Europäische Bankinstitute mit anhaltenden Ertragsproblemen

Sparen und Konsolidieren als wichtige Aufgabe

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Europas Großbanken verlieren einer aktuellen Studie zufolge gegenüber ihren US-Wettbewerbern weiter an Boden. Sparen und Konsolidieren seien weiterhin angesagt mit Stellenstreichungen und Filialschließungen als Folge.

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Einer Studie der Beratungsgesellschaft EY zufolge, steigerten die zehn nach Bilanzsumme größten US-amerikanischen Banken ihren Nachsteuergewinn im vergangenen Jahr um 88 Prozent auf 138 Milliarden Euro. Verglichen dazu wuchs der Gewinn der zehn größten europäischen Banken um 35 Prozent auf 52 Milliarden Euro. Damit lag der Gesamtgewinn auf beiden Seiten des Atlantiks zwar auf dem höchsten Niveau seit der Finanzkrise, der Abstand zwischen den größten US-amerikanischen Banken und ihren europäischen Wettbewerbern wird jedoch immer größer.

Während in den USA immerhin fünf Institute einen Nachsteuergewinn von umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro vorweisen konnten, gelang dies in Europa nur einem Institut, der britischen HSBC, die knapp zwölf Milliarden Euro verdiente. Das gewinnstärkste Institut unter den 20 analysierten Banken war die US-Großbank JPMorgan Chase, die nach Steuern 28 Milliarden Euro verdiente.

Zwar konnten auch Europas Top-Banken im vergangenen Jahr ihre Eigenkapitalrentabilität, den sogenannten Return on Equity (RoE), erhöhen: von 4,8 auf 6,4 Prozent. Allerdings waren auch hier die US-Banken besser unterwegs und steigerten den RoE von 7,4 auf 13,2 Prozent. Vom Vorkrisenniveau etwa des Jahres 2006, als Europas zehn größte Banken einen RoE von gut 15 Prozent erwirtschafteten, sind die europäischen Institute immer noch weit entfernt.

Gründe für unterschiedliche Gewinnentwicklungen

Das starke Gewinnwachstum der US-Banken sei vor dem Hintergrund der Sondereffekte der US-Steuerreform zu sehen, die im Vorjahr die Gewinnentwicklung der US-Banken stark gebremst hatte, 2018 hingegen für deutlich niedrigere Zahlungen an den US-Fiskus sorgte. Aber auch andere Faktoren begünstigen die gute Entwicklung der US-Institute. So boomt die US-Wirtschaft, steigende Zinsen bescheren höhere Zinseinnahmen und der M&A-Markt sorge für rege Geschäfte im Investmentbanking.

Zwar verzeichneten die meisten der europäischen Top-Banken im vergangenen Jahr steigende Gewinne, insgesamt sei die Gewinnsituation aber unverändert alles andere als zufriedenstellend. Die europäischen Geldinstitute spürten nach wie vor kräftigen Gegenwind. Vor allem die Banken in der Eurozone leiden unter der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und müssen sogar hohe Strafzinsen auf Einlagen zahlen. Eine schwächelnde Konjunktur bremse zusätzlich das Geschäft, und nach wie vor belasten hohe Restrukturierungs- und Rechtskosten die Gewinnentwicklung, da viele europäische Institute immer noch die Altlasten der Finanzkrise nicht beseitigt hätten.

Börse ignoriert gute Gewinnentwicklung

Die insgesamt gute Gewinnentwicklung wurde an der Börse allerdings nicht honoriert: Alle 20 analysierten Banken verzeichneten zum Jahresende niedrigere Aktienkurse als zu Jahresbeginn. Insgesamt sank die Marktkapitalisierung der US-Banken um 20 Prozent, während der Börsenwert der europäischen Banken um 28 Prozent zurückging. Zum Jahresende waren die US-Institute mit 1,0 Billionen Euro mehr als doppelt so viel wert wie die europäischen Banken, die zusammen einen Börsenwert von knapp 470 Milliarden Euro hatten.

Schlechte Aussichten für Europas Banken

Die Studienautoren gehen davon aus, dass sich das Umfeld für die europäischen Banken im laufenden Jahr nicht grundlegend verbessern wird. Ein Ende der Niedrigzinsphase sei nicht absehbar, mit der Folge, dass viele Banken im Zinsgeschäft kaum noch oder gar keine Gewinne erwirtschaften. Und während die US-Bankenregulierung gelockert wird, nimmt die Intensität der Regulierung in Europa immer weiter zu – mit negativen Folgen für zahlreiche Geschäftsbereiche. Zudem ist die Unsicherheit durch den Brexit groß und droht, die Wirtschaft in Europa zu lähmen.

Dies führe dazu, dass in den meisten Instituten der Rotstift angesetzt und ein strikter Sparkurs gefahren wird. Stellenstreichungen und Filialschließungen werden weiterhin die Folge sein.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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