Frankfurt scheint im Wettbewerb der europäischen Finanzzentren am meisten vom Brexit profitieren zu können. Mindestens die Hälfte der aus London abwandernden Finanzjobs könnten nach Frankfurt verlegt werden.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Brexit-Studie: Frankfurt ist Favorit im Standortwettbewerb
Frankfurt dürfte im Rennen der europäischen Finanzzentren am meisten vom Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) profitieren. Die Mainmetropole habe sich im Standortwettbewerb klar an die Spitze gesetzt, lautet das Fazit einer aktuellen Studie der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen. Auch Amsterdam, Dublin, Luxemburg und Paris bemühen sich um umzugswillige Banken. Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud prognostizierte heute bei der Präsentation der Studie, dass mindestens die Hälfte der aus London abwandernden Finanzjobs nach Frankfurt verlegt werden dürfte. Dies entspreche über einen Zeitraum von mehreren Jahren mindestens 8.000 Mitarbeitern. Bis Ende 2019 rechnet die Helaba mit einem Beschäftigungsanstieg von mindestens 4 Prozent auf 65.000 Banken-Mitarbeiter in Frankfurt. Immobilienanalyst Stefan Mitropoulos sieht die Mainmetropole angesichts des reichlichen Leerstands gut gerüstet für die zu erwartende höhere Nachfrage nach Büroräumen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam zuletzt auch eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg. Unterdessen endete in Brüssel heute die dritte Verhandlungsrunde zum Brexit ohne wesentliche Fortschritte. EU-Chefunterhändler Michel Barnier warnte: „Die Zeit rast. Wir haben nur wenig Zeit.“ Der britische Brexit-Minister David Davis sprach von Fortschritten, räumte aber ein: Man werde nur durch Beweglichkeit und Fantasie einen Abschluss finden, der für beide Seiten funktioniere. Die nächste Verhandlungsrunde zum Brexit wird vermutlich am 18. September stattfinden. Großbritannien will bis dahin neue Positionspapiere vorlegen.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Inflation der Eurozone steigt stärker als erwartet
Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im August etwas stärker gestiegen als erwartet. Nach Angaben des Statistikamtes Eurostat erhöhte sich das Preisniveau zum Vorjahresmonat um 1,5 Prozent. Analysten hatten im Schnitt einen Zuwachs um 1,4 Prozent erwartet. Im Juli hatten sich die Preise um 1,3 Prozent erhöht. Die Kerninflation lag dagegen konstant bei 1,2 Prozent und blieb damit unter dem Preisziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp unter 2 Prozent.
Dombret: Jede vierte Bank will Negativzinsen weitergeben
Jedes vierte Kreditinstitut in Deutschland will nach Angaben von Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret künftig Negativzinsen auf Kundeneinlagen erheben. Einlagen von Privatkunden seien jedoch nur bei jedem zwölften Institut betroffen, schreibt Dombret in einem vorab veröffentlichten Magazinbeitrag. „Sänke das Zinsniveau dagegen weiter ab, wäre bereits jedes zweite Institut zu einer Weitergabe negativer Zinsen gegenüber Privatkunden bereit.“
IT-Risiken stellen Banken vor neue Herausforderungen
Für Banken in Deutschland wird es schwieriger, die gewohnten Standards an IT-Sicherheit zu gewährleisten. Wie der Branchenkompass Banking 2017 der Unternehmensberatung Sopra Steria Consulting und des F.A.Z.-Instituts ergab, sprechen sechs von zehn Instituten von komplexeren Angriffsszenarien und neuen Anforderungen an den Umgang mit IT-Risiken. Bei den Retailbanken sind es fast drei Viertel der Institute, bei denen Digitalisierung, neue Bedrohungen sowie Vorschriften zur Regulierung die Arbeit der Sicherheitsmanager erschweren.
Sechs weitere Großbanken beteiligen sich an Digitalwährungs-Projekt
Credit Suisse, Barclays, die Canadian Imperial Bank of Commerce, HSBC, Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) und State Street wollen sich einem Zeitungsbericht zufolge an einem von UBS gegründeten Projekt zur Entwicklung einer neuen digitalen Währung beteiligen. Mit dabei seien unter anderem bereits die Deutsche Bank, Banco Santander sowie BNY Mellon. Man sei derzeit in Gesprächen mit Zentralbanken und Regulatoren, sagte Hyder Jaffrey, Head Strategic Investment und Fintech Innovation bei UBS. Ziel sei es, Ende 2018 teilweise an den Markt zu gehen.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- HSH Nordbank hält Gewinn stabil und bestätigt Jahresprognose.
- DZ-Bank-Gruppe plant vorsichtiger.
- Bremer Landesbank gehört jetzt vollständig zur Nord/LB.
- Edmond de Rothschild steigert Betriebsgewinn.
Was am Freitag wichtig wird
Am Freitag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- In Berlin beginnt die Elektronikmesse IFA. Zum Start der Messe veröffentlicht das Statistische Bundesamt Zahlen rund um die Nutzung von Big Data in Unternehmen.
- Im Verfahren der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen die Bausparkasse Badenia wegen einer Kündigungsklausel wird vom Landgericht Karlsruhe ein Urteil erwartet. Besagte Klausel sieht vor, dass die Kasse 15 Jahre nach Vertragsabschluss kündigen kann, wenn der Bausparvertrag noch nicht in ein Darlehen umgewandelt wurde und noch nicht voll bespart ist. Verbraucherschützer halten das nicht für rechtmäßig. Ähnliche Klagen derselben Verbraucherschutz-Organisation sind am Landgericht Berlin und am Landgericht Stuttgart anhängig.