Der FinTech-Trend ist inzwischen zum festen Bestandteil des Finanzsektors geworden. Kooperationen zwischen Startups und klassischen Finanzdienstleistern weiten sich aus und ermöglichen neue Geschäftsmodelle.
Der FinTech-Trend ist mittlerweile zu einem Mainstream in der Finanzdienstleistung geworden. Neun von zehn Finanzdienstleistern weltweit haben sich – einer aktuellen Studie von PWC zufolge – mittlerweile darauf eingestellt, Marktanteile an FinTechs zu verlieren. Für die Studie wurden weltweit 1.300 Branchenmanager in 71 Ländern befragt. Zu ihnen zählen Vertreter von FinTech-startups wie auch von klassischen Banken, Versicherungen und Vermögensverwaltern.
Finanzdienstleister suchen Schulterschluss mit FinTechs
Durch die immer weiter zunehmende Anzahl an FinTechs entsteht innerhalb der Finanzindustrie ein neues Ökosystem. In diesem werden nicht nur große Mengen an Daten gesammelt und ausgewertet, sondern auch unzählige neue Kundenbeziehungen aufgebaut. Finanzdienstleister haben dieses Potenzial erkannt und suchen daher zunehmend nach Möglichkeiten, davon zu profitieren.
Kooperationen zwischen FinTechs und klassischen Finanzdienstleistern dürften daher in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Sie sind auch die Folge des strategischen Wandels, den viele Finanzdienstleister nun vollziehen: Mehr als die Hälfte von ihnen möchte das Thema Disruption künftig ins Zentrum ihres Geschäftsmodells stellen.
So sind in den vergangenen vier Jahren weltweit insgesamt 40 Milliarden US-Dollar in Finanz-Startups geflossen. Neben Venture-Capital-Fonds zählten dabei auch viele große Finanzkonzerne zu den Geldgebern. Derzeit unterhalten 45 Prozent der befragten Unternehmen Partnerschaften mit FinTechs – dies sind bereits 32 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Weitere 82 Prozent planen, in den kommenden drei bis fünf Jahren Kooperationen auszubauen. Auch wenn es ein herausfordernder Weg ist, haben die etablierten Finanzdienstleister so die Möglichkeit, ihr Innovationstempo zu erhöhen.
Ziele von FinTech-Kooperationen
Finanzdienstleister verfolgen mit FinTech-Kooperationen mehrere Ziele:
- Sie möchten ihre Innovationsfähigkeit steigern.
- Sie möchten Teile ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit ausgliedern.
- Sie möchten neue Anwendungen schneller auf den Markt bringen können.
- Sie möchten die Prozesseffizienz erhöhen.
FinTechs profitieren ebenfalls von Kooperationen:
- Sie erlangen Zugang zu großen Datenmengen, über die etablierte Finanzdienstleister bereits verfügen.
- Sie kommen in Kontakt mit neuen Kundengruppen, z. B. im B2B Bereich.
- Sie gewinnen an finanziellen Ressourcen, um ihr Geschäft auszubauen.
Künstliche Intelligenz entwickelt sich zum „next big thing“
Um die „Customer Experience“ ihrer Kunden zu verbessern, investieren Finanzdienstleister in die Integration neuer Technologien in ihre bestehenden Systeme. Zu diesen gehören die Bereiche Data & Analytics oder verschiedene mobile Technologien.
Sobald sie ihre IT auf Augenhöhe mit den häufig agileren Systemen von FinTechs gebracht haben, können traditionelle Finanzdienstleister in jene innovativen Systeme investieren, mit denen sich viele FinTechs heute schon beschäftigen: Blockchain, Biometrik und Identitätsmanagement und vor allem künstliche Intelligenz.
Vor allem durch den Einsatz künstlicher Intelligenz können Finanzdienstleister nicht nur das Kundenerlebnis verbessern, sondern die Effizienz ihrer Prozesse steigern und so Kosten sparen.
Das große Interesse der FinTechs an künstlicher Intelligenz hat sich aber noch nicht auf die klassischen Finanzdienstleister übertragen. Denn während 46 Prozent der FinTechs in dieses Feld investieren, sind es bei größeren Finanzdienstleistern nur 30 Prozent.
Deutsche Finanzdienstleister halten sich bei Investitionen in innovative Technologien im globalen Vergleich zurück. So werden hierzulande nur rund fünf Prozent des jährlichen Umsatzes für Investitionen in Finanztechnologie eingesetzt. Im globalen Schnitt sind es hingegen bereits 15 Prozent.
Finanzdienstleister machen Ernst bei Blockchain
Bei Finanzdienstleistern weltweit steigt die Vertrautheit mit Blockchain-Technologie. Parallel steigt die Erwartung, die Technologie in den kommenden drei bis fünf Jahren in die Produktionssysteme zu integrieren.
Eine Adaption von Blockchain-Technologie dürfte sich dann signifikant auf die Infrastruktur in den Bereichen Zahlungsverkehr, Identitätsmanagement und Handelsabwicklung auswirken. Diese gelten als die relevantesten Anwendungsfelder für Finanzdienstleister.
Bis 2020 erwarten 77 Prozent der Befragten auf internationaler Ebene einen Einsatz von Blockchain.
- Das Verständnis für die Technologie wächst. Der globalen Erhebung zufolge sind 24 Prozent der Entscheider bei FinTechs und etablierten Häusern mittlerweile mit dem Thema vertraut. Ein Jahr zuvor waren es noch 17 Prozent.
- Erste erfolgreiche Tests liegen vor. 20 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer experimentieren in ihren Häusern mit der Technologie. In einigen Bereichen wird sie auch schon erfolgreich eingesetzt. So wickelte im Jahr 2016 eine führende europäische Bank den Zahlungsverkehr zweier Klienten grenzüberschreitend über eine Blockchain ab.
- Den größten Nutzen sehen die weltweit Befragten des FinTech-Reports in den Bereichen Zahlungsverkehr (55 Prozent), Geldtransfer (50 Prozent) und Digitales Identitätsmanagement (46 Prozent). In Deutschland wird auch die Handelsfinanzierung häufig genannt (47 Prozent). Versicherer interessieren sich für die Möglichkeiten, Schadenersatzansprüchen mithilfe einer Blockchain festzulegen. Für Banken liegen die größten Potenziale in der Verbesserung der Informationssicherheit sowie bei der Vermeidung, Aufdeckung und Analyse von Betrugsfällen.
- Größte Risiken für den Einsatz der Technologie sind laut Studie regulatorische und rechtliche Unsicherheiten.
- Blockchain ist bei den meisten Finanzdienstleistern nicht Teil der Strategie. Das erklären 38 Prozent der Befragten weltweit. In Deutschland beträgt der Anteil 31 Prozent.
RegTech: Wie Regulierung neue Innovationen initiiert
Regulierung wird von den meisten befragten Branchenmanagern als Quelle der Unsicherheit und Hindernis für Innovation gesehen – vor allem in den Bereichen Datenschutz und -sicherung.
Doch auch für den Umgang mit Regulierung werden innovative Technologien entwickelt. So ist das neue Feld der sogenannten „RegTech“ (Regulatory Technology) entstanden. Diese Anwendungen sollen dabei helfen, sich ändernde Anforderungen in den Bereichen Compliance und Regulierung schnell adressieren und umsetzen zu können.
Zu Triebkräften für IT-Innovationen können sich künftig zwei Regulierungsvorhaben der EU entwickeln:
- Die EU-Zahlungsdienstleisterrichtlinie PSD2 dürfte in Europa langfristig zur Öffnung der digitalen Ökosysteme der Banken durch API-Schnittstellen führen.
- Die EU-Datenschutz-Grundverordnung GDPR soll den Datenschutz und die Bereitstellung von Daten umfassend regeln und modernisieren.
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