Einer aktuellen Studie zufolge haben Finanzinstitute derzeit keine strategische Herangehensweise an das Thema Biodiversität- und Naturschutz. Die Vorteile eines naturpositiven Wirtschaftens werden noch nicht ausreichend erkannt.

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Biodiversität wird für die deutsche Wirtschaft zunehmend wichtiger. Naturrisiken wie der Verlust der Biodiversität oder die Schädigung von Ökosystemen haben erhebliche Auswirkungen auf das globale Wirtschafts- und Finanzsystem und betreffen somit direkt Banken und andere Finanzinstitute. Das Bewusstsein für physische Risiken, aber auch für Vorteile, die über Wettbewerbschancen und Reputation hinausgehen, muss auf Seiten der Institute jedoch noch geschärft werden.

Denn diese nehmen das Thema noch nicht ausreichend ernst. Die Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage von PwC und WWF Deutschland zeigen, dass drei Viertel der befragten Banken, Asset Owner und Asset Manager die Bedeutung von Biodiversitäts- und Ökosystemaspekten im deutschen Finanzsektor als „eher gering“ einschätzen. Bei den teilnehmenden Banken sind es sogar 88 Prozent. Zudem halten 33 Prozent der Befragten die Gefahr physischer Risiken durch den Verlust von Biodiversität für gering.

Diese Ergebnisse ähneln denen der Umfrage von 2022, obwohl mittlerweile zahlreiche Initiativen existieren, um Unternehmen bei der Entwicklung entsprechender Indikatoren zu unterstützen und entsprechende Tools bereitzustellen.

Reduzierung der CO2-Emissionen im Fokus

Das Thema Biodiversität hat damit noch keine strategische Bedeutung für Finanzinstitute. Nur ein kleiner Teil verwendet bereits Biodiversitätsdaten zur Steuerung oder für Net Zero Transitionspläne. Lediglich die Hälfte der Institute hat Biodiversitätsziele bereits eingeführt oder befindet sich in der Entwicklungsphase, während 46 Prozent dies nicht planen.

Dennoch erkennen drei Viertel der Befragten die Reduzierung der CO2-Emissionen als Haupttreiber für die Auseinandersetzung mit Biodiversitätsaspekten, und mehr als zwei Drittel sehen die Abhängigkeit des globalen BIPs von naturbasierten Ressourcen als entscheidend an. Die Chancen liegen für sie vor allem in einer verbesserten Risikoresilienz (39 Prozent) sowie in der Erlangung von Wettbewerbs- und Reputationsvorteilen (15 Prozent).

Auch bei Kunden steht Biodiversität nicht im Fokus

Auch auf Kundenseite werden die Vorteile eines natur-positiven Wirtschaftens nicht ausreichend nachgefragt: Die Teilnehmer der Umfrage schätzen die Nachfrage nach Produkten mit Biodiversitätskriterien bei Privatkunden (40 Prozent) und Geschäftskunden (69 Prozent) als „eher gering“ ein. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass sowohl Angebot als auch Nachfrage den aktuellen Herausforderungen hinterherhinken.

Regulatorischer Druck bei Biodiversität steigt

Finanzunternehmen werden zunehmend in die Verantwortung genommen durch Regulierungen und neue Standards, die auf den Schutz und die Förderung der Biodiversität abzielen. Das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (GBF) strebt an, den Netto-Verlust von Biodiversität von 2022 bis 2030 zu stoppen und eine Lebens- und Wirtschaftsweise im Einklang mit der Natur zu fördern.

Zusätzlich sind Finanzinstitute und Industrieunternehmen innerhalb der EU mit umfassenden regulatorischen Anforderungen konfrontiert, die den Schutz und die Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen betreffen, darunter die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die EU-Taxonomieverordnung und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), sowie weitere EU-Gesetze, die indirekt den Finanzsektor beeinflussen.

Das COP 16-Treffen in Kolumbien im Oktober wird sich besonders auf die Verringerung der Finanzierungslücke für Biodiversität konzentrieren. Die Staaten werden aufgefordert, bis 2025 die internationalen naturbezogenen Finanzmittel auf mindestens 20 Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen.

Integration von Biodiversität stellt Finanzinstitute vor Herausforderungen:

Europäische Aufsichtsbehörden erwarten von Finanzinstituten neben der Berücksichtigung von Klimarisiken auch die Integration von Biodiversitätsrisiken in das Risikomanagement. Die Umsetzung dieser Anforderungen scheitert jedoch an verschiedenen Hindernissen. Die größten davon sind laut Befragten

  • die Schwierigkeiten bei der Quantifizierung von Biodiversität und Ökosystemen (75 Prozent),
  • die unzureichende Dateninfrastruktur (69 Prozent) sowie
  • ein Mangel an Wissen und Fachwissen (50 Prozent).

Die Ergebnisse legen nahe, dass sich der Finanzsektor mit den vorhandenen Initiativen, den bereit gestellten Standards und Hilfestellungen noch nicht ausreichend auseinandergesetzt hat.

Die Vernachlässigung der Chancen und Risiken der Biodiversität im Finanzsektor wird langfristig jedoch zu einem entscheidenden Kriterium führen – nicht nur für den Erhalt unserer Ökosysteme, sondern auch für die wirtschaftliche Stabilität.

Es ist daher entscheidend, jetzt in die Zukunft zu investieren und Renditeannahmen langfristig und widerstandsfähig zu gestalten. Finanzinstitute, die sich frühzeitig mit Biodiversität auseinandersetzen, werden langfristig von stabileren Renditen und einer stärkeren Marktposition profitieren.

Die Studie „Natur- und Biodiversitätsschutz im deutschen Finanzsektor“ können Sie hier beziehen.


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