Die fortschreitende Integration von ESG-Daten in das Risikomanagement ist eine wichtige Herausforderung für Banken auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Eine Studie hat untersucht, wo die Institute beim Kreditgeschäft mit dem Mittelstand stehen.
Große Unternehmen und Konzerne sind bereits gesetzlich verpflichtet, ESG-Risiken (Environmental, Social, Governance) in ihren Nachhaltigkeitsberichten offenzulegen. Nun betreffen neue Vorgaben der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) und der deutschen Finanzaufsicht (BaFin) auch Banken. Diese müssen ESG-Risiken systematisch in ihre Geschäftspraktiken integrieren.
Dieser komplexe und aufwendige Prozess gilt für sämtliche Kreditgeschäfte – eine Herausforderung, die nicht nur die Finanzinstitute selbst, sondern auch deren Unternehmenskunden betrifft. Vor allem kleinere Unternehmen, die bislang keine Nachhaltigkeitsberichte erstellen mussten, sehen sich zunehmend mit Nachfragen ihrer Banken konfrontiert.
ESG-Daten als Voraussetzung für nachhaltige Transformation
Die Integration von ESG-Daten ins Risikomanagement ist mehr als eine regulatorische Pflicht. Sie wird zur zentralen Bedingung für den Wandel der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit. Banken stehen vor der Aufgabe, nicht-finanzielle Risiken systematisch zu berücksichtigen – ein Paradigmenwechsel, der sowohl von Stakeholdern als auch von Regulierungsbehörden gefordert wird.
Für Banken, die mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zusammenarbeiten, gewinnen ESG-Daten zunehmend an Bedeutung. Diese Daten helfen, die spezifischen Risiken der KMU besser einzuschätzen und sie auf ihrem Weg zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen zu begleiten. Neben einem verbesserten Risikomanagement eröffnen sich dadurch auch neue Geschäftschancen.
Herausforderungen bei der ESG-Integration
Trotz der Vorteile stehen Banken und KMU vor erheblichen Herausforderungen bei der Implementierung von ESG-Daten in ihre Prozesse. Das zeigt eine aktuelle Studie von openESG, der Frankfurt School of Finance und des Datendienstleisters ppa zur Nutzung von ESG-Daten bei deutschen Finanzinstituten. Die Studie untersucht, wie Banken diese Herausforderung angehen, wie weit sie bereits in der Umsetzung sind und welche Aufgaben zukünftig noch anstehen.
So sind die Erhebung und Verarbeitung dieser Daten mit hohen Kosten und Aufwand verbunden.
Zentrale Probleme sind:
- Hohe Transaktionskosten bei der erstmaligen Erhebung und dem laufenden Management der Daten.
- Fehlende Standardisierung der ESG-Berichte von KMU, was die Vergleichbarkeit der Daten erschwert.
- Mangelnde Datenqualität, da historische Analysen nicht immer den zukunftsorientierten Nutzen von ESG-Daten widerspiegeln.
Da ESG-Datenmanagement nicht zu den Kernkompetenzen von Banken gehört, gestaltet sich die Umsetzung besonders herausfordernd.
Dynamische Entwicklung der ESG-Datenlandschaft
Trotz der Schwierigkeiten entwickelt sich der Austausch von ESG-Daten zwischen Banken und KMU dynamisch. Regulatorische Vorgaben, wie der VSME-Standard der EU, und Industrieinitiativen der IHKs fördern diesen Prozess. Gleichzeitig führen Banken zunehmend spezielle Tools für die ESG-Kundenberatung ein.
Auch spezialisierte Dienstleister bieten Lösungen an, die institutsübergreifende ESG-Datenplattformen als kosteneffizienten Ansatz nutzen. Diese Plattformen könnten in Zukunft die Datenerhebung und den Austausch deutlich erleichtern.
Die Studie zeigt:
- 10 Prozent der Banken fordern bereits heute ESG-Daten von KMU mit weniger als 250 Mitarbeitern.
- 51 Prozent befinden sich in der Umsetzungsphase.
- 33 Prozent planen dies innerhalb der nächsten sechs Monate.
Verantwortung der ESG-Daten liegt bei den Kunden
Besonders die Verfügbarkeit und Qualität der ESG-Daten bereiten Banken Schwierigkeiten. Viele Institute erwarten, dass die Unternehmen selbst die benötigten Informationen liefern. Tatsächlich geben 94 Prozent der befragten Banken an, dass sie in naher Zukunft Nachhaltigkeitsinformationen von ihren mittelständischen Kunden fordern werden.
Für kleinere Unternehmen ohne Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist dies jedoch oft eine große Hürde. Viele Banken erkennen an, dass diese Unternehmen derzeit noch Schwierigkeiten haben, die geforderten Daten bereitzustellen.
ESG-Faktoren beeinflussen Kreditvergabe
Die Nachhaltigkeitsbilanz von Unternehmen wirkt sich zunehmend auf die Kreditvergabe aus:
- 23 Prozent der Banken berücksichtigen ESG-Faktoren bereits aktiv bei der Kreditvergabe an KMU.
- 11 Prozent haben Kredite aufgrund von Nachhaltigkeitsrisiken teurer gemacht oder sogar verweigert.
- Etwa jede achte Bank (12 Prozent) hat sich aufgrund von ESG-Risiken komplett gegen ein Geschäft mit einem KMU entschieden.
Diese Entwicklung zeigt, wie stark ESG-Kriterien die Geschäftsbeziehungen zwischen Banken und Unternehmen bereits beeinflussen. Effiziente Lösungen zur Integration und Verwaltung von ESG-Daten sind daher unerlässlich, um den Anforderungen der nachhaltigen Transformation gerecht zu werden.
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