Die schwache Inflationsentwicklung scheint die Notenbanken davon abzuhalten, ihre lockere Geldpolitik zu ändern. Das gehe aus den Sitzungsprotokollen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Niedrige Inflation lässt Notenbanker zögern
Auf beiden Seiten des Atlantiks hält die schwache Inflationsentwicklung nach Auffassung von Insidern die Notenbanken davon ab, ihre lockere Geldpolitik zu ändern. Das gehe aus den jüngsten Sitzungsprotokollen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor. In den USA mahnten einige Währungshüter, mit weiteren Zinsschritten vorerst zu warten. Insgesamt herrschte Uneinigkeit über das künftige Vorgehen. Das belastete heute die Finanzwerte in Europa. Bankentitel gaben im Tagesverlauf nach. Laut Christiane von Berg von der BayernLB sehen die US-Notenbanker die aktuelle Inflationsschwäche zunehmend als Problem an. Die nächste Zinsanhebung, die von Fed-Chefin Janet Yellen für Dezember signalisiert worden war, könnte erst im März 2018 erfolgen. Auch in der Eurozone steht die Inflationsentwicklung im Mittelpunkt. Eine Lockerung der Geldpolitik ist bei der EZB weiter nicht in Sicht, wie den heute veröffentlichten Protokollen von der Juli-Zinssitzung zu entnehmen ist. Die Inflationsdynamik sei nur verhalten – es bestünden immer noch erhebliche Unsicherheiten, heißt es darin. Nach endgültigen Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat von heute stagnierte die Inflationsrate im Juli auf dem niedrigen Niveau von 1,3 Prozent. Die EZB strebt für den gesamten Euroraum eine Teuerungsrate von knapp 2 Prozent an.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Umfrage: Viele europäische Unternehmen ohne Brexit-Pläne
Etliche europäische Unternehmen sehen einer Umfrage zufolge mehrheitlich keine Notwendigkeit, sich speziell auf den Brexit vorzubereiten. Wie aus einer Analyse des Nachrichten- und Datenkonzerns Thomson Reuters hervorgeht, haben knapp 70 Prozent der befragten 200 Finanzvorstände in Großbritannien und dem restlichen Europa die strategische Planung bislang nicht angepasst. Allerdings gab jeder Fünfte an, aufgrund des Brexit-Votums Expansionspläne auf der Insel zu vermeiden. 12 Prozent haben nach ihren Angaben eine Verlagerung von Geschäften aus Großbritannien geprüft. 19 Prozent gaben an, Stellen verlagern zu wollen.
Fed-Vizechef Fischer warnt vor Deregulierung
Der stellvertretende Chef der US-Notenbank Fed, Stanley Fischer, hat davor gewarnt, die nach der großen Finanzkrise geschaffene Regulierung für die Geldhäuser wieder zurückzunehmen. Es habe 80 Jahre nach 1930 gedauert, bis eine Finanzkrise diesen Ausmaßes habe entstehen können, erklärte er in einem Interview. Nun wolle jeder zum Status Quo vor der Krise zurückkehren. Dies sei „gefährlich und extrem kurzsichtig“, sagte er und bezog sich dabei speziell auf Vorhaben der US-Regierung, die Regulierung zurückzudrehen.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- BayernLB erhöht Halbjahresgewinn.
- Wirecard für das zweite Halbjahr optimistisch.
- Weitere Klage gegen Volksbank Reutlingen.
Was am Freitag wichtig wird
Am Freitag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) präsentiert in Berlin die Ergebnisse seiner Studie „Digitalisierung – Deutsche fordern mehr Sicherheit“.
- Die Ratingagentur Fitch veröffentlicht seine Einstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands.
- Das Euroland versucht, wieder an den freien Kapitalmarkt zurückzukommen.