Im Profifußball dreht sich alles um sportlichen Erfolg. Doch die Vereine müssen sich auch an ihrer wirtschaftlichen Performance messen lassen. Eine Analyse zeigt, wie effektiv die Erstligisten der Fußballbundesliga wirtschaften und wo Potenziale brachliegen.
Fast jede Woche wird in der Fußball-Bundesliga um Punkte gekämpft. Doch neben dem sportlichen Erfolg benötigen die Vereine auch eine gesunde wirtschaftliche Basis. Trotz der großen Popularität, die Fußball hierzulande genießt, werden für eine Beurteilung der Wirtschaftskraft wichtige Kennzahlen wie die Anzahl der Fans oder die Markenpositionierung nur unregelmäßig erhoben.
Die Unternehmensberatung Bain & Company hat die wirtschaftlichen Gegebenheiten der 18 Vereine, die in der Saison 2021/2022 in der deutschen Fußball-Bundesliga spielten, unter die Lupe genommen und dafür die jeweils aktuellsten verfügbaren Daten ausgewertet und zu einem Benchmarking verdichtet. Es soll Aufschluss darüber geben, wie effektiv die einzelnen Vereine wirtschaften und bei welchen Werthebeln – von der Fanmobilisierung und den Ticketverkäufen bis hin zum Sponsoring und Merchandising-Umsätzen – noch Potenzial vorhanden ist.
Bayern München ist auch wirtschaftlicher Spitzenreiter
Die Spitzenposition nimmt Serienmeister Bayern München ein. Doch auf den Folgeplätzen gibt es Überraschungen. Der wirtschaftliche Vizemeister ist Union Berlin. Keinem Verein gelingt es besser, die eigenen Fans dazu zu bringen, auch Vereinsmitglieder zu werden. Beim Merchandising-Umsatz pro Fan und bei der Stadionauslastung spielen die „Eisernen“ aus der Hauptstadt ebenfalls ganz oben mit.
Dahinter belegt neben Borussia Dortmund der 1. FC Köln einen Champions-League-Platz. Die Domstädter nutzen ihre ökonomischen Ressourcen und insbesondere ihre große Anhängerschaft effektiver als Klubs mit häufiger europäischer Präsenz wie RB Leipzig oder Bayer Leverkusen.
Unterschiede bei der Fanmobilisierung
Während sich die Top-Klubs insbesondere beim Sponsoring einen Vorsprung erarbeitet haben, schaffen es kleinere Vereine zum Teil deutlich besser, ihre Fans zu mobilisieren. Werden die Likes im sozialen Netzwerk Instagram und die Zahl der Follower zueinander in Relation gesetzt, sind beispielsweise der SC Freiburg und VfL Bochum in der Spitzengruppe.
Beim Sponsoring dagegen spielt Bayern München in einer eigenen Liga. Die Umsätze pro Partner belaufen sich durchschnittlich auf mehr als 6 Millionen Euro pro Saison. Dauerrivale Borussia Dortmund kommt hingegen auf 1,7 Millionen Euro pro Sponsor. Bei den international ebenfalls erfolgreichen Freiburgern sind es lediglich 0,2 Millionen Euro.
Weitere Kennzahlen zum Bundesliga-Benchmarkings
Im Rahmen des Benchmarkings wurde eine Vielzahl weiterer Kennzahlen ausgewertet. Dazu gehörten Google Trends als Indikator für das Interesse an einem Verein ebenso wie die Ermittlung der Kadereffektivität aus der erreichten Punktzahl in der Saison 2021/2022 sowie dem zugrunde liegenden Personalaufwand.
Fanlieblinge sind neben den Bayern und Dortmund auch Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln. Bei der Kadereffektivität belegen mit Ausnahme von Union Berlin Vereine jenseits der Metropolen die ersten Tabellenplätze.
An der Spitze steht hier der letztjährige Aufsteiger VfL Bochum, gefolgt von den „Eisernen“ auf Platz zwei. Dahinter rangieren der SC Freiburg, Arminia Bielefeld und der FSV Mainz 05. Die Top-Klubs Bayern München und Borussia Dortmund finden sich bei der Kadereffektivität dagegen in der unteren Tabellenhälfte wieder.
Profifußball verändert sich
Nach mehr als zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen sind die finanziellen Ressourcen vieler Bundesligavereine begrenzt. Dabei bräuchten die Klubs ein gutes Finanzpolster mehr denn je, und das nicht nur wegen der kapitalkräftigen Konkurrenz aus anderen internationalen Ligen.
Die Rahmenbedingungen im Spitzenfußball verändern sich grundlegend. Die Digitalisierung trägt zu einer Fragmentierung der Medienlandschaft bei. Zugleich professionalisiert und internationalisiert sich die Sponsorenszene. Hinzu komme ein verschärfter Wettbewerb um Sponsorengelder mit Konkurrenten aus anderen Sportarten. Gerade die US-amerikanische National Football League (NFL) wird hierzulande immer populärer.
Entsprechend für die Vereine sei eine zügige Weiterentwicklung des Geschäftsmodells unumgänglich, was erhebliche Investitionen erfordere. Im Fokus steht der verstärkte Einsatz innovativer Technologien auf und neben dem Platz – das reicht vom datengetriebenen Scouting über Streaming bis hin zu personalisierten Fanerlebnissen im Metaverse und mit web3.
Auf diesen Umbruch müssen sich die Vereine vorbereiten, sonst laufen sie Gefahr, dass sich gerade jüngere Fans abwenden und Kapitalgeber alternative Sponsoringmöglichkeiten prüfen und nutzen. Je effektiver ein Klub aber wirtschaftet, desto mehr finanziellen Spielraum hat er für Investitionen. Mit einem intelligenten Ressourceneinsatz können auch kleinere Vereine zumindest mittelfristig an Ligakonkurrenten mit besseren strukturellen Voraussetzungen vorbeiziehen.
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