Selbst wenn mit den Corona-Impfungen wieder mehr Ruhe einkehrt – „normal“ wird es in der Welt und in der FinTech-Branche in 2021 noch nicht wieder werden. Bei wem wird’s gut laufen, wer hat weiter zu kämpfen? Eine vorsichtige Prognose.

Das Jahr 2021 im Banking steht unter Corona-Vorbehalt

Auch im Jahr 2021 werden Banken und Sparkassen vom Corona-Virus „begleitet“ werden.

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Dieser Text entsteht mitten im zweiten Corona-Lockdown, kurz vor Weihnachten und nach einem Jahr, in dem so viel passiert ist, dass es eigentlich für ein halbes Jahrzehnt reichen würde. In wenigen Tagen könnten in Deutschland die Impfungen gegen Sars-Cov-2 beginnen. 2021 dürfte also hoffentlich wieder ruhiger werden, aber von der Normalität noch immer weit entfernt sein. Beginnen wir also mit einem Ausblick auf ein Jahr, das von Nachwehen aus dem Vorjahr geprägt sein wird wie kaum eines meiner Lebenszeit.

Was sich für FinTech-Unternehmen ändern kann, muss und wird

Zum zweiten Mal sind in diesen Wochen so viele Menschen wie möglich isoliert von ihren Kollegen im Home Office, viele müssen obendrein wegen (teils) geschlossener Kitas oder Schulen Kinderbetreuung und Arbeit jonglieren. Das ist nicht nur herausfordernd für alle, die auf einmal zuhause arbeiten müssen, sondern bedeutet auch enorme Herausforderungen für Unternehmen: So mancher FinTech-CEO, der vor Corona der Meinung war, dass Remote Work nicht funktioniert, wirbt jetzt im Recruiting mit „Wir sind eine Remote First Company“. Das sind schnelle 180-Grad-Wendungen, die wir auch in 2021 weiter sehen werden.

Und wie schafft man eigentlich aus der Distanz ein Gefühl von Zusammengehörigkeit? Wie entsteht Team Spirit, wenn man sich nicht mal eben zum Mittagessen verabreden oder ab und an ein gemeinsames Feierabendbier trinken kann? Die Schwierigkeit fürs Onboarding neuer Team-Mitglieder wird sich in 2021 noch verschärfen. Nicht technologisch, aber: Wie kann man neue Angestellte so an Bord holen, dass sie sich als Teil des Teams fühlen und sozial überhaupt Anschluss finden?

Nicht zuletzt stellt sich für 2021 auf organisatorischer Ebene die Frage: Wie müssen Büros für (wachsende) Unternehmen aussehen? Jetzt im Lockdown sind die Räume zu groß, weil im besten Fall keine Präsenzpflicht und kaum jemand da ist. Aber sobald alle wiederkommen, sind die Räumlichkeiten zu klein, um Abstand zu gewährleisten. Das bisherige Schema F von Startups, erst mal auf kleinem Raum anzufangen, bis man so gewachsen ist, dass die Leute einander auf dem Schoß sitzen, funktioniert in Corona-Zeiten nicht mehr.

Weniger Investoren-Gelder, weniger Startups

Nach fünf Jahren konstanten Wachstums hat das Funding-Volumen der FinTech-Startups erstmals abgenommen. Investoren haben schon in 2020 eher die Unternehmen aus ihrem bestehenden Portfolio mit Kapital bestärkt, statt Geld in neue Ventures zu stecken. So manches Startup hat das vor Probleme gestellt und zu einem Strategieschwenk gezwungen.

Ohne immer neue Finanzspritzen, um auf Wachstumskurs zu bleiben, mussten und müssen Startups schneller profitabel werden – ein Trend, der sich verstärken wird. In 2021 werden deswegen wohl auch weniger Teams mit neuen Ideen an den Markt gehen, weil diese Wende bei den Investoren für Startups schon die ersten Schritte schwieriger macht.

Kunden sparen mehr – und spekulieren

Es gab und wird auch 2021 weiter Einkommensverluste geben aufgrund von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder verkürzter Arbeitszeiten wegen mangelnder Kinderbetreuung. Gleichzeitig fällt so vieles weg, für das das wir sonst unser Gehalt ausgeben würden. Kurzum: Wir haben mehr Zeit, ggf. trotz Einkommensverlusten mehr Geld und sind viel mehr zuhause – drei Faktoren, die so einige Prioritäten verschieben.

Ich sage deshalb all jenen FinTechs ein gutes Jahr voraus, die zum Beispiel Immobilienfinanzierung anbieten, denn nie haben die Menschen so viel Zeit in ihren eigenen vier Wänden verbracht und wünschen sich jetzt mehr Platz, allein schon um Wohnen und Arbeiten (im Home Office) zu trennen.

Die Sparquote stieg im Sommer 2020 auf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Profitiert haben alle FinTechs, die beim Thema Geldanlage helfen – die Deposit Solutions, Robo Advisor und Sparplan-Vermittler. Das wird sich in 2021 weiter fortsetzen, auch wenn der Corona-Effekt sich sicherlich abschwächen wird.

FinTechs profitieren von lebhaften Börsen

Auch gut möglich: ein Double Dip. Einen Börsen-Crash wegen Corona gab es bereits; der derzeitige Lockdown könnte sich erneut derart auf die Aktienkurse auswirken. Davon profitieren dann wiederum eher FinTech-Unternehmen als traditionelle Institute, vor allem in bestimmten Zielgruppen, allen voran Neo-Broker wie Trade Republic.

Spannend ist doch, dass sich etablierte Institute jahrzehntelang mit Börsenplanspielen abgemüht haben, der Jugend das Handeln mit Aktien näher zu bringen. Nun kommen die FinTechs und machen das Ganze einfach – aber nun ist es auch wieder nicht richtig. In den USA hat gerade der Neo-Broker Robinhood stolze 65 Millionen US-Dollar Strafe gezahlt, um sich von dem Vorwurf freizukaufen, es mit Gamification zu einfach zu machen, an der Börse zu spekulieren.  Was denn nun? Darüber sollte es 2021 endlich eine Diskussion geben. Vor allem, wenn der Trend sich verstärkt, dass die Menschen sich mehr mit ihrem Geld und den Anlagemöglichkeiten beschäftigen.


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