Ist die Krise des europäischen Fußballs vorbei? Einer aktuellen Studie zufolge sind nicht nur die Fans wieder in die Stadien zurückgekehrt, auch die Umsätze sind zuletzt wieder stark gestiegen. Zugleich belasten jedoch hohe Kosten die Ergebnisse.
Deloitte hat in einer Studie die wichtigsten Finanzzahlen des internationalen Profifußballs im Geschäftsjahr 2021/2022 unter die Lupe genommen. Demnach ist der europäische Fußball insgesamt resilient durch die Pandemie gekommen. Dennoch zeigt der Rückgang der Betriebsergebnisse, dass die Erholung noch nicht vollständig abgeschlossen ist.
Rekordumsätze im europäischen Profifußball
In der Saison 2021/22 erreichte der Gesamtumsatz des europäischen Fußballs einen neuen Rekordwert, indem er im Vergleich zur vorherigen Saison (27,6 Mrd. Euro) um 7 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro anstieg (ohne Transfererlöse). Nach den stärkeren pandemiebedingten Beschränkungen in den beiden vorherigen Spielzeiten konnten sich die Stadien im Verlauf der Saison 2021/22 wieder vollständig füllen. Das hohe Wachstum ist hauptsächlich auf deutlich gestiegene Spieltagseinnahmen und kommerzielle Erlöse zurückzuführen.
Entwicklung der fünf großen europäischen Fußballligen
Auch der Gesamtumsatz der fünf großen europäischen Ligen (Premier League, Bundesliga, La Liga, Serie A und Ligue 1) erreichte einen neuen Höchstwert. Er stieg im Vergleich zur vorherigen Saison (15,6 Mrd. Euro) um 10 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro an und übertraf somit das Vor-Pandemie-Niveau (17 Mrd. Euro).
Diese „Big Five“-Ligen werden erneut durch die englische Premier League angeführt. Ihr Gesamtumsatz lag bei 6,4 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 12 Prozent gegenüber der vorherigen Saison.
Die spanische La Liga folgt als zweitstärkste Liga gemessen am Umsatz (+11 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro), gefolgt von der Bundesliga (+5 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro).
Die italienische Serie A war die einzige der fünf großen Ligen, die einen Umsatzrückgang verzeichnete (-7 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro), was auf geringere Einnahmen aus nationalen und internationalen Medienrechten zurückzuführen ist.
Im Gegensatz dazu erzielte die französische Ligue 1 in der Saison 2021/22 den größten prozentualen Zuwachs bei den Gesamterlösen (+26 Prozent auf 2 Mrd. Euro). Dies war hauptsächlich auf neue kommerzielle Partnerschaften und eine Steigerung der Spieltagerlöse nach der Pandemie zurückzuführen.
Steigender Personalaufwand drückt auf Ergebnisse
Bei den fünf großen europäischen Ligen ist insgesamt ein Anstieg der Personalkosten zu verzeichnen. Zwischen den Spielzeiten 2018/19 und 2021/22 stiegen diese um 15 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro an. Dies führte zu einem Rückgang des operativen Betriebsergebnisses um insgesamt 1,8 Milliarden Euro, und in der Saison 2021/22 gab es sogar einen kumulierten Verlust von insgesamt 324 Millionen Euro bei den „Big Five“-Ligen.
Lediglich die Bundesliga und die Premier League konnten positive Betriebsergebnisse erzielen, aber die Verluste der drei anderen Ligen überkompensierten dies. Die Premier League verzeichnete einen Gewinn von 542 Millionen Euro in der Saison 2021/22, während die Bundesliga ihren Gewinn im Vergleich zur vorherigen Saison (62 Mio. Euro) deutlich auf 227 Millionen Euro steigern konnte.
Bundesliga hat noch Potential
Die Bundesliga hat eine im europäischen Vergleich geringe Personalaufwandsquote, welche in den letzten zehn Jahren – abgesehen von der Saison 2020/21 – nicht höher als 59 Prozent war. So konnte auch während der Pandemie stets ein positives operatives Ergebnis erzielt werden.
Der fünfprozentige Anstieg des Gesamtumsatzes der Bundesliga in der Saison 2021/22 war hauptsächlich auf höhere Spieltagerlöse (+254 Mio. Euro) und einen Anstieg der kommerziellen Erlöse um 169 Millionen Euro zurückzuführen. Der Umsatzanstieg wäre noch höher ausgefallen, wenn es nicht einen Rückgang der Medienerlöse in Höhe von 279 Mio. Euro gegeben hätte. Dieser Rückgang ist einerseits auf den neuen nationalen Rechtezyklus ab der Saison 2021/22 zurückzuführen, der im Vergleich zum vorherigen Zyklus im Durchschnitt etwa 5 Prozent weniger Medienerlöse generiert. Andererseits ist er auch auf das schwächere Abschneiden der deutschen Clubs in den UEFA-Wettbewerben zurückzuführen.
Ein weiterer Faktor ist der Einmaleffekt der pandemiebedingten Spielbetriebsverschiebungen der UEFA-Clubwettbewerbe in der Saison 2019/20. Durch diese Verschiebungen konnten einige Medienerlöse aus der Saison 2019/20 erst im nachfolgenden Geschäftsjahr 2020/21 verbucht werden. Da in den Saisons 2020/21 und 2021/22 alle Spiele wie geplant stattfanden, gab es in der Saison 2021/22 keinen derartigen Effekt.
Darüber hinaus zeigt sich bei den Erlösen aus internationalen Medienrechten (ca. 230 Mio. Euro), dass die Bundesliga noch Potenzial hat, ihre internationale Anziehungskraft und damit verbundene Vermarktungsumsätze zu steigern. Diese Erlöse liegen in der Saison 2021/22 deutlich hinter denen der Premier League (ca. 1,6 Mrd. Euro) und der spanischen La Liga (ca. 897 Mio. Euro).
Die Studie „A balancing Act – Annual Review of Football 2023“ können Sie hier direkt herunterladen.
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