Auch wenn die Digitalisierung viele Möglichkeiten der Vereinfachung bietet, ist das Managen von Forderungen für viele Unternehmen ein Buch mit sieben Siegeln. Eine aktuelle Studie zeigt die Herausforderungen für Forderungsmanager bis 2020.
Bereits zum elften Mal wurde die EOS Studie „Europäische Zahlungsgewohnheiten“ durchgeführt. Gemeinsam mit dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Kantar TNS (ehemals TNS Infratest) befragte EOS im Frühjahr 2018 3.400 Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mindestens 5 Millionen Euro in 17 Ländern zu den dortigen Zahlungsgewohnheiten, zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes sowie zu den Themen Risiko- und Forderungsmanagement.
Kostendruck und Digitalisierung als zentrale Themen
Deutsche Firmen fordern Kostendruck und Digitalisierung besonders stark – auch im Forderungsmanagement: 74 Prozent der Unternehmen in Deutschland im Vergleich zu 49 Prozent der europäischen Firmen sehen Kostenreduktion als entscheidende Herausforderung der kommenden zwei Jahre. Der vorherrschende Kostendruck führte vermutlich zu Einsparungen in anderen Bereichen. Wichtige Digitalisierungsprojekte, die etwa algorithmische Modelle und Big Data zum besseren Kundenverständnis fördern, blieben auf der Strecke. Die Folge: 91 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland gehen davon aus, dass sie in den kommenden zwei Jahren Probleme bekommen, mit dem technologischen Wandel mitzuhalten. 86 Prozent erachten auch die Automatisierung der Prozesse als ein nicht unwesentliches Problem.
Auch europaweit ist im Forderungsmanagement ständig zunehmender Kostendruck das vorherrschende Thema der Unternehmen. Etwa die Hälfte von 3.400 befragten Forderungsmanagern aus 17 Ländern in ganz Europa erachten den Faktor Kosten bis zum Jahr 2020 als eine große Herausforderung. Ähnlich viele dieser Experten beschäftigt das Thema Digitalisierung: 45 Prozent sind der Ansicht, dass sie in den kommenden zwei Jahren Probleme bekommen, in Sachen Technologie mit der Gesamtwirtschaft mithalten zu können.
Möglichkeiten moderner Technologien nutzen
Die Digitalisierung verändert Europa nicht erst seit kurzem. Trotzdem haben viele Firmen entsprechende Projekte im Forderungsmanagement anscheinend noch aufgeschoben. Jetzt hat etwa die Hälfte (49 Prozent) von Ihnen Sorge, mit dem digitalen Wandel nicht mithalten zu können. Dabei bringt die Digitalisierung viele Möglichkeiten mit sich, das Forderungsmanagement effizienter zu gestalten. Eine Automatisierung der Prozesse kann die operativen Kosten senken und Forderungslaufzeiten verkürzen. Doch auch in dieser Hinsicht sind Firmen in Europa noch nicht optimal aufgestellt: 43 Prozent haben hohen Respekt davor, Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren.
Manche dieser Unternehmen holen sich Hilfe, um im Forderungsmanagement up-to-date zu sein und auch die Kosten besser im Griff zu haben. Europaweit arbeitet rund jedes dritte Unternehmen in diesem Bereich mit einem externen Dienstleister zusammen.
EOS, eine Tochterfirma der Otto Group, setzt selbst auf neue Technologien und smarte Services. So verkündete das Unternehmen kürzlich, in einem „Center of Analytics“ algorithmische Modelle und maschinelles Lernen zu testen. Data-Scientists könnten Muster erkennen, die an pseudonymisierten Daten die Erfolgsaussichten von Inkassomaßnahmen per Brief oder Telefon ermitteln. Bei Erhalt einer Forderung werde in Echtzeit die beste Herangehensweise ermittelt. Selbstlernende Plattformen gehören zum Wachstumsziel des Unternehmens in den kommenden zehn Jahren.
Zunehmende Cyber-Kriminalität macht Schulungen nötig
Mit diesen Ergebnissen wird klar, dass Unternehmen sich auch im Forderungsmanagement zunehmend der Digitalisierung stellen. Doch dann müssen auch Mitarbeiter dafür ausgebildet werden. Beispielsweise geht mit dem Digitalisierungsgrad nicht nur mehr Effizienz, sondern auch eine erhöhte Bedrohung durch die zunehmende Internet-Kriminalität einher. Laut Studie beschäftigen sich vor allem Forderungsmanager in Westeuropa verstärkt damit: 34 Prozent aller westeuropäischen Firmen, aber nur 19 Prozent der Unternehmen in Osteuropa nennen Cyber-Kriminalität als Herausforderung. Besonders betroffen sind Deutschland (60 Prozent) und Dänemark (53 Prozent). Russland und Griechenland sehen kaum Gefahren durch derlei Angriffe.
47 Prozent der Firmen betrachten die Qualifikation ihrer Angestellten als ein großes Projekt in den kommenden zwei Jahren. Bedeutsam ist dieses Thema vor allem in Deutschland (76 Prozent), Russland (55 Prozent) und Spanien (51 Prozent). In Dänemark und der Schweiz ist es hingegen nur für 33 beziehungsweise 35 Prozent der Befragten von Relevanz. Besonderer Schulungsbedarf besteht vermutlich in der Nutzung neuer digitaler Tools. Immerhin 13 Prozent der Experten im Forderungsmanagement denken über den Einsatz künstlicher Intelligenz nach. Besonders oft betrifft dies Firmen in Deutschland (25 Prozent) und Rumänien (17 Prozent).
Die Studie „Europäische Zahlungsgewohnheiten 2018“ können Sie hier online abrufen.