Eine gute Fehlerkultur wird allgemein als wichtig für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit angesehen. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch ein ernüchterndes Bild. Insbesondere in der Finanzbranche wird viel unter den Teppich gekehrt.

Studien und Research zu strategischen Trends und Entwicklungen in der Finanzdienstleistung

Zahlreiche Trends und Entwicklungen sind von übergeordneter strategischer Bedeutung für Banken und Sparkassen. Im Bank Blog finden Sie Studien zu den wichtigsten strategischen Trends und Entwicklungen im Finanzbereich.

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Menschen machen Fehler – entscheidend ist, wie damit umgegangen wird. Hier kommt es auf die Fehlerkultur an. Eine positive Fehlerkultur beinhaltet das proaktive und konstruktive Management von Fehlern anstatt sie zu verbergen oder zu bestrafen. Dies wirkt sich positiv auf die Profitabilität, Innovationsfähigkeit und Produkt- und Servicequalität eines Unternehmens aus.

Im Rahmen einer Studie hat EY in Zusammenarbeit mit der ESCP Business School und der Hochschule Hamm-Lippstadt rund 800 Angestellte und Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen, darunter auch Banken und Versicherungen zu dem Thema befragt. Sie zeigt ein ernüchterndes Bild: Zwar sind Führungskräfte und Angestellte vom großen Wert einer positiven Fehlerkultur in den Unternehmen überzeugt. Dennoch zeigen sich erhebliche Versäumnisse – insbesondere was die Fehlerkompetenz und Vorbildfunktion der Vorgesetzten betrifft. Insbesondere die Finanzbranche zeigt erhebliche Defizite.

Hohe Bedeutung einer guten Fehlerkultur

Die Umfrage zeigt, dass die Befragten sich bewusst sind, wie wichtig eine positive Fehlerkultur ist und wie wichtig es ist, dass Führungskräfte diese fördern. Auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten sie die Relevanz eines proaktiven und konstruktiven Umgangs mit Fehlern durch Vorgesetzte mit hohen Werten von 8,1 bis 9,3. Auch in der Finanzbranche sind die Werte mit 9,01 bei den Führungskräften und 8,42 bei den Mitarbeitern hoch.

Die Mitarbeiter legen besonderen Wert auf das Eingestehen eigener Fehler (63 Prozent), das direkte Beheben von Fehlern (52 Prozent) sowie die Ermutigung zu einem regelmäßigen Austausch über Misserfolge (49 Prozent). Insgesamt tragen die „Demut“ der Führungskräfte zu 47 Prozent zur Fehlerkultur im Unternehmen bei. Führungskräfte zeigen Demut, indem sie bereit sind, sich selbst realistisch einzuschätzen, anderen wertschätzend gegenüberzutreten und offen für das Lernen von anderen zu sein.

Unterdurchschnittliche Fehlerkultur in der Finanzbranche

Auch im Berufsleben unterlaufen jedem Menschen Fehler. Das können kleine Fehler sein, die sich schnell korrigieren lassen, oder aber auch mal Fehler mit größeren Auswirkungen. Wichtig für eine gute Fehlerkultur ist, dass diese angesprochen werden.

Hier hat der Studie zufolge vor allem die Finanzbranche ein erhebliches Defizit. 82 Prozent der Führungskräfte und 84 Prozent der Mitarbeiter geben an, dass sie Fehler nicht oder nur teilweise angesprochen haben.

Ein wichtiger Grund liegt in der mangelnden Diskussionskultur: So bemängeln sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter das Fehlen einer offenen Diskussionskultur, wobei die Beurteilung je nach Standpunkt unterschiedlich ausfällt.

Eine schlechte Diskussionskultur ist einer der Gründe für die schlechte Fehlerkultur in der Finanzwirtschaft.

Die Gründe für das Vertuschen sind vielfältig. 45 Prozent haben Angst vor möglichen Konsequenzen als Überbringer schlechter Nachrichten. Aus falsch verstandener Loyalität zum Arbeitgeber wird als zweithäufigster Grund mit 30 Prozent genannt. Aus Sicht von 13 Prozent wird von der Unternehmensführung das Totschweigen erwartet und 10 Prozent sehen Ignoranz als Grund.

Mangelnde Fehlerkultur gefährdet Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit

Den Befragten ist auch das Risiko einer unzureichenden Fehlerkultur bewusst: Die Hälfte der Führungskräfte ist besorgt über die Auswirkungen auf die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sowie die Möglichkeit, dass Fehler zu Skandalen führen (50 Prozent jeweils). 44 Prozent prophezeien eine Demotivation der Mitarbeiter.

Eine gute Fehlerkultur wird über alle untersuchten Branchen hinweg als wichtig für die Innovationskraft angesehen. Das gilt insbesondere für die Finanzbranche. Die entsprechenden Werte liegen bei 9,10 aus Sicht der Führungskräfte und bei 8,39 aus Sicht der Mitarbeiter.

Zudem geben die Befragten an, dass eine konstruktive Fehlerkultur als wichtiger Faktor für die Attraktivität als Arbeitgeber angesehen wird, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Die Finanzbranche verzeichnet hier mit 43 Prozent sogar den höchsten Wert.

Hindernisse im Umgang mit Fehlern

Als Hindernisse für einen konstruktiven Umgang mit Fehlern sehen Führungskräfte vor allem alte Gewohnheiten (50 Prozent), Angst vor Gesichtsverlust (48 Prozent) und mangelndes unternehmerisches Denken der Mitarbeiter (38 Prozent). Die Hauptgründe, aus denen Führungskräfte nicht zu ihren eigenen Fehlern stehen, sind Sorge vor Karrierenachteilen (43 Prozent) und Angst vor Jobverlust (34 Prozent). Branchenübergreifend zeigt sich, dass insbesondere in der Finanzwirtschaft die Sorge vor Karrierenachteilen hoch ist (jeweils 58 Prozent).

Ansatzpunkte zur Verbesserung der Fehlerkultur

Die Hälfte der Befragten wünscht sich innovative und agile Methoden sowie ein Vergütungssystem, das Innovationen fördert und Fehler nicht bestraft, um die Fehlerkultur in ihrem eigenen Unternehmen zu verbessern. Noch stärker nachgefragt werden von 53 Prozent der Befragten Innovationsprogramme, die ausdrücklich zum Ausprobieren und Experimentieren ermutigen. Ebenfalls gewünscht sind Schulungen für Führungskräfte (48 Prozent) und Mitarbeitende (45 Prozent).

Hingegen sind die sogenannten „Fuckup Nights“, bei denen bei einem Event über persönliche berufliche Fehlschläge berichtet wird, nicht besonders beliebt: 54 Prozent der Befragten geben an, dass es dieses Format in ihrem Unternehmen nicht gibt und es auch nicht geben sollte.

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