Auf seiner gestrigen Sitzung beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank die Fortsetzung seiner Zinspolitik. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, fordert einen Ausstieg aus dieser extrem expansiven Geldpolitik.
Auf seiner gestrigen Sitzung im estländischen Tallinn beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank, den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent bzw. -0,40 Prozent zu belassen. Der EZB-Rat geht zudem davon aus, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit und weit über den Zeithorizont des Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden.
Bankenverband fordert Ausstieg aus aktueller Geldpolitik
Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, nimmt im folgenden Stellung zur EZB-Ratsentscheidung:
„Die Europäische Zentralbank (EZB) macht zwar erste Trippelschritte in Richtung Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik. Angesichts der positiven und stabilen Konjunkturentwicklung im Euro-Raum sowie der erkennbar stabilen Preisentwicklung hätte ich mir aber ein entschlosseneres Vorgehen gewünscht.
Für die Finanzmärkte stellt sich nun immer mehr die Frage nach der weiteren Schrittfolge der EZB. Einerseits spricht viel dafür, zunächst das Aufkaufprogramm für Staatsanleihen ab dem nächsten Jahr schrittweise zurückzufahren. Andererseits ist für die Banken im Euro-Raum das Ende der Negativzinsen von besonderer Bedeutung.
Denn die Risiken und Nebenwirkungen der Negativzinsen sind besonders groß. Sollte die EZB der Meinung sein, eine Zinserhöhung sei erst dann eine geldpolitische Option, wenn das Aufkaufprogramm beendet ist, dann sollte sie zumindest einen Freibetrag für die Überschussliquidität der Geschäftsbanken einführen. Mit einem solchen Freibetrag würden die unerwünschten Nebenwirkungen der Negativzinspolitik reduziert – für Wirtschaft, Verbraucher und Banken.“