Wenn man Führungskräfte nach ihren wichtigsten Eigenschaften fragt, erhält man meist Antworten wie Kommunikationsfähigkeit. Entscheidungsfähigkeit, Teamfähigkeit oder Überzeugungskraft. Dabei ist auch emotionale Intelligenz notwendig und wichtig.
Führung hat zwei Facetten:
- Orientierung geben und Ziele vorgeben sowie
- erfolgreiches Intervenieren in kritischen Situationen.
Wenn wir uns über (gute) Führung unterhalten, dann meinen wir den ersten Teil der Definition, also die Richtung vorgeben. Der zweite Teil der Begrifflichkeit, also das Eingreifen in Konfliktsituationen, wird dagegen häufig vernachlässigt. Dabei zählt Konfliktsteuerung neben Delegation und Weisung, Zielvereinbarung, Problemlösung, Information und Kontrolle sowie Anerkennung und Kritik zu den zentralen Aufgaben einer Führungskraft.
Konfliktvermeidung als Führungsaufgabe
Es ist nun einmal eine wesentliche Herausforderung für jede Führungskraft, Bedingungen zu schaffen, die zur Konfliktvermeidung beitragen oder eine entsprechende Lösung herbeiführen. Und genau in diesem Zusammenhang kommt die emotionale Intelligenz ins Spiel.
Emotionale Intelligenz ist innerhalb weniger Jahre zu einem richtigen Buzz-Wort geworden. Es handelt sich dabei um die Begabung, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Im Mittelpunkt der Begriffsdefinition steht also das Gefühl – und zwar sowohl das eigene Gefühl, als auch der Umgang mit den Gefühlen anderer Menschen. Es geht auf der einen Seite um Selbstmanagement und Selbsterfahrung und auf der anderen Seite um die Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen.
Wichtige Rolle von emotionaler Intelligenz
Lange Zeit galt der Intelligenzquotient (IQ) als die entscheidende Ursache für Erfolg. Inzwischen wird aber die emotionale Intelligenz (EQ) des Menschen als mindestens ebenso ausschlaggebend für seinen persönlichen und beruflichen Erfolg angesehen.
Mit emotionaler Intelligenz werden Fähigkeiten und Kompetenzen beschrieben, die eine wichtige Funktion in unserem Berufs- aber auch Alltagsleben einnehmen. Damit stellt sich aber die spannende Frage: Woran erkenne ich meine emotionale Intelligenz?
Denkanstoß zur Selbstreflexion
Als Denkanstoß zur Selbstreflexion sollten Sie sich folgende Fragen dazu stellen:
- Kann ich mich gut selbst einschätzen?
- Bin ich meinen Emotionen ausgeliefert oder kann ich mich beherrschen?
- Wie gut kann ich mit Aggressionen, Wut, Freude, Zuneigung und anderen Gefühlen umgehen – bei mir selbst und bei anderen?
- Bin ich in der Lage, anderen Menschen aufmerksam zuzuhören?
- Und vor allem: Bin ich in der Lage, andere Menschen zu motivieren oder gar zu begeistern?
Erkennen eigener und fremder Gefühle
Gefühle sind keine Störfaktoren im Leben, sondern wichtige, bedeutsame Vorgänge, die für Lebenserfolg und Glück von entscheidender Bedeutung sind. – Daniel Goleman
Nach einer selbstkritischen Beantwortung dieser Fragen werden Sie wissen, wo Sie vielleicht noch Defizite haben. Wesentliche Mittel, um Ihre emotionale Intelligenz zu verstärken, sind: Selbstbeherrschung und Einsatzfreude, Beharrlichkeit und Eigenmotivation, Empathie, also die Fähigkeit, sich in den Anderen hinein zu versetzen, sowie soziale Kompetenz.
Die entscheidende Fähigkeit eines Menschen mit emotionaler Intelligenz ist also, die eigenen Gefühle und die der anderen Menschen zu erkennen, damit umzugehen und sie in ihr Tun und Handeln zu integrieren. Emotionale Intelligenz bietet Ihnen die Möglichkeit, sich in andere Menschen einzufühlen und auch die Beziehung zum anderen Menschen zu gestalten.
Vielfältiges Konfliktpotential in Unternehmen
Kommen wir zurück zur Konfliktsteuerung: Es bedarf meist keiner großen Anstrengungen, um Fronten zwischen zwei Menschen oder innerhalb eines Teams aufzubauen. Menschen mit ihren individuell verschiedenen Ansprüchen, ihrem Denken und ihren Gefühlen geraten automatisch aneinander. Und das ist ganz natürlich, denn sie alle haben verschiedene Ansichten, über das, was richtig oder falsch ist. Ihre Einstellung ist stets subjektiv.
Die Ursachen für Konflikte im Unternehmen können ebenso vielfältig sein wie ihre Gestaltungsformen. Nachteilig können Konflikte sein, wenn sie zur Instabilität führen und das Vertrauen erschüttern. Vorteilhaft sind Konflikte dann, wenn sie Energien und Kreativität freisetzen und zu gewünschten Veränderungen führen.
Neben Konflikten zwischen Personen sind in der betrieblichen Praxis vor allem Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen (insbesondere Organisationseinheiten) anzutreffen. Konflikte zwischen Organisationseinheiten entstehen häufig nach Fusionen oder Unternehmensübernahmen und können sehr lange andauern. Konfliktursache ist hier das „Aufeinanderprallen“ unterschiedlicher Unternehmenskulturen, d. h. Menschen mit unterschiedlichsten Kenntnissen, Fähigkeiten und Werthaltungen treffen aufeinander, so dass Konflikte immer wahrscheinlicher werden. Können solche Konflikte nicht bewältigt werden, führt dies zur Enttäuschung und Frustration bei den Betroffenen. Die Konfliktbewältigung nach Unternehmenszusammenschlüssen ist deshalb besonders wichtig, weil ansonsten die mit einer Fusion gewünschten Synergieeffekte zunichte gemacht werden können.
In Gruppen kommt es vor allem dann zu Konflikten, wenn die Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse nicht geklärt sind. Unkoordiniertes Handeln und auch Streit um die Verantwortung für das Scheitern, nachdem das Ziel nicht erreicht wurde, sind in solchen Fällen vorprogrammiert.
Konfliktsteuerung und emotionale Intelligenz
Mit emotionaler Intelligenz können Führungskräfte die Entstehung eines Konflikts richtig einordnen. Dabei hilft ihnen die Fähigkeit, sich in die Beteiligten hineinzuversetzen und sich damit auch den Respekt gegenüber Andersdenkenden zu verschaffen. Sichtbarkeit und Haltung sind dabei wesentliche Eigenschaften. Ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, ist das Vermeiden der eigenen Sichtbarkeit bei Zoom-Konferenzen.
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