Es begab sich zur Weihnachtszeit, als die Zinsen niedrig waren und die Gebühren immer höher wurden. Ein Kunde wollte 15.000 Euro anlegen und suchte nach der passenden Bank.
Seit über 15 Jahren war er nun Kunde bei der Sparkasse. Die Mitarbeiter in der kleinen Geschäftsstelle vor Ort sind stets nett und freundlich zu ihm gewesen. Und in all den vergangenen Jahren hatte er zu Weihnachten sogar ein kleines Geschenk bekommen. Auch über den Glückwunschbrief zu seinem Geburtstag freute er sich jedes Jahr, zeigte der ihm doch, dass man an ihn dachte und wertschätzte.
Ein bisschen wehmütig erinnerte sich der Kunde an die Zeiten, in denen das Girokonto bei seiner Sparkasse noch kostenlos war und es bei Nachfrage immer eine gute Empfehlung für die Geldanlage gab.
Doch vor kurzem wurde die kleine Geschäftsstelle mit den sympathischen Mitarbeitern leider geschlossen. Angeblich kamen nicht mehr genug Kunden dorthin und war jetzt zu teuer geworden.
Verstanden hat das unser Kunde nicht, denn vor kurzem hatte der Vorstand der Sparkasse in einer Zeitung berichtet, wie toll man im letzten Jahr wieder verdient hätte.
Immerhin war der Geldautomat noch da.
Den neuen Mitarbeiter, der seitdem für ihn als Kundenbetreuer zuständig war, kannte er nicht. Gemeldet und vorgestellt hatte der sich auch nicht bei ihm.
Und so begab er sich woanders auf die Suche nach Möglichkeiten für die Anlage seiner 15.000 Euro.
Die Suche nach der Geldanlage
Im Nachbarort gab es eine Filiale der Volksbank. Der Kunde hatte gehört, dass auch dort freundliche Menschen arbeiten sollten. Doch leider musste unser Kunde zu den Öffnungszeiten in der entfernten Großstadt arbeiten. Der Versuch, über das Internet geeignete Informationen zu gelangen scheiterte. Immer, wenn es interessant wurde, kam die Aufforderung, er möge doch bitte in die Filiale kommen, damit man seine Fragen beantwortet könne…
In der Nähe seines Arbeitsortes gab es die Filiale einer Großbank. Die suchte er in einer Mittagspause auf. Leider konnte man ihm dort nicht weiterhelfen. Der Anlageberater hatte nur Zeit für Kunden mit mehr als 100.000 Euro und so viel waren es ja nicht, die der Kunde gerade jetzt anlegen wollte.
Wenn ihn einer gefragt hätte, wie viel Geld er insgesamt sein Eigen nannte… Er hätte schon gesagt, dass es über 500.000 Euro wären… Aber es hat ihn niemand danach gefragt…
Beim Warten stellte der Kunde übrigens fest, dass das Girokonto bei der Großbank sogar noch teurer als bei seiner Sparkasse war…
Eine Bank im Internet?
Der Kunde suchte weiter. Ein Bekannter hatte ihm kürzlich von einer Bank im Internet berichtet, die ganz tolle Angebote hätte und bei der er zusätzlich sogar einen Geschenkgutschein bekäme. Also schaute er sich am Abend die Webseite an und erblickte dort nicht nur den Hinweis auf eine automatische Vermögensverwaltung, die sein Geld verwalten und mehren würde, sondern sogar noch ein kostenloses Girokonto.
Aus Erfahrung wusste der Kunde, dass es einen Zusammenhang zwischen „mehr Zinsen“ und „Risiko“ gibt. Also hatte noch ein paar Fragen zu der Anlage. Als er anrief und um Auskunft bat, wurde ihm jedoch erklärt, dass dies leider nicht möglich sei. Als Direktbank würde man die Kunden nicht beraten…
Er musste also weitersuchen…
FinTech?
Da er gerade nichts Besseres zu tun hatte, suchte er weiter im Internet. Interessant, was es da alles so gab. Eine Bank bot eine Kreditkarte aus echtem Metall an. Leider war die dem Kunden zu schwer und für die Geldanlage gab es dort nichts, was ihm gefiel.
Plötzlich und unvermutet stieß er auf ein FinTech. Dieses schien die Lösung seiner Probleme zu sein – bis, ja bis er feststellte, dass es auch dort keine persönliche Beratung geben würde. Zudem hätte er für das Angebot ein Konto bei einer Bank eröffnen sollen, von der er bis zu diesem Tag noch nie etwas gehört hatte. Das wollte er aber nicht, denn wie sollte er jemandem vertrauen, von dem er nicht einmal den Namen kannte? Es stellte sich heraus, dass das FinTech selbst gar keine Bank war. Das fand der Kunde sehr seltsam.
Die rettende Idee
Da hatte unser Kunde die rettende Idee. Eigentlich brauchte er das Geld gar nicht. Und Weihnachten stand vor der Tür. Also schenke er die 15.000 Euro seiner Nichte. Die freute sich riesig und kaufte sich davon ein neues Auto.
Und so waren alle glücklich:
- Der Kunde, dass er jemandem eine große Freude machen konnte.
- Die Sparkasse, weil er weiter dort Kunde blieb.
- Die Nichte, über das neue Auto.
- Die Großbank, dass sie in ihrer Strategie, nur ausgewählte Zielgruppen zu beraten, nicht gestört wurde.
- Die Direktbank, die einen Geschenkgutschein gespart hatte, was in Zeiten negativer Zinsen viel Geld bedeutet.
- Das FinTech, weil es eine weitere E-Mail-Adresse eingesammelt hatte und darüber stolz seinen Investoren berichten konnte.
Und noch einer freute sich, obwohl er in unserer kleinen Geschichte gar nicht vorkam. Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank. Er freute sich darüber, dass seine Strategie, durch niedrige Zinsen den Konsum zu beflügeln endlich einmal funktioniert hatte …
Die Geschichte ist natürlich frei erfunden und Ähnlichkeiten mit existierenden Banken, Sparkassen oder FinTechs wären rein zufällig, wohl aber beabsichtigt.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein frohes und entspanntes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein sicherlich wieder spannendes Bankenjahr.