Gemeinwohl als Geschäftsmodell

Die GLS Bank als Beispiel für sozial-ökologisches Banking

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Die Politik fordert Nachhaltigkeit und Orientierung an sozialen und ökologischen Kriterien. Nur wer im Interesse der Menschen wirtschaftet ist langfristig erfolgreich. Die GLS Bank praktiziert sozial-ökologisches Banking seit 40 Jahren.

Sozial-ökologisches Banking ist nachhaltig

Banking kann sozial-ökologisch und nachhaltig sein.

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„Wirtschaft ist dazu da, der Gesellschaft zu dienen, nicht umgekehrt.“ Darum muss die Globalisierung „menschen-zentriert“ werden. Die wirtschaftliche Entwicklung brauche „sozialinklusives, menschen- und ökosystem-orientiertes“ Denken. Diese Sätze stammen keineswegs von linken Aktivisten in Strickpulli und Sandalen. Sondern sie sind die gemeinsame Botschaft von 160 Think Tanks aus der ganzen Welt, die diese Einsicht 2017 den G20 mit auf den Weg gaben.

Wenn wir das konsequent durchdenken, würde unsere Wirtschaft – und damit auch ihre Finanzierung – ziemlich umgekrempelt. Warum das für jede Bank und jeden Finanzdienstleister relevant ist? Weil es das Kerngeschäft und die Strategie betrifft. Und weil die Entwicklung längst im Gange ist.

Nachhaltigkeit als Ziel

Deutschland hat sich den UN Entwicklungszielen (SDGs) und den Pariser Klimazielen verpflichtet. Die EU zog nach: „Financing Sustainable Growth“ lautet der Titel eines Aktionsplans, der im März von der Europäischen Kommission angenommen wurde. Vorgesehen sind etwa eine Klassifizierung für nachhaltige Geldanlagen, Standards für Green Bonds und ein Siegel für grüne Finanzprodukte. Für Banken wird es erhöhte Anforderungen an das Risikomanagement, die Beratung und Offenlegungspflichten geben.

Wer nun Angst vor dem nächsten Regelkatalog bekommt: Damit geht ein gewaltiges wirtschaftliches Potenzial einher. Um die Klimaschutzziele von Paris einzuhalten – die Begrenzung der weltweiten Erwärmung bis 2030 „deutlich“ unter 2 Grad – bedarf es laut EU 180 Milliarden Euro an Investitionen. Pro Jahr. Nur so könnten die Emissionen von Treibhausgasen um 40 Prozent gesenkt werden.

Noch ein Vorteil: Wer sich mit Nachhaltigkeit am Markt etabliert, fördert die Kundenbeziehung sowie die Mitarbeitermotivation und stärkt auch seine Marke. Dass das funktionieren kann, zeigen Deutschlands Nachhaltigkeits- und Kirchenbanken, die seit Jahren einen stetigen Kundenzuwachs verzeichnen. Dies liegt auch daran, dass sie mit Konditionen und Renditen absolut wettbewerbsfähig sind, was mehrere Untersuchungen bereits gezeigt haben.

GLS Bank als Beispiel für sozial-ökologisches Banking

Wie sieht sozial-ökologisches Banking konkret aus? Richten wir den Blick exemplarisch auf die GLS Bank. Gegründet 1974 in Bochum zählt die Genossenschaft heute über 50.000 Mitglieder, die alle gleichberechtigt eine Stimme in der Generalversammlung haben und dort die Strategie der Bank mitgestalten. Die Mitglieder zeigen viel Engagement, insbesondere zu gesellschaftlichen Belangen.  Leitend ist die Frage, wie eine bessere Wirtschaft heute gestaltet werden kann.

Gegenseitige Hilfe als Ziel

Das Ziel der Bank ist gegenseitige Hilfe. Sie ist bundesweit tätig, hat 7 Filialen und 530 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und über 215.000 Kundinnen und Kunden. Sie teilen die Philosophie, dass jede wirtschaftliche Tätigkeit der Befriedigung von menschlichen Bedürfnissen dienen muss. Insofern beschränkt sich Nachhaltigkeit nicht auf Umweltschutz und CO2-Emissionen.

Gewinn ist kein alleiniger sinnvoller Zweck

Wir definieren sie als: menschlich, zukunftsweisend und ökonomisch – genau in dieser Reihenfolge. Das bedeutet Gewinn ist die Folge des wirtschaftlichen Handelns, aber kein alleiniger sinnvoller Zweck. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass die GLS Bank zuerst fragt, welche gesellschaftliche Wirkung eine Finanzierung hat.

Strenge Anforderungen für Kreditvergabe und Investments

Die GLS Bank hat sich für Kreditvergabe und Investments strenge Anforderungen auferlegt. Einige Branchen und Geschäftspraktiken sind von der Finanzierung gänzlich ausgeschlossen. Jedes Darlehen und jede Anlage werden auf strenge soziale und ökologische Kriterien hin überprüft. Damit unsere Kundinnen und Kunden dies transparent nachvollziehen können, werden alle Kredite veröffentlicht. Jede Kund*in kann festlegen, in welche Branche die eigenen Einlagen fließen sollen. So entstehen ein Bewusstsein und ein Interesse daran, welche positive Wirkung die eigene Geldanlage hat. Im vergangenen Jahr wurden für erneuerbare Energien über eine Milliarde Euro und für bezahlbares Wohnen 724 Mio. Euro an Krediten eingesetzt.

Anforderungen an Mitarbeiter und Führung

Auch für die Bank selbst gelten strenge Anforderungen. So erhalten die Beraterinnen und Berater keine Boni, damit sie ohne Verkaufsdruck auf die Kundenbedürfnisse eingehen können. Oder nehmen wir das Beispiel Mobilität. Für Geschäftsreisen sind Bahn und ÖPNV zu nutzen oder die E-Autos am Bochumer Standort. Ein Rad-Leasing-Angebot macht auch E-Bikes erschwinglich. Und unvermeidliche Emissionen werden ausgeglichen und im jährlichen GRI-Bericht Nachhaltigkeitsbericht nach den Richtlinien der Global Reporting Initiative transparent gemacht.

Für Menschen in Bewegung

Als Organisation ist die GLS Bank ebenso in Bewegung wie die gesamte Branche. Gleichwohl immer mit der Frage: Wie lässt sich Geld dorthin bringen, wo es unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten dringend gebraucht wird? Darum haben wir zum Beispiel ein Crowdinvesting für nachhaltige Projekte eingeführt (gls-crowd.de) und stehen kurz vor dem Start einer eigenen Online-Community, die die vielen tausend Kundinnen und Kunden – Menschen, Unternehmer*innen, NGOs, Stiftungen – stärker zusammenbringen soll. Außerdem planen wir ein Angebot speziell zur Begleitung und Finanzierung von nachhaltigen Start-Ups.

Wir freuen uns, dass die G20 die Wirtschaft auch an Mensch und Umwelt orientieren will – wir haben aber mit der Umsetzung schon Mal angefangen, vor über 40 Jahren.

Über den Autor

Aysel Osmanoglu

Aysel Osmanoglu ist Vorstandsmitglied und Mitglied der Geschäftsleitung der GLS Bank in Bochum. Sie ist zuständig für Infrastruktur und IT. Nach dem Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre in Heidelberg und Frankfurt/Main und der Akademie Deutscher Genossenschaften arbeitete sie für die Ökobank (später GLS Bank) und war u.a. Bereichsleiterin Basisgeschäft und Marktfolge.

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