Fünf Schlüsselthemen im Kampf um Talente

Die Work-Life-Balance ist für die Personalrekrutierung entscheidend

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Die Work-Life-Balance ist in der Arbeitswelt seit Jahren ein großes Thema. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben der Debatte noch einmal einen Schub verpasst. Das zeigt eine aktuelle Studie. Im Kampf um Talente sollten sich Unternehmen modern aufstellen. 

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Während der Corona-Pandemie bekam die sogenannte Work-Life-Balance mehr Aufmerksamkeit als sonst. Das zeigt eine Untersuchung der Unternehmensberatung Bain & Company und des Marktforschungsunternehmens Dynata, für die 20.000 Arbeitnehmer aus zehn Ländern befragt wurden, darunter Deutschland. Zusätzlich wurden rund 100 Experteninterviews geführt.

Demnach gaben 58 Prozent der Befragten an, aufgrund der Corona-Pandemie intensiv über ihre Work-Life-Balance nachdenken zu wollen. Zudem seien nur für 20 Prozent der Befragten eine gute Bezahlung das entscheidende Kriterium, eine Arbeit anzunehmen. Wichtiger sei inzwischen, dass die Tätigkeit interessant, die Anstellung sicher und die Arbeitszeiten flexibel sind.

Dies gelte insbesondere für Umfrage-Teilnehmer aus Deutschland. Sie messen obigen Aspekten fast die gleiche Bedeutung bei wie einem Top-Gehalt – was wiederum den US-Amerikanern und Japanern am wichtigsten ist. Die Franzosen achten vor allem darauf, dass ihre Tätigkeit interessant ist.

Fünf Schlüsselthemen für die Personalrekrutierung

Unternehmen müssten nun Sinnhaftigkeit und Struktur von Arbeitsplätzen radikal neu denken, meinen die Autoren der Studie. Nur so blieben die Betriebe für Talente attraktiv und setzten sich im angespannten Fachkräftemarkt durch. Um das zu erreichen, gelte es, die Bedürfnisse und Einstellungen der eigenen Mitarbeiter zu verstehen.

Im Rahmen der Studie stellen die Studienautoren fünf Schlüsselthemen vor, mit denen sich Unternehmen dafür auseinandersetzen sollten:

  1. Die Einstellung zur Arbeit,
  2. Die verschiedenen Mitarbeitertypen,
  3. Die Automatisierung begünstigt interessante Tätigkeiten,
  4. Der Homeoffice-Trend,
  5. Der Stress der jungen Mitarbeiter.

1. Die Einstellung zur Arbeit

In wohlhabenden Ländern seien die Erwartungen an eine Beschäftigung in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Vor allem jüngere Mitarbeiter würden an ihrem Arbeitsplatz nach Sinn und Erfüllung suchen.

Zudem habe sich das Verhältnis zwischen Arbeit und Einkommen umgekehrt. Zum Beispiel in den USA: Viel zu arbeiten gelte unter den zehn am besten verdienenden Prozent der Amerikaner als schicklich – und nicht wie früher, dass man sich leisten konnte, auf der faulen Haut zu liegen. Diese Oberschicht arbeitet mit durchschnittlich 42 Wochenstunden am längsten. Jene Amerikaner, die am wenigsten Geld verdienen, würden im Schnitt 34,4 Stunden pro Woche arbeiten – früher hätten diese deutlich länger für ihren Lohn arbeiten müssen.

Das liege jedoch auch daran, dass oft keine stabile Vollzeitbeschäftigung gefunden werde, meinen die Autoren der Studie. In Deutschland seien 89 Prozent der Befragten mit Top-Verdienst mit ihrem Job zufrieden, aber nur 60 Prozent mit geringem Einkommen.

2. Die verschiedenen Mitarbeitertypen

Aus Sicht der Studienautoren gibt es sechs Archetypen von Arbeitnehmern, die unterschiedliche Vorlieben haben:

  • pragmatische Anwender,
  • empathische Teamworker,
  • autonome Spezialisten,
  • flexible Experimentierfreudige,
  • ehrgeizige Aufsteiger und
  • mutige Pioniere.

Letztere Gruppe etwa zeichne eine hohe Risikobereitschaft aus und würde in den USA rund 25 Prozent der Führungskräfte ausmachen. Aufsteiger seien besonders geld- und statusorientiert.

3. Die Automatisierung begünstigt interessante Tätigkeiten

Dank technischen Fortschritts werden Routinetätigkeiten immer öfter von Maschinen übernommen. Fähigkeiten wie Kreativität, Problemlösungsexpertise oder soziale Kompetenzen gewinnen an Bedeutung. Insbesondere in westlichen Industrieländern würden solche Qualitäten künftig stärker gefragt sein, meinen die Studienautoren – etwa in der Gesundheitsbranche. Dies erfordere eine umfassende Umschulung und Weiterbildung der Belegschaft.

4. Der Homeoffice-Trend

Immer mehr Menschen arbeiten von Zuhause aus. Aber: Nach der Corona-Pandemie wollen die Befragten aus Deutschland zu 35 Prozent gar nicht oder nur selten von zu Hause aus arbeiten – deutlich mehr als im weltweiten Schnitt. 20 Prozent wollen künftig dauerhaft im Homeoffice bleiben. 45 Prozent bevorzugen hybride Modelle.

Homeoffice heißt auch: Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen. Laut der Untersuchung betrachtet fast die Hälfte aller Befragten ihre Kollegen als Freunde. Vielen Mitarbeitern fehle der direkte Umgang mit ihrem Team.

5. Der Stress der jungen Mitarbeiter

Bereits vor der Corona-Krise hätten viele der jünger Arbeitnehmer unter psychischem Stress gelitten, schreiben die Autoren der Studie. In den westlichen Industrienationen seien es derzeit 61 Prozent der unter 35-Jährigen, die sich um ihre finanzielle Situation, Jobsicherheit und Karriereziele sorgen. Bei den über 35-Jährigen seien es 40 Prozent. Zudem rechneten immer weniger junge Menschen damit, später einmal mehr zu verdienen als ihre Eltern.

Unternehmen sollten sich zum „Talente-Entwickler“ wandeln

Insgesamt, schreiben die Studienautoren, bedeuten diese Ergebnisse, dass Unternehmen sich vom „Talente-Sucher“ zum „Talente-Entwickler“ wandeln müssten. Führungskräfte sollten stärker in die Weiterbildung ihrer Angestellten investieren, vielfältigere Karrierewege ermöglichen und Wachstumsdenken fördern. Dies gelte speziell für etablierte Unternehmen, die dem Fachkräftemangel nichts entgegensetzen, während sich ihre Wettbewerber längst mit dem Potenzial ihrer Belegschaft befassen.

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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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