Am 21. Bankentag in Berlin plädierten die Redner übereinstimmend dafür, Flagge zu zeigen für offenen Welthandel, für die pluralistische Demokratie und für ein vereintes Europa. Abschottung, Re-Nationalisierung und Protektionismus seien zu bekämpfen.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Private Banken wollen Europa stärken
Angesichts einer Welt im Umbruch sollte sich Europa auf seine Stärken besinnen, wirtschaftlich wie politisch – dieser Anspruch zog sich wie ein roter Faden durch den 21. Deutschen Bankentag in Berlin. „In einem Klima, in dem Abschottung, Re-Nationalisierung und Protektionismus zunehmend Auftrieb bekommen, gilt es, Flagge zu zeigen für offenen Welthandel, für die pluralistische Demokratie und nicht zuletzt für ein vereintes Europa“, betonte Bankenpräsident Hans-Walter Peters. Um Innovation und Wachstum zu sichern, brauche Europa starke, wettbewerbsfähige Banken. Die Institute seien dabei vor allem selbst gefordert, mit neuen Geschäftsmodellen und Ertragsfeldern. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, warnte vor einer zu langen Fortsetzung der ultraexpansiven Geldpolitik in der Eurozone. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfe nicht aus Rücksicht auf mögliche Folgen für die Zinslast einiger Mitgliedstaaten oder die Tragfähigkeit ihrer Staatsfinanzen den Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik aufschieben. In einer Diskussion mit dem Historiker Christopher Clark sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: „Europa muss jetzt Effizienz zur Lösung der dringenden Probleme beweisen, um mehr Zustimmung (…) zu gewinnen.“ Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem trieben die möglichen Folgen des britischen EU-Ausstiegs um. „Je länger ich darüber nachdenke (…), umso besorgter werde ich.“ Für ihn sei klar, dass der Brexit Wirtschaftswachstum kosten werde und auch für den Finanzbereich erhebliche Risiken berge. Vor neuen riskanten Geschäftsmodellen warnte der Präsident des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert, die Finanzindustrie. Die gröbste Verunsicherung durch die Finanzkrise sei zwar bereinigt, eine Neuvermessung von Politik und Wirtschaft in Zeiten der Globalisierung aber erforderlich.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Draghi sieht keinen Anlass für Kurswechsel
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat sich gegen eine Änderung der ultralockeren Geldpolitik zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausgesprochen. Obwohl die wirtschaftliche Erholung zunehmend auch auf eigenen Beinen stehe, sei es „zu früh, Erfolg auszurufen“, sagte er heute bei einer Konferenz in Frankfurt. Die Wirtschaft nehme zwar an Fahrt auf, die Risiken würden aber immer noch überwiegen.
Dombrovskis sieht keine neue Bankenkrise
Die Probleme einiger Geldinstitute in Europa mit ausfallgefährdeten Krediten sind nach Ansicht des Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, kein Zeichen für eine neue Bankenkrise. Sie seien vielmehr ein Erbe der Finanzkrise 2008, sagte er heute auf dem Bankentag. Die EU könne Mitgliedsländern helfen, Bad Banks auf nationaler Ebene aufzubauen.
Kemmer: Zeiten der Kostenloskultur vorbei
Bankkunden müssen sich nach Worten von Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, auf dauerhaft höhere Gebühren ihrer Geldhäuser einstellen. „Die Zeiten einer Kostenloskultur sind (…) wahrscheinlich schon vorbei“, sagte er heute auf dem Bankentag. „Ich glaube, dass dieser Trend anhalten wird.“
Kursverluste nach Fed-Signal über einen Bilanzabbau 2017
Die US-Notenbank Fed hat signalisiert, dass sie mit einer Verringerung ihrer stark gestiegenen Bilanzsumme noch in diesem Jahr beginnen will. Damit hat sie die Aktienkurse weltweit unter Druck gesetzt. Die meisten Fed-Mitglieder hielten eine Änderung der Reinvestitionspolitik im weiteren Jahresverlauf für angemessen, hieß es in dem Protokoll zur jüngsten Sitzung der Währungshüter von Mitte März. Im Kampf gegen die Finanzkrise hatten die Währungshüter Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere im Volumen von mehr als 4 Billionen Dollar (3,7 Billionen Euro) erworben.
Schäuble setzt auf Einigung mit Griechenland
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich zuversichtlich gezeigt, dass es im Reformstreit mit Griechenland bald zu einer Einigung kommt. Ob dies bereits bei dem Treffen der Euro-Finanzminister morgen auf Malta der Fall sei, wisse er nicht, sagte er heute in Düsseldorf. Nachdem, was er höre, sei man einem Ergebnis nahe. Erst nach Abschluss der laufenden Überprüfung der Reformen kann Griechenland mit weiteren Zahlungen aus dem aktuellen Hilfsprogramm rechnen.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Cryan mit Kapitalerhöhung zufrieden
- Commerzbank-Chef Zielke sieht großen Bedarf an Zusammenschlüssen
- Nord/LB tief in der Verlustzone
- Wirecard hebt Dividende leicht an
Was am Freitag wichtig wird
Am Freitag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Die Euro-Finanzminister treffen sich im maltesischen Valetta.
- Die Wirtschaftsminister der G20-Staaten kommen in Düsseldorf zusammen, um die Chancen und Risiken in der digitalen Wirtschaftswelt auszuloten.
- In Stuttgart geben 140 Aussteller auf der Anlegermesse Invest 2017 (bis 8.4.) einen Überblick über eine breite Palette von Anlagemöglichkeiten.
- Der Bundesverband Deutsche Startups erwartet zum „Startup Camp Berlin 2017“ (bis 8.4.) mehr als 1.200 Teilnehmer.