Eine aktuelle Analyse belegt, dass die Gewinne der zehn größten europäischen Banken auf einem hohen Niveau verbleiben. Dennoch zeigen US-Banken in wichtigen Kennzahlen eine deutlich bessere Performance und übertreffen die europäischen Großbanken deutlich.

Analyse wichtiger Kennzahlen internationaler Banken

Vergleichende Analyse wichtiger Kennzahlen europäischer und US-amerikanischer Großbanken.

Partner des Bank Blogs

EY hat die Bilanzen der jeweils nach Bilanzsumme zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa untersucht und miteinander verglichen. Der Rückenwind durch die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank und der US-Fed in den Vorjahren blieb im ersten Halbjahr 2024 aus. Dennoch haben die Großbanken ihre Gewinne weitgehend stabil gehalten, indem sie sich auf konsequentes Kosten- und Risikomanagement konzentriert haben.

Gewinnen gehen in unterschiedliche Richtungen

Demnach sind die kumulierten Nettogewinne der zehn größten europäischen Banken nach Bilanzsumme im ersten Halbjahr 2024 deutlich zurückgegangen und betrugen 49,4 Milliarden Euro. Dies stellt den zweithöchsten Wert für ein erstes Halbjahr in den vergangenen zehn Jahren dar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lagen die Gewinne aufgrund eines Sondereffekts bei der UBS noch bei 72 Milliarden Euro.

Im Vergleich dazu erzielten die führenden US-Banken im ersten Halbjahr 2024 einen kumulierten Nettogewinn von etwa 88,6 Milliarden Euro, was einem Anstieg von rund 8 Prozent im Jahresvergleich entspricht und ebenfalls der zweithöchste Wert der letzten zehn Jahre ist.

JPMorgan Chase erzielte im ersten Halbjahr 2024 mit 29,5 Milliarden Euro den höchsten Nettogewinn unter den zwanzig analysierten Banken, gefolgt von HSBC, die etwa 16 Milliarden Euro erreichte.

Vergleich wichtiger Kennzahlen

Der Gewinnrückgang führte auch zu einem Rückgang des Return on Equity (RoE) der europäischen Banken, der am 30.06.2024 bei 10,8 Prozent lag. Im Vergleich dazu erzielten die amerikanischen Banken im ersten Halbjahr einen RoE von 12,7 Prozent, was nahezu dem Vorjahreswert entspricht.

Auch bei den Eigenkapitalquoten zeigten sich unterschiedliche Entwicklungen: Die zehn größten europäischen Banken erreichten zum Stichtag 30.06.2024 eine Eigenkapitalquote von 5,1 Prozent, den zweitniedrigsten Wert seit 2015 und 0,3 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau. Der Höchstwert in Europa wurde 2017 mit 5,7 Prozent verzeichnet. Im Gegensatz dazu lag die Eigenkapitalquote der US-Banken zum selben Zeitpunkt bei 6,4 Prozent – dem höchsten Wert seit 2019 und einem Anstieg um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

Steigende Bewertung der Banken

Trotz der Gewinnentwicklung haben die Marktkapitalisierungen der führenden Banken dies- und jenseits des Atlantiks zugenommen. Von Jahresbeginn bis Anfang September 2024 stieg der Gesamtbörsenwert der europäischen Banken um rund 5 Prozent auf 577,7 Milliarden Euro. Deutlich stärker wuchsen die US-Banken, deren kumulierter Börsenwert im selben Zeitraum um 14 Prozent auf 1,5 Billionen Euro anstieg. Damit sind die Top-10-US-Banken an der Börse fast dreimal so viel wert wie ihre europäischen Konkurrenten.

Gründe für die Unterschiede

Die Entwicklung der US-Banken wurde von mehreren Faktoren begünstigt, darunter die Erholung der Kapitalmärkte, das anhaltende Wirtschaftswachstum und angepasste regulatorische Rahmenbedingungen. Allerdings wirken das nach wie vor schwierige makroökonomische Umfeld sowie der fortgesetzte Zinssenkungskurs der Fed bremsend.

In Europa hingegen bleibt der regulatorische Druck hoch. Zusätzlich belasten Herausforderungen im Immobilienkreditmarkt sowie Maßnahmen zur Reduzierung bestimmter Risikopositionen in ausgewählten Marktsegmenten die europäischen Banken, was sich deutlich in ihren Ergebnissen widerspiegelt.

Druck auf Bankbilanzen bleibt hoch

Der Druck auf die Bilanzen der Banken wird auch im zweiten Halbjahr auf beiden Seiten des Atlantiks hoch bleiben, besonders angesichts der jüngsten Zinssenkungen durch die Fed und die EZB. Beide Institutionen schätzen mittlerweile die Rezessionsrisiken höher ein als die Inflationsgefahren.

In Europa stehen die Banken vor zusätzlichen Herausforderungen: Der regulatorische Druck nimmt zu, etwa durch neue Anforderungen der EZB in den Bereichen Governance und Risikokultur. Gleichzeitig gibt es hohe politische Erwartungen, da Banken eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der europäischen Wettbewerbsstärkung spielen sollen.

In Deutschland zeichnet sich insbesondere im öffentlich-rechtlichen Sektor eine Verschlechterung der Kosten-Ertrags-Relation ab. Ursachen hierfür sind unter anderem sinkende Zinseinnahmen, höhere Risikovorsorgen und der anhaltende Investitionsbedarf in Bereiche wie Cybersicherheit, Digitalisierung und ESG.