechen.

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„Wie jetzt?“, fragte sich Don Quijote und blickte verdutzt um sich. Der letzte Kampf gegen den Riesen Digitalisierung hatte ihn viel Kraft gekostet. Nun lag er – wieder einmal – am Boden und ihm brummte der Schädel.

Sein Beraterstab, den er aus unerfindlichen Gründen „Rosinante“ nannte, stand um ihn herum, grinste verlegen und ein paar seiner Consultants machten trotz der demütigenden Situation, in der sich ihr Chef befand, das absolut unangebrachte „Daumen hoch“ Zeichen.

„Hab ich gewonnen?“ Don Quijote – der tatsächlich Johann von Bleibtreu hieß und CEO einer mächtigen Bank war – versuchte sich zu erinnern. Er hatte heute Morgen doch alles richtig gemacht! Oder nicht? Leise Zweifel senkten sich in sein Herz, als er dem mitleidigen Blick von Sancha Panza, seiner treuen Gefährtin und Chefassistentin begegnete. Die kräftige Dame zog ihren Chef mit einem spielerisch wirkenden Ruck wieder auf die Beine und putzte mit ein paar geschickten Griffen seinen Anzug wieder sauber.

Digitalisierung ist mächtig

„Alles okay!“, meinte Sancha leise. „Das nächste Mal funktioniert es bestimmt. Es konnte ja niemand wissen, wie mächtig die Digitalisierung in Wirklichkeit ist.“

Der Ritter von der Digitalisierung war ihm schon von weitem aufgefallen. Seine starken Arme, die sich wie im Wind zu drehen schienen, zogen Johann – pardon: Don Quijote – magisch an. Von Anfang an war ihm klar, dass ihn ein Sieg über diesen Gegner unvergesslich machen würde. Also hatte er sich gewappnet, auf seine Rosinante geschwungen und war gegen die Digitalisierung angeritten. Und dann hatte es „Wumm“ gemacht. Don Quijote war, wie von Windmühlenflügeln getroffen, durch die Luft gewirbelt und anschließend unsanft auf dem Boden der Realität gelandet.

Strukturen aufbrechen und neue Wege gehen

„Vielleicht haben wir die Komplexität der Sache doch unterschätzt?“, murmelte Don Quijote für einen CEO ungewohnt selbstkritisch. „Vielleicht reichen ein paar professionelle Präsentationen doch nicht, um einen so mächtigen Gegner in die Knie zu zwingen!“

Er blickte in die Runde seines Rosinante-Teams und stellte fest, dass seine Consultants auch schon bessere Tage gesehen hatten. Die lang andauernden Gefechte hatten ihre Spuren in den mageren Gesichtern der Berater hinterlassen. Vor allem die blutige Schlacht von Bitcoin, als sie gegen eine so gut wie unsichtbaren und unangreifbaren Gegner kämpfen mussten, steckte ihnen noch allen in den Gliedern. Da half es auch wenig, dass sie nach dem Gefecht wenigstens die unbezwingbar geltenden Weinfässer eines berühmten Rioja-Händlers mutig niederrangen.

Sancha Panza klopft ihrem Chef aufmunternd auf die Schultern.

„Vergessen wir für heute einmal den Ritter Digitalisierung.“, flüsterte sie ihm vertraulich ins Ohr. „Wer verliert und läuft von hinnen, kann ein andern‘ mal gewinnen.“, reimte sie etwas unpassend.

Andererseits…

Es war höchst an der Zeit für einen fulminanten Sieg! Dafür war es notwendig, bestehende Strukturen aufzubrechen und neue Wege zu gehen. Sancha Panza wusste es, Don Quijote wusste es ebenso und auch Rosinante, dem Team ohne Furcht und Tadel war es klar: der nächste Kampf musste gewonnen werden.

Koste es, was es wolle!

Ruhm und Ehre durch die digitale Transformation

Denn auch wenn sie es im Eifer des Gefechtes nicht wahrhaben wollten: Dulcinea von Shareholder, jene Dame, die Don Quijote in anbetungsgleicher Verehrung zu beeindrucken versuchte, beäugte misstrauisch das Geschehen und machte sich peinlich genaue Notizen über das Geschick ihres edlen Ritters und CEO.

„Das nächste Mal muss es aber klappen!“, rief Don Quijote mit der Zuversicht eines gescheiterten Optimisten, nicht ohne einen liebevollen Seitenblick auf seine Dulcinea. Er musterte die zuversichtlichen Gesichter seiner Getreuen: Sancha Panza, Rosinante, sein Team (auch wenn ein paar Unverbesserliche schon wieder das „Daumen hoch“-Zeichen machten) und wusste, dass er nicht allein war.

Er konnte es schaffen. Diesmal würde er nicht mit der feinen Klinge kämpfen, sondern den überschweren Zweihänder auspacken. Schluss mit dem sentimentalen Geschwafel von Ruhm und Ehre, man musste auch bereit sein, für den Erfolg verbrannte Erde zu hinterlassen. Die Geschichte würde es einem danken.

Agiles Management als nächste Herausforderung

Denn die nächste Herausforderung wartete schon, und dieses Gefecht  musste gewonnen werden. Man kämpfte hier ja nicht gegen Windmühlen, sagte sich Don Quijote mit dem Mut der Verzweiflung.

Seine Augen richteten sich zuversichtlich in die Ferne und sein Selbstvertrauen kam zurück. Schon war die Digitalisierung und die unschöne Erfahrung an diese Auseinandersetzung vergessen, als er am Horizont den nächsten würdigen Gegner erblickte: Agiles Management!

So viel Ruhmreiches hatte er schon über diesen Ritter gehört. Agiles Management kam aus fernen Landen und brach mit allem, was Don Quijote einst schätzte und was ihm so vertraut war. Bewährte Strukturen und erprobte Organisationsformen mussten weichen, wo Agil auftauchte. Agil war flexibel und unbürokratisch.

Und – das wusste Don Quijote ganz gewiss – dieser Ritter würde Dulcinea außerordentlich gut gefallen.

Also zeigte er auf die mächtige Gestalt in der Ferne und rief Sancha Panza und Rosinante furchtlos zu: „Auf zu neuen Herausforderungen. Es ist der Ritter von Agil, den es zu besiegen gilt!“

Das einzige, was Don Quijote ein klein wenig nervös machte, war die Tatsache, dass alle seine Berater unvermittelt wieder das „Daumen hoch“ Zeichen machten.

Wie auch damals, bei der Digitalisierung.

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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