Die Online-Agentur Zieltraffic hat vor kurzem eine neue Studie zum Thema Banken und soziale Medien veröffentlicht.
Demnach finden ca. 70% der Diskussion rund um das Thema Banken über Social-Media-Kanäle statt. Ob es den Banken gefällt oder nicht: Soziale Medien sind längst zu einem wichtigen, wenn nicht sogar dem wichtigsten Ort geworden, an dem man über sie diskutiert und sich über ihre Leistungen (und Preise) austauscht. Insbesondere das Thema „Service“ steht dabei oft im Mittelpunkt.
Kunden wollen Soziale Medien
Dass dabei auch Stimmungen entstehen und Meinungen gebildet werden, dürfte keine Frage sein. Banken, die ohnehin spätestens seit der Finanzkrise in einer erheblichen Reputations- und Vertrauenskrise stecken, müssten sich daher aktiv an diesen Diskussionen beteiligen. Ziel ist es dabei nicht, Stimmungen zu manipulieren, sondern vielmehr, sie aufzunehmen, angemessen zu reagieren und vor allem, daraus zu lernen.
Am Beispiel der Fidor Bank wird gezeigt, wie wirksam eigene Social-Media-Aktivitäten sein können. So finden über 80 Prozent der Diskussionen um die Fidor Bank im eigenen Blog statt. Dieser Blog ist für die Bank ein Art Horchposten, über den sie stets aktuell informiert ist und unmittelbar reagieren kann.
Aber wie steht es mit der Masse der deutschen Banken und Finanzdienstleister? Die Firma Kommalpha hat eine Studie zum Thema „Die Bedeutung von Social Media in der Investmentindustrie“ durchgeführt und dabei nach eigenen Angaben eine repräsentative Stichprobe aus den Bereichen Asset Management, Banken, Corporates, IT-Systemanbieter, Family Office, Fondsmanager, Kapitalanlagegesellschaften, Pensionskassen, Stiftungen, Vermögensverwalter, Versicherungen und Versorgungswerke gezogen.
Finanzdienstleister tun sich schwer
Demnach fühlen sich die Finanzdienstleister in ihrer überwiegenden Mehrheit erstaunlich gut gerüstet für den Umgang mit sozialen Medien:
Auch wird anerkannt, dass soziale Medien über ein hohes relevantes Geschäftspotential verfügen und ihre Bedeutung in den nächsten Jahren massiv ansteigen wird.
Erschreckend sehen allerdings die Angaben zum aktuellen Umgang mit sozialen Medien aus. Von einer umfassenden geschäftlichen Nutzung durch das Unternehmen kann keine Rede sein. Vielmehr steht aufgrund der Ergebnisse zu vermuten, dass soziale Netzwerke ganz überwiegend persönlich beruflich genutzt werden, nicht jedoch für die Bank selbst. Beispielsweise gaben 80 % an, mithilfe von Xing vor allem Business Networking zu betreiben.
Wesentliche Gründe dafür dürften in der nicht vorhandenen strategischen Konzeption sowie in der mangelnden organisatorischen Verankerung liegen: So ergab die Umfrage, dass es bei 90 Prozent der befragten Finanzdienstleister keine Strategie für Soziale Medien gibt und 61 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihrem Unternehmen keine gebündelte Zuständigkeit für Soziale Medien besteht.
Immerhin zeigt aber auch diese Befragung (wie viele andere), dass den Befragten das Thema grundsätzlich am Herzen liegt. Der überwiegende Teil sieht Handlungsbedarf und mehr als ein Drittel will konkrete Aktivitäten innerhalb der nächsten 12 Monate umsetzen. Allerdings geben auch ein Drittel der Befragten an, nichts zu unternehmen, bzw. keinen festgelegten Zeitrahmen für Aktivitäten benennen zu können (was meistens aufs Nichtstun hinausläuft).
Aus vielen Gesprächen und Diskussionen der letzten Zeit habe ich den persönlichen Eindruck mitgenommen, dass den meisten Banken überhaupt nicht klar ist, worum es bei Sozialen Medien wirklich geht. (siehe dazu auch Brett King’s Artikel hier im Bank-Blog). Vielerorts gelten soziale Medien immer noch als reines Marketing-Instrument und die wenigsten Bankvorstände haben sich aktiv und persönlich mit dem Thema auseinandergesetzt.
Eine erfolgreiche Strategie zum Einsatz von Sozialen Medien geht aber weit über eine Marketingstrategie hinaus. Es handelt sich vielmehr um einen wesentlichen Teil der Geschäfts- und Vertriebs(kanal)strategie. Die Banken sollten daher schleunigst ihre „Hausaufgaben“ machen, bevor ihnen die Kunden enteilen…