Die großen Banken im Euroraum sind nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank grundsätzlich für plötzlich steigende Zinsen gerüstet. Dies ergab der aktuelle EZB-Stresstest.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
EZB-Stresstest: Banken könnten Zinswende gut verkraften
Die großen Banken im Euroraum sind nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) grundsätzlich für plötzlich steigende Zinsen gerüstet. Um 2 Prozentpunkte höhere Zinssätze würden bis 2019 zu einem Anstieg der Nettozinseinnahmen um 10,5 Prozent führen. Im Gegenzug würde der Wert des Anlagebuchs unter anderem wegen einer Neubewertung von Krediten und Anleihen um 2,7 Prozent sinken, teilte die EZB heute mit. „Die Resultate zeigen, dass zumindest im Durchschnitt die Banken gerüstet sind, um mit Veränderungen im Zinsumfeld zurechtzukommen“, sagte EZB-Generaldirektor Korbinian Ibel. Insgesamt gebe es keinen Grund zur Sorge. 51 Institute brauchen nach den Ergebnissen des Tests allerdings etwas mehr Kapital. Die Aufseher hatten die Bankbücher von 111 europäischen Instituten geprüft, wie verwundbar die Geldhäuser bei einem plötzlichen Zinsschock wären. Diese Ergebnisse flossen in den regelmäßigen Überprüfungs- und Bewertungsprozess („Supervisory Review and Evaluation Process“/SREP) der EZB ein. Dabei legen die Aufseher individuelle Kapitalzuschläge für Banken fest. Die aktuellen Ergebnisse werden bei den Kapitalvorgaben für das kommende Jahr berücksichtigt.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Bargeldloses Bezahlen auf dem Vormarsch
In den Jahren 2014 und 2015 hat sich die Zahl der bargeldlosen Transaktionen weltweit um 11,2 Prozent auf 433 Milliarden erhöht. Das geht aus dem heute veröffentlichten „World Payments Report 2017“ des Beratungsunternehmens Capgemini hervor. Allein in China betrug das Wachstum 63,2 Prozent, in den Industrieländern hingegen nur 6,8 Prozent.
Fünfte Runde der Brexit-Verhandlungen gestartet
Die Europäische Union (EU) und Großbritannien haben heute in Brüssel die fünfte Verhandlungsrunde zum Ausstieg des Landes aus der EU begonnen. Mit einem Durchbruch wurde zunächst nicht gerechnet. Ursprünglich war geplant, dass der EU-Gipfel am 19. und 20. Oktober den Weg frei macht für eine zweite Verhandlungsphase, in der es um die künftigen Beziehungen zu Großbritannien gehen soll.
Frankreich will Banken aus London zurücklocken
Die französische Regierung hat die Großbanken des Landes aufgefordert, ihre Brexit-Planungen voranzutreiben und Arbeitsplätze von London nach Paris zu verlagern. „Wir wollen, dass die Banken ihre Zusagen einhalten“, sagte heute ein Vertreter des Finanzministeriums. Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron habe viel getan, um die Attraktivität des Landes zu steigern und beispielsweise die Vermögenssteuer abgeschafft.
Richard H. Thaler erhält Wirtschafts-Nobelpreis
Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaft geht an den US-Forscher Richard H. Thaler. Das gab die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie heute in Stockholm bekannt. Der US-Ökonom lehrt derzeit in Chicago. Er wurde für seine Beiträge zur Verhaltensökonomik ausgezeichnet, wie die Jury erläuterte. Dabei geht es etwa um psychologische Faktoren, die hinter wirtschaftlichen Entscheidungen stehen.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- MiFID II: Deutsche Bank startet neue Handels-Plattform.
- Comdirect kooperiert mit Google.
- Deutsche-Börse-Tochter will Gewinn teilen.
Was am Dienstag wichtig wird
Am Dienstag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
In Luxemburg treffen sich die Finanzminister der Europäischen Union (EU). Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt in Washington seinen Weltwirtschaftsbericht vor.