Was macht einen guten FinTech-Standort aus?

Weltweiter Vergleich der Erfolgsfaktoren von Finanzplätzen

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Finanzplätze liefern sich aktuell weltweit ein Wettrennen um die Ansiedlung von FinTech-Startups. Viele Faktoren entscheiden über die Qualität eines FinTech-Standorts. Doch was beim einen gut ist, muss es beim anderen noch lange nicht sein.

Erfolgsfaktoren von FinTech-Finanzplätzen

Erfolgsfaktoren von Finanzplätzen bei der Ansiedlung von FinTech-Startups.

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In Deutschland sind es Berlin, München, Frankfurt und Hamburg. Aus Europa kommen  London und Zürich, vielleicht auch Paris und Amsterdam hinzu. Weltweit kommen diverse nordamerikanische Standorte, Hongkong, Singapur und Taiwan hinzu. All diese Finanzplätze bekunden Interesse am globalen Spitzenplatz und wetteifern um die Gunst von Startups aus dem FinTech-Bereich. Doch was macht einen guten FinTech-Standort aus?

Es gibt viele Faktoren, die dazu führen, dass ein FinTech-Standort erfolgreich ist. Dazu gehören u.a. Markt, Finanzierung, Humankapital, Regulierung und Infrastruktur. Sie alle spielen zudem jeweils unterschiedlich zusammen. Deshalb sind Ranglisten eher vorsichtig zu genießen. Nur weil eine Faktorenkombination an einem Standort erfolgreich war, heißt das noch lange nicht, sie wäre woanders genauso zielführend.

Blick auf die FinTech-Märkte

Bezüglich des Marktes sind die nordamerikanischen Standorte generell gut bedient. Mit einer ausgeprägten unternehmerischen Kultur sind Ideenfluss und Gründungstempo gesichert. Der Markt ist dadurch sehr differenziert. Anwender sind zur FinTech-Integration und „Early Adoption“ bereit; und zwar sowohl auf der Ebene der Institutionen – Banken, Staat, andere Unternehmen – als auch auf der Ebene der einzelnen Verbraucher. Damit sind Skaleneffekte garantiert.

Die europäischen Standorte sind im Vorteil auf der unternehmerischen Seite. Zwar ist das Gründungstempo gemächlicher als in den USA, aber der Ideenfluss ist durchaus vergleichbar. Die Bereitschaft in der Anwendung ist jedoch deutlich tiefer als in Nordamerika. „Early Adoption“ ist nur bei gewissen Nischen der Fall, und insbesondere mittelnde Institutionen sind passiv.

Asiatische Standorte – vor allem Hongkong und Singapur – versprechen, den chinesischen Markt zu erschließen. Gelungen ist es ihnen allerdings noch nicht. Auch wenn Singapur aufholt, sind Ideenfluss und Gründungstempo abfallend im Vergleich zu Nordamerika und Europa. Während in Asien weniger FinTech gegründet werden, sind die gegründeten beständig. Schließungen gibt es kaum. Staatsunterstützung und -planung könnten das erklären.

Finanzierung und Humankapital im FinTech-Bereich

Bezüglich der Finanzierung stehen Asien, Nordamerika sowie London auf den ersten Blick gut da. In Asien profitieren viele FinTechs von staatlichen Förderungen oder Wirtschaftsplänen. In Nordamerika und London wird FinTech vor allem aus privaten Mitteln von Nicht-Banken finanziert. „Venture Capitalism“ und die lockere Geldpolitik mit rekordtiefen Zinsen treiben Investoren unter anderem in FinTech-Anlagen. In Europa und Taiwan sind die Mittel knapper, da ihr größter Teil aus Banken und Ersparnissen stammt. Andererseits verfügen diese Standorte über geeignete Knappheitsindikatoren. In Taiwan und Europa (exklusive London) neigen FinTechs deshalb zu höheren Gewinnrenditen.

Das Humankapital scheint weltweit ähnlich verteilt zu sein. FinTech-Hubs und solche Orte, die es werden wollen, verfügen über gut ausgebildete Personen und gute Bildungsinstitutionen. Die Bereitschaft der Menschen, sich in FinTechs zu engagieren, wird in Nordamerika durch die „Start-up-cash-out“-Kultur gesteuert und in Singapur durch die Politik. In Europa, Hongkong und Taiwan ist die Bereitschaft geringer, denn sowohl Sicherheit als auch Entlohnung sind in anderen Bereichen höher als in FinTechs.

FinTech-Regulierung und Infrastruktur

London, Singapur und in Ansätzen auch die Schweiz versuchen, FinTech-spezifische regulatorische Erleichterungen einzuführen. Die Sandbox ist das bekannteste Beispiel dafür. Nordamerikanische und die meisten europäischen und asiatischen Standorte hingegen tun dies nicht (breitflächig). Hier stehen defensive Überlegungen im Vordergrund, zum Beispiel die Integrität des Finanzplatzes. Auch gibt es ökonomische Gründe für die Zurückhaltung. Erleichterungen begünstigen Arbitrage, was die Innovation von FinTechs negativ beeinflusst. Und: Die Sandbox verspätet nur den echten Markteintritt.

Asien verfügt über herausragende Infrastruktur – zumindest in den FinTech-Hubs. Die angekündigte Skalierung scheitert jedoch an den fehlenden Kapazitäten und Operationen in China und im Innern des Kontinents. Nordamerika und Europa verfügen über gute Netze, haben aber noch Potenzial sowohl im Management der Netze als auch in der Entwicklung von Software, die FinTech mit Institutionen und Gesellschaft integriert. Zudem gibt es in Europa Kapazitätsengpässe.

Fazit: Bei FinTech-Standorten kommt es auf das Zusammenspiel an

Der Vergleich der internationalen FinTech-Standorte hat ihre Diversität aufgezeigt. Es gibt letztlich kein allgemeines Rezept für FinTech-Erfolg. Das Zusammenspiel aller Faktoren ist entscheidend.

Im Wettbewerb muss daher jeder Finanzplatz seinen eigenen Weg gehen. Erfolgreich können nämlich nur einzelne Unternehmen mit ihrem ganz spezifischen Geschäftsmodell in der Umsetzung von FinTech sein.

Über den Autor

Prof. Dr. Henrique Schneider

Henrique Schneider ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Nordakademie, Hochschule der Wirtschaft. Er wirkt in Aufsichtsräten von verschiedenen Versicherungen und Vermögensverwaltungen, meist als Mitglied oder Vorsitzender des Anlageausschusses. Seine Arbeitsschwerpunkte sind ökonomische Theorie, Technologie und alternative Anlagen.

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