Werden den Banken und Sparkassen irgendwann die Kunden und Mitarbeiter ausgehen? Eines steht fest: Deutschland hat ein massives demografisches Problem und die Politik hat kein Rezept, es auch nur annährend zu lösen.
Deutschland ist aktuell die bevölkerungsreichste und produktive Volkswirtschaft in Europa, mit 80 Millionen Menschen und einem Bruttoinlandsprodukt von über drei Billionen Euro (umgerechnet fast vier Billionen US$). Zur Erinnerung: eine Billion sind 1.000 Milliarden; der Bundeshaushalt 2016 sieht Ausgaben in Höhe von 317 Milliarden Euro vor. Deutschland ist derzeit der drittgrößte Exporteur der Welt und das Land mit dem weltweit größten Handelsbilanzüberschuss (217 Mrd. Euro in 2014).
Die deutsche Wirtschaft wächst seit Jahren ohne wirkliche Schwächen, wenngleich inzwischen langsamer als andere Volkswirtschaften. Der Begriff der Vollbeschäftigung ist heute sicher anders zu definieren als vor 20 oder 30 Jahren, Fakt ist jedoch, dass es bereits Regionen gibt, in denen Unternehmen schlichtweg die Arbeitskräfte ausgehen.
Achillesferse Demografie
Das allgemeine demografische Bild von Deutschland ist besorgniserregend und ohne Gegensteuern (für das es eigentlich schon reichlich spät ist) könnte dies einen verheerenden Einfluss auf die wirtschaftliche Zukunft haben.
Jedes Jahr kommen auf 8,4 Geburten 11,3 Todesfälle pro 1.000 Menschen. Damit wird der Anteil der Deutschen unter 15 Jahren bis zum Jahr 2050 auf 13% der Bevölkerung sinken, während der Anteil der Menschen über 60 Jahre auf 39% steigt. Einer UN-Studie zufolge wird 2050 einer von sechs Deutschen über 80 Jahre alt sein.
Die folgende Grafik macht die demografische Entwicklung deutlich:
- In den nächsten Jahrzehnten wird die Bevölkerung deutlich sinken und
- Das Verhältnis zwischen arbeitender und nicht-arbeitender Bevölkerung wird sich massiv verschlechtern.
Folgen der demografischen Krise
Diese demografische Entwicklung dürfte zum einen einen dramatischen Wandel in den Konsumgewohnheiten zur Folge haben. Zum anderen einen erheblichen Verlust von Erfahrung, Kompetenz und Know-how in den Belegschaften der Unternehmen. Sie bedeutet zudem einen massiven Rückgang von Steuereinnahmen und Wohlstand.
Auch das auf dem Generationenvertag aufgebaute Rentensystem wird diese Last in absehbarer Zeit nicht mehr tragen können. Die Rente mag sicher sein, die zukünftige Höhe der Rente jedoch nicht. Jegliche Ansätze zu einem wirkungsvollen Ersatz durch Deckungsstock-gebundene Lösungen sind hierzulande (im Gegensatz zu anderen Ländern) unterblieben, wie überhaupt die Politik der Entwicklung in allen Bereichen mehr oder weniger tatenlos zugesehen hat und weiterhin zusieht.
Viel zu lange wurden politische Maßnahmen auf dem Rücken zukünftiger Generationen finanziert. Der aktuelle Versuch der Begrenzung der Verschuldung der öffentlichen Hand ist in Wirklichkeit nur ein kleiner erster Schritt, in Richtung Schadensbegrenzung.
Einwanderung und Qualifikation als Lösungsansatz
Während in vielen anderen westlichen Ländern die (kontrollierte) Einwanderung eine Schlüsselrolle dabei spielt, Bevölkerungen mit niedrigen Geburtenraten am Wachsen zu halten, ignorieren deutsche Politiker die Notwendigkeit eines von der Wirtschaft schon lange geforderten Gesetzes zur Regelung der Einwanderung und verspielt damit die Möglichkeiten, welche durch die derzeitige Attraktivität des Landes gegeben sind.
Doch selbst die Annahme hoher Migrationszahlen würde das demografische Problem vermutlich nicht nachhaltig lösen können. Auch der (vermutlich ohnehin nur vorübergehende) Zuzug von Asyl-Suchenden löst das Problem der Wirtschaft nicht: Es fehlt an qualifizierten Arbeitskräften.
Neben der Quantität fehlt es auch an Qualität. Um das Problem in den Griff zu bekommen, wäre mehr Qualifikation erforderlich. Doch leider ist unser föderal geprägtes Bildungssystem seit jeher nicht von gemeinsamem strategischem Weitblick sondern von Trail & Error auf dem Rücken der Schüler und Studierenden geprägt.
Einem Bildungsetat in Höhe von 16,4 Mrd. Euro steht ein Verteidigungsetat 34,3 Mrd. gegenüber und 25,7 Mrd. Euro kosten alleine die bestehenden Schulden des Bundes. So viel zum Thema Investitionen in die Zukunft…
Ehrlichkeit ist angesagt
Das demografische Problem wird Deutschland und seine Bevölkerung in wenigen Jahrzehnten vor massive wirtschaftliche Herausforderungen stellen, von denen einige bereits heute deutlich erkennbar, andere jedoch noch gar nicht absehbar sind. Es ist an der Zeit, dass die Wirtschaft, zu der auch Banken und Sparkassen gehören, deutlicher und vor allem lauter als bisher Stellung zu dieser Entwicklung bezieht und massiven Einfluss auf die (anscheinend permanent im Wahlkampfmodus befindliche) Politik nimmt, hier durch geeignete Maßnahmen gegenzusteuern.