Eine aktuelle Studie hat die Struktur, Bedeutung und Leistungsspektren von Family-Offices in Deutschland untersucht. Sie erläutert Strategien und Ansätze und leitet praktische Handlungsempfehlungen ab.
Family Offices haben ihre Ursprünge in den USA, wo sie bereits seit langem etabliert sind. Auch in Deutschland haben viele wohlhabende Unternehmerfamilien Family Offices gegründet.
Eine aktuelle Studie von Deloitte hat Aufgaben, Strukturen, Herausforderungen der Family Offices in Deutschland untersucht. Sie liefert aufschlussreiche Erkenntnisse über Strukturen und Leistungsspektren, erläutert Strategien und Ansätze und leitet praktische Handlungsempfehlungen ab.
Ein Family Office hat vielfältige Aufgaben
Die meist kleinen, aber effektiven Dienstleistungsunternehmen werden von den Familien beauftragt, das Management von Beteiligungen, Vermögen und Assets zu übernehmen. Darüber hinaus kümmern sie sich auch um individuelle Anliegen der Familienmitglieder. Für bestimmte Fachbereiche nutzen Family Offices und ähnliche Organisationen auch externe Expertise und Beratung, z.B. für Rechtsberatung, steuerliche Beratung und Wirtschaftsprüfung.
Ein Family-Officer benötigt Expertise in vielen Disziplinen, muss in ganz unterschiedlichen Lebenslagen und Zusammenhängen unterstützen und sieht sich einem permanenten Wandel gegenüber, sei es bei den rechtlichen und/oder regulatorischen Rahmenbedingungen, aufseiten der Familie oder im Familienvermögen.
Die Hauptaufgabe eines Family Office besteht traditionell darin, sich mit Investitionsthemen zu befassen. Darüber hinaus haben die folgenden Aktivitäten die meisten Erwähnungen von den Teilnehmern der Studie erhalten: Dienstleistungen im Zusammenhang mit Fragen der Unternehmensnachfolge (95 Prozent), Mediation und Interessenausgleich (86 Prozent), Organisation des grenzüberschreitenden Lebensstils (86 Prozent), Förderung der nächsten Generation (83 Prozent) und allgemeine Beratungsleistungen (81 Prozent).
Zusätzlich zu diesen Aufgaben gehören auch klassische Tätigkeiten wie die Steuer- und Compliance-Beratung (68 Prozent), die Auswahl und Bewertung von Anlage- und Investitionsmöglichkeiten (67 Prozent) sowie die Regelung von Vermögensfragen (64 Prozent).
Vermögensverwaltung als wichtigste Aufgabe von Family-Offices
Die Hauptverantwortung der meisten Family Offices liegt in der Verwaltung und Investition erheblicher Vermögenswerte. Die strategischen Ansätze und Ziele der Family Offices werden in der großen Mehrheit durch eine Familienstrategie oder den zentralen Vermögensträger bestimmt (80 Prozent). Die Familien haben in der Regel den Wunsch, eine solche Strategie zu entwickeln oder weiterzuentwickeln (64 Prozent). Zur formalen Verankerung einer Familienvermögensstrategie werden verschiedene Instrumente genutzt, wie Gesellschaftsverträge, Testamente, Vollmachten, Eheverträge und Familienverfassungen.
Die Vermögensverwaltung ist die zentrale Aufgabe der Family Offices. Dabei stehen die Erzielung einer Rendite und der Kapitalerhalt an erster Stelle. Die Vermögensverwaltung erfolgt in der Regel mit einer strategischen Ausrichtung (83 Prozent). Allerdings haben 30 Prozent der Organisationen keine Strategie für die Reinvestition. Die Vermögensverwalter investieren in eine Vielzahl von Anlageklassen, darunter Aktien, Immobilien, Anleihen, Private Equity, liquide Güter, Investmentfonds und Rohstoffe. Hinsichtlich der Branchen dominieren Industrie (63 Prozent), IT (58 Prozent) und Basiskonsumgüter (51 Prozent), während die Regionen Deutschland (84 Prozent), Europa außer Deutschland (70 Prozent), Nordamerika (60 Prozent) und Asien (44 Prozent) vorherrschen.
Charakteristika von Family Offices
Family Offices haben im Allgemeinen einen geringen Grad an Formalisierung und digitale Methoden werden nicht überall verwendet. Dennoch streben viele nach einer Steigerung der Effizienz. Obwohl beispielsweise die Investitionstätigkeit von den Teilnehmenden durchweg als gut oder sehr gut bewertet wird, ist es auffällig, dass 79 Prozent der Organisationen ihre Prozesse und Methoden noch keiner externen Überprüfung unterzogen haben. Nur 53 Prozent verwenden einen einheitlichen Prozess zur Auswahl und Bewertung von Investments, während 29 Prozent kein umfassendes Asset Reporting betreiben.
Vier Handlungsempfehlungen für Family-Offices
Aus den Studienergebnissen lassen sich vier konkrete Handlungsempfehlungen für Family-Offices ableiten:
- Fokussierung auf das Kerngeschäft,
- Realistische Einschätzung von Chancen und Risiken in der Familie,
- Offenheit gegenüber sämtlichen Investmentformen,
- Realistische Bewerbung interner Prozesse.
1. Fokussierung auf das Kerngeschäft
Durch eine realistische Analyse des Leistungsportfolios und die Nutzung externer Expertise können sich die Organisationen auf ihre wertschöpfenden Aktivitäten fokussieren und ihre Leistung verbessern.
2. Realistische Einschätzung von Chancen und Risiken in der Familie
Das Family Office sollte eine realistische Einschätzung der familiären Verhältnisse anstreben, um Zielkonflikte frühzeitig zu erkennen. Hierbei kann eine Familienstrategie behilflich sein.
3. Offenheit gegenüber sämtlichen Investmentformen
Die Berücksichtigung von Investitionen über den traditionellen Horizont hinaus sowie eine verstärkte Anlage- und Kapitalberichterstattung können zur Optimierung der Rendite beitragen.
4. Realistische Bewerbung interner Prozesse
Eine Analyse der eigenen Fähigkeiten und Prozesse ist entscheidend für die Steigerung von Professionalität und Leistung. Family Offices können eine strukturierte Bestandsaufnahme durchführen oder, falls interne Expertise fehlt, diese von einem externen Partner durchführen lassen.
Die Studie „Family Offices resilient und zukunftssicher“ können Sie hier beziehen.
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