Finfluencer haben ein Vertrauensproblem

Meinungsbildung im Finanzbereich

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Soziale Medien, Podcasts und Blogs werden für die Finanzbranche immer wichtiger. Allerdings genießen Finanz-Influencer bisher wenig Vertrauen. Woran das liegt, wie sich das beheben ließe und wo Banken Profit schlagen könnten, zeigt eine aktuelle Studie.

Aktuelle Trends, Studien und Research zum Social Media Einsatz bei Banken

Banken und Sparkassen tun sich schwer mit sozialen Medien. Dabei gibt es die verschiedensten Ansatzpunkte für eine Nutzung. Studien zum Social Media Einsatz bei Finanzinstituten finden Sie im Bank Blog.

Partner des Bank Blogs

YouGov ist Partner des Bank Blogs

Social-Media-Influencer haben sich in vielen Bereichen einen Star-Status erarbeitet – heutzutage erreichen „ganz normale Menschen“ ein Millionenpublikum auf Plattformen wie Instagram oder TikTok. Menschen, die nicht etwa als Musiker oder Fußballspieler bekannt geworden sind, sondern dadurch, dass sie ihr alltägliches Leben teilen, auf Fotos und Videos. Die Leute interessieren sich für sie, weil sie sympathisch und unterhaltsam sind, gut aussehen oder Scherze treiben.

Wegen der großen Reichweite interessiert sich die freie Wirtschaft für die Influencer: Unternehmen bezahlen sie, um Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Das kann zu Tausenden, Millionen Käufen führen. Dementsprechend teuer lassen sich die Influencer bezahlen. Das Influencer-Marketing ist für alle Beteiligten ein gutes Geschäft.

Verstehen Influencer genug von Wirtschaft?

Die Influencer sind mittlerweile in fast jedem Wirtschaftszweig Teil des Marketinggefüges. In einem Bereich allerdings können sie nicht recht Fuß fassen: Im Bereich der Finanzen. Der wesentliche Grund dafür liegt darin, dass Social-Media-Nutzer offenbar kaum Vertrauen in die Finanz-Expertise der sogenannten Finfluencer haben – obwohl Social Media, Blogs und Podcasts als Informationsquelle in Finanzthemen immer wichtiger werden.

Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, für die Mitte Juni 2022 rund 2.000 Verbraucher ab 18 Jahren befragt wurden. Auftraggeber der Studie war die Verbraucherkreditplattform Younited.

Social Media, Podcasts und Blogs gewinnen an Bedeutung

Wenn die Umfrage-Teilnehmer sich über Finanzthemen informieren wollen, bevorzugen sie das Fernsehen (27 Prozent), Freunde und Familie (26 Prozent) und Bank- sowie Finanzberater (25 Prozent). Gedruckte Tageszeitungen und Magazine verlieren insbesondere bei den jüngeren Befragten an Wichtigkeit: Nur 17 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 16 Prozent der 25- bis 34-Jährigen nutzen diese, um sich über Wirtschaft zu informieren.

Die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen setzt zu 37 Prozent auf Soziale Medien, zu 19 Prozent auf Blogs und zu 13 Prozent auf Podcasts. Je älter aber die Befragten, desto unwichtiger sind diese Medien: Die Zielgruppe ab 55 Jahre setzt kaum auf Social Media (sieben Prozent), Blogs (acht Prozent) oder Podcasts (drei Prozent), um sich über Finanzthemen zu informieren.

Kaum jemand nutzt Social Media, um finanzielle Entscheidungen zu treffen

Wenn es darum geht, handfeste Entscheidungen zu fällen, die die eigenen Finanzen betreffen, glauben nur wenige Umfrage-Teilnehmer an Soziale Medien: 46 Prozent nutzen sie für diesen Zweck überhaupt nicht, 26 Prozent „eher nicht“. 16 Prozent „eher ja“, vier Prozent „voll und ganz“. Und acht Prozent können sich in dieser Frage nicht entscheiden.

Nur wenige Deutsche nutzen Social Media für Finanzentscheidungen

Die Deutschen sind zurückhaltend bei sozialen Medien als Grundlage für Finanzentscheidungen.

Aktien, ETFs und Kryptowährungen spielen die Hauptrolle auf Social Media

Die Umfrage-Teilnehmer suchen in den Sozialen Medien am häufigsten Beiträge zu Aktien, ETFs und Kryptowährungen (17 Prozent). Klassische Finanzthemen wie Versicherung (11 Prozent), Altersvorsorge (10 Prozent), Immobilienkauf (acht Prozent), Konto (sechs Prozent) oder Kreditanbieter (fünf Prozent) fesseln kaum jemanden, wenn sie sich durch Instagram und Co. wischen.

Finanz-Influencer genießen bisher kaum Vertrauen

Denn, wie angesprochen: Finanz-Influencer, auch „Finfluencer“ genannt, genießen kaum Vertrauen: 40 Prozent aller Befragten vertrauten Finanz-Influencern überhaupt nicht. 25 Prozent „eher nicht“. 16 Prozent vertrauen ihnen „eher“ – vier Prozent „sehr“. 16 Prozent können sich in dieser Frage nicht entscheiden.

Nur wenige Deutsche vertrauen Influencern bei Finanzthemen

Mehrheit der Deutschen ist skeptisch gegenüber Finfluencern.

Überhaupt nur 15 Prozent der Umfrage-Teilnehmer folgen einem Finfluencer. Allerdings, betonen die Autoren der Studie, zeige sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Zielgruppen: Unter den jüngeren Altersgruppen der 18- bis 24-Jährigen (41 Prozent) und der 25- bis 34-Jährigen (28 Prozent) sind Finanz-Influencern nicht unbeliebt. Anders bei der Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen (13 Prozent) und den Befragten ab 55 Jahren (drei Prozent).

Gründe für die Skepsis gegenüber Finfluencern

Nach Aussage der Befragten (52 Prozent) liegt der Grund dafür darin, dass man die Expertise der Influencer anzweifle. 44 Prozent der Verbraucher sehen auch einen Interessenskonflikt zwischen Information und bezahlter Werbung. 13 Prozent merken an, dass die Finfluencer das Finanzwissen unverständlich aufbereiteten.

Diese Vertrauenslücke könnten klassische Finanzinstitute für sich nutzen, da sie das gewünschte Know-how mitbringen. Damit Finfluencer ihrerseits an Vertrauen gewinnen, müssten sie über einen beruflichen Hintergrund im Finanzbereich verfügen (28 Prozent) – oder finanziell erfolgreich sein (16 Prozent).

Das es nicht unmöglich ist, das Vertrauen des Publikums zu gewinnen, zeigt die Umfrage nämlich auch: Immerhin haben 55 Prozent der Befragten, die angaben, einem Finanz-Influencer zu folgen, schon einmal auf den Rat eines solchen gehört.

Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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