Der Verdrängungswettbewerb im deutschen Corporate-Banking nimmt bedrohliche Züge an. Erstmals seit der Finanzkrise deckt die Eigenkapitalrendite im Firmenkundengeschäft der Banken nicht mehr die Eigenkapitalkosten.
Der halbjährlich erhobene Corporate-Banking-Index der Unternehmensberatung Bain deckt rund die Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland tätigen Banken ab und konzentriert sich bei der Analyse auf Finanzinstitute mit einem Schwerpunkt im Corporate-Banking und einer entsprechenden Segmentberichterstattung. Bereits in der vorangegangenen Erhebung wurde vor einem anhaltenden Preiskampf im Firmenkundengeschäft der Banken gewarnt.
Die aktuelle Ausgabe zeigt, dass der Wettbewerbsdruck im Firmenkundengeschäft bedrohliche Züge annimmt. Faktisch verbrennen Banken dort Geld, denn im ersten Halbjahr 2019 ist es den deutschen Kreditinstituten nicht gelungen, ihre Eigenkapitalkosten zu verdienen. Die Eigenkapitalrendite sank innerhalb von zwölf Monaten um 4 Prozentpunkte auf 7 Prozent, während die Eigenkapitalkosten derzeit 7 bis 10 Prozent betragen.
Nachgebende Profitabilität im Firmenkundengeschäft
Während die Erträge auf niedrigem Niveau verharren, gab die Profitabilität deutlich nach. Eine Entwicklung, die sich seit fünf Jahren fortsetzt. Zu viele Banken versuchen, ihre Marktposition im traditionell profitablen Firmenkundengeschäft unter Inkaufnahme niedriger Margen aggressiv auszubauen.
In jüngster Zeit versuchen Institute, unter anderem mit einer Ausweitung des Kreditvolumens der rückläufigen Profitabilität entgegenzuwirken und ihren Zinsüberschuss zu stabilisieren. Im ersten Halbjahr 2019 stieg das Kreditvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf den historischen Rekordwert von 1,2 Billionen Euro. Zwischen 2013 und 2018 lag die durchschnittliche Wachstumsrate noch bei jährlich 3 Prozent. Insbesondere die Sparkassen und die privaten Kreditbanken bauen ihre Marktposition aus. Die Landesbanken hingegen verzeichnen leichte Marktanteilsverluste, auch bedingt durch die laufende Konsolidierung und Restrukturierung.
Kreditmarge nahe historischer Tiefststände
Trotz der wachsenden Volumina bewegt sich die Kreditmarge weiterhin nahe den historischen Tiefstständen des Jahres 2008. Den Banken falle es immer schwerer, Kundenbeziehungen nachhaltig profitabel zu gestalten. Dazu trage auch der Trend hin zu Plattformlösungen ebenso bei, wie die Automatisierung vieler Cross-Selling-Produkte wie z.B. Devisengeschäfte.
Ein weiterer Grund für die rückläufige Profitabilität ist der zuletzt wieder deutlich gestiegene Verwaltungsaufwand. Die unumgänglichen Investitionen der Banken in die Digitalisierung, in ihre IT sowie in die Umsetzung neuer Regelwerke konterkarieren die positiven Effekte der laufenden Kostensenkungsprogramme.
Steigende Kreditrisikovorsorge belastet Profitabilität
Anders als in den vergangenen Jahren verspricht die Kreditrisikovorsorge keine Entlastung. Im Gegenteil: Von einem niedrigen Niveau aus stieg sie in den ersten sechs Monaten 2019 gemessen am Vorjahreswert um 17 Prozent. Die schwächere Konjunktur hinterlässt erste Spuren in den Büchern der Banken. Der Analyse zufolge dürfte die Risikovorsorge in den kommenden Quartalen weiter steigen und die Profitabilität zusätzlich belasten. Hinzu kämen höhere Aufwendungen durch die Umsetzung von Basel IV.
Banken müssen reagieren
Angesicht der schlechten Zahlen müssten die Banken im Firmenkundengeschäft jetzt handeln. Institute, die gegen den Branchentrend bereits heute ihre Erträge steigern, erreichen dies unter anderem durch eine systematische Vertriebssteuerung, eine klare Produkt- und Kundenstrategie sowie den konsequenten Einsatz neuer Technologien.
Im Markt wird es zu einer noch stärkeren Differenzierung kommen, und Gewinnern mit nachhaltigen profitablen Geschäftsmodellen werden unrentable Verlierer gegenüberstehen. Für die Kreditinstitute würde es zunehmend wichtiger, sich auf ihre Wettbewerbsvorteile zu konzentrieren und mit Partnern, z.B. Plattformbetreibern und FinTechs, zusammenzuarbeiten.