Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin gegen den Chef der Deutschen Börse wegen des Verdachts des Insiderhandels. Das Frankfurter Amtsgericht hatte zuvor die Beendigung des Verfahrens abgelehnt.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen Kengeter
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt weiterhin gegen Carsten Kengeter, Chef der Deutschen Börse, wegen des Verdachts des Insiderhandels. Das Amtsgericht der Mainmetropoloe hatte zuvor die Beendigung des Verfahrens gegen den Manager abgelehnt. „Die vorläufige Einstellung ist komplett vom Tisch“, sagte heute eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde. Das betreffe auch die Geldbußen in Gesamthöhe von 10,5 Millionen Euro, die der Dax-Konzern dann hätte zahlen müssen. „Die Ermittlungen werden jetzt fortgeführt.“ Nach Angaben der Anklagebehörde begründete das Amtsgericht seine Entscheidung mit dem nicht unerheblichen Tatvorwurf und der Stellung des Beschuldigten. Daher sei eine Einstellung nicht angemessen. Weiteren Klärungsbedarf in der Sache haben auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die hessische Börsenaufsicht angemeldet. Unklar ist damit weiterhin, wer die Deutsche Börse vom nächsten Jahr an führen wird. Aufsichtsratschef Joachim Faber hatte erklärt, das Kontrollgremium werde sich erst nach Abschluss aller Verfahren mit einer Vertragsverlängerung für Kengeter befassen. Dessen Vertrag endet am 31. März 2018. Am Nachmittag wurde ein Insiderbericht bekannt, demzufolge am kommenden Donnerstag der Aufsichtsrat der Börse zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen wird. Das Unternehmen wollte das nicht kommentieren.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
EZB: Banken halten Geldvergabe-Standards hoch
Unternehmen im Euroraum sind im dritten Quartal dieses Jahres trotz der konjunkturellen Erholung nicht leichter an Kredite gekommen als im Vorquartal. Die Geldhäuser hielten ihre Standards für Darlehen weitgehend unverändert, wie die Europäische Zentralbank (EZB) heute in Frankfurt mitteilte. Zwar habe unter anderem der Wettbewerbsdruck für eine Lockerung der Bedingungen gesprochen, dagegen habe aber die Risikotoleranz der Institute gestanden. An der EZB-Umfrage nahmen 141 Geldhäuser teil.
Hufeld: Behörden brauchen Übergangslösungen für Brexit
Felix Hufeld, Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), hat vor den Folgen des Brexit gewarnt. Großbritanniens EU-Austritt werde sicherlich keine leichte Übung, und da fünf Verhandlungsrunden bisher noch nicht genügend Fortschritte gebracht hätten, müssten sich die Aufsichtsbehörden auf eine Gratwanderung einstellen, sagte er heute in London. Die Behörden bräuchten vorübergehende Lösungen, um gefährliche Verzerrungen an den Märkten nach dem Brexit zu verhindern.
Thomsen: Eurozone muss Defizitverstöße stärker sanktionieren
Poul Thomsen, Chef der Europa-Abteilung des Internationalen Währungsfonds (IWF), hat schärfere Regeln und Strafen für Defizitsünder gefordert. „Es gibt Regeln, aber ihre Einhaltung muss künftig strikter überwacht und gegebenenfalls strenger sanktioniert werden“, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Zudem unterstütze er die Forderungen nach einer europäischen Einlagensicherung. „Die Vergemeinschaftung von Risiken kann aber zu Problemen führen: Deshalb darf eine Risikoteilung nicht bedeuten, dass einige Länder jede Disziplin vergessen“, betonte er.
Gramegna: London muss wichtiger Finanzplatz bleiben
Der luxemburgische Finanzminister Pierre Gramegna hat sich für den Erhalt von London als wichtigen Finanzplatz ausgesprochen. Es sei kurzsichtig, London im Zuge des Brexit bestrafen und der Stadt ein Stück vom Kuchen wegnehmen zu wollen, sagte er vor Studenten der London School of Economics. Es bestehe die Gefahr, dass Finanzdienstleister in andere Teile der Welt außerhalb Europas abwanderten, hieß es in einem heutigen Medienbericht.
Michael Kemmer verlässt Bankenverband
Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, verlässt die Organisation zum Jahresende auf eigenen Wunsch. „Nach sieben Jahren an der Spitze des Bankenverbands habe ich mich entschieden, jetzt eine neue Richtung einzuschlagen. Der Verband ist hervorragend aufgestellt, wir haben gemeinsam sehr viel erreicht. Jetzt ist für mich persönlich der richtige Zeitpunkt, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen“, sagte Michael Kemmer. Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbands und Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Privatbank Berenberg, würdigte die Leistungen. „Herr Kemmer hat den Verband in einer schwierigen Zeit übernommen, neu ausgerichtet und durch die Zeit nach der Finanzkrise geführt. Er hat für das Haus enorm viel geleistet und erreicht. Dafür gebührt ihm unser großer Dank“, sagte Peters. Die Mitglieder der Hauptgeschäftsführung Andreas Krautscheid und Christian Ossig werden den Bankenverband vom 1. Januar an gemeinschaftlich führen.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Insider: Banken sollen Commerzbank bei Übernahme-Abwehr helfen.
- UniCredit mit Milliardengewinn dank Sonderertrag.
- N26 weitet Geschäft auf die USA aus.
- Bawag-Aktien werden wohl für 48 Euro ausgegeben.
- CaixaBank mit Gewinnsprung.
- Monte dei Paschi kehrt an die Börse zurück.
Was am Mittwoch wichtig wird
Am Mittwoch stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Das Ifo Institut veröffentlicht seinen Geschäftsklimaindex.
- Lloyds Banking Group präsentiert ihre Geschäftszahlen für das dritte Quartal dieses Jahres.
- ING-DiBA und die Zeit Akademie stellen eine Studie zur Finanzbildung vor.