FinTech-Unternehmen sind fast alle klein, und es sind viele. Daher drängt sich die Metapher des Schwarms geradezu auf. Aber schon bald wird das Bild des Kampfsterns angemessener sein.
Ich selbst habe den Angriff der FinTechs auf die Bankenbranche oft als Heuschreckenschwarm bezeichnet, der eine Burg angreift. Dieses Bild beschreibt die jetzige Situation recht gut, denn FinTechs sind durchweg klein und inzwischen unüberschaubar viele. Mit Heuschrecken teilen sie die Eigenschaft, dass es den Gesamtangriff nicht aufhält, wenn man viele einzelne erlegt. Und das Bild ist auch deshalb zutreffend, weil eine Burg dafür ausgelegt ist, bewaffnete starke Angreifer abzuwehren, die Verteidigung aber schlecht auf einen angreifenden Schwarm vorbereitet ist.
Aber dieses Bild beschreibt nur die erste Phase des Angriffs. Denn aus den vielen Heuschrecken werden schon bald Elefanten, dann Burgen und später ein Kampfstern, gegen deren Größe eine Burg winzig ist. Wir werden uns von dem Bild der FinTechs als Schwarm schon bald verabschieden müssen.
Der Grund dafür liegt in den besonderen Eigenschaften der digitalen Technologien. Diese Technologien haben fast immer
- eine ausgeprägte Fixkostendegression,
- oft positive Netzwerkeffekte und
- sind meist beliebig skalierbar.
Skalierbarkeit bedeutet, dass die Technologie im Kleinen wie im Großen funktioniert und man schnell von dem einen auf das andere umschalten kann. Mit anderen Worten: Die Heuschrecken können nicht nur sehr schnell wachsen, sondern sie können auch viel größer werden als man es von anderen Kreaturen gewohnt ist. Für Banken mag es schwierig sein, eine bestimmte Größe zu überschreiten, weil dann die Organisation überproportional teurer wird; für FinTechs ist dies potentiell kein Problem.
Fixkostendegression bedeutet, dass der Hauptaufwand eines FinTechs darin besteht, das Angebot einmal zu entwickeln. Dafür sind hohe Einmal-Kosten vorab erforderlich, wogegen der Betrieb dann sehr billig sein kann. Diese Eigenschaft fördert den Zustand, dass ein Markt von nur einem Unternehmen dominiert wird, denn wieso sollte man die Fixkosten mehrfach aufwenden?
Und dann ist da noch die Sache mit den Netzwerkeffekten: Viele FinTechs werden für die Kunden interessanter, je mehr andere Kunden schon dabei sind. Das ist ähnlich wie bei Börsen, die immer mehr wachsen, je mehr Teilnehmer sie bereits haben.
Aus diesen Gründen verhält sich die Situation ähnlich wie bei Computer-Betriebssystemen, von denen es meist auch nur ein dominierendes System pro Hardwaretyp gibt. Genau das gleiche werden wir in sehr naher Zukunft im FinTech-Bereich erleben: Der Schwarm wird sich immer weiter verdichten, bis ein planetengroßer Klumpen entsteht. Ich übertreibe nicht:
Pro Geschäftsfeld wird es im Endzustand ein dominierendes Unternehmen geben. Dieses wird erst aufhören zu wachsen, wenn es den gesamten relevanten Markt umfasst und alle anderen aus seinem Geschäftsfeld verdrängt hat. Banken, wie wir sie heute kennen, werden gegen diese neuen Kampfsterne winzig sein. Es lohnt sich, sich schon heute auf diesen neuen Zustand einzustellen.
Ein Kommentar
Guter Artikel – allerdings fehlt ein Punkt, der ganz wichtig ist. Kostendegression etc. – alles richtig. Momentan fehlt aber den meisten Fintechs eine langfristige ERTRAGS-Strategie. Und ohne langfristigen Ertrag hilft auch die Kostendegression und Skalierung nichts (außer beim Exit / Verkauf für die Gründer). Wer hingegen das Ertragsthema knackt – dem steht Wachstum in der Tat nichts im Wege