Verbraucher in Deutschland haben einer aktuellen Studie zufolge erhebliche Defizite beim praktischen Finanzwissen. Wichtige Grundlagen würden fehlen, um alltägliche Finanzprodukte wirklich zu verstehen.
Erst kürzlich legte eine Untersuchung des Bankenverbandes offen, dass bei jungen Menschen große Lücken im Wissen über Finanzen und Wirtschaft bestehen. Eine Umfrage der Finanztip-Stiftung bestätigt nun deren Ergebnisse: Praktisches Finanzwissen ist in Deutschland nicht weit verbreitet. Für die Studie befragte man rund 3.000 Menschen im Alter von 16-69 Jahren zu Themen wie Aktien, Kredite oder Versicherungen.
Wer alle Fragen der Umfrage richtig beantwortet hatte, konnte maximal 12,5 Punkte erreichen. Mehr als die Hälfte schaffte jedoch maximal sechs Punkte – in der Schule wäre das eine Vier minus oder schlechter. Beispielsweise habe die Hälfte der Befragten nicht gewusst, dass Dispozinsen sofort anfallen, wenn das Girokonto ins Minus rutscht. Knapp 25 Prozent gingen von einem kostenlosen Dispokredit aus, solange das Konto am Monatsende wieder ausgeglichen werde.
Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen
Die Untersuchung offenbarte zudem, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen schlechter abschneiden als andere: Teilnehmer unter 30 Jahren erzielten im Durchschnitt deutlich weniger Punkte als ältere Befragte. Auch beim Einkommen gibt es Unterschiede: Haushalte, die nach eigener Aussage im Monat mit bis zu 1.500 Euro auskämen, erzielten durchschnittlich weniger Punkte als Haushalte, denen mehr als 3.800 Euro zur Verfügung stünden.
Ein Erklärungsversuch der Studienautoren: Jüngere Befragte stünden meist noch am Anfang ihres Berufslebens und begönnen erst, größere finanzielle Entscheidungen zu treffen. Und wer ohnehin wenig Geld zur Verfügung hat, der habe sich oft noch nicht mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt.
Unter 30-Jährige setzen vor allem auf Aktien
Auffällig sei zudem, dass die unter 30-Jährigen zwar weniger über Finanzen wüssten als ältere Jahrgänge, sie aber beim Thema Aktien punkteten. Neue Apps von Neobrokern die den Zugang zu den Börsen nicht nur günstiger, sondern auch einfacher machen hätten daran einen Anteil.
Demnach wüssten rund 54 Prozent der Jüngeren, dass ein weltweiter Aktienfonds grundsätzlich ein geringeres Risiko darstelle als die Investition in eine Einzelaktie oder in einen Fonds mit Unternehmen aus nur einem Land. Bei den Befragten über 30 Jahre wussten dies nur rund 46 Prozent gewusst.
Allerdings seien die jungen Menschen zu unbedarft im Umgang mit Aktien: So würden rund 38 Prozent auch dann in Aktien investieren, wenn sie wüssten, dass sie ihr Geld nach zwei Jahren wieder benötigen. Das könne zwar gutgehen, wie die Studienautoren schreiben, berge aber ein Verlustrisiko, wenn die Kurse genau dann in den Keller gingen.
Frauen wissen weniger über Finanzen als Männer
Ein interessantes Ergebnis zum Schluss: Frauen wissen offenbar im Vergleich zu Männern weniger über Finanzthemen. Fast jede vierte Frau erreichte in der Umfrage nur maximal drei Punkte. Bei den Männern waren dies nur rund 20 Prozent – mehr als die Hälfte von ihnen kam auf mehr als sechs Punkte. Die weiblichen Befragten erreichten dies nur zu 43 Prozent. Auch hier spiele Erfahrungswissen eine Rolle, schreiben die Autoren der Studie, denn Frauen verdienten noch immer weniger Geld als Männer.
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