Die Aufregung um Googles neues Girokonto ist groß. Macht der Technologie-Konzern den Banken und Konkurrenz oder ist die Kooperation für Citibank ein strategischer Gewinn? Die Suche nach Antworten hat begonnen.
Die Ankündigung der vergangenen Woche von Google, gemeinsam mit Citibank ein eigenes Girokonto auf den Markt zu bringen, hat die letzten wachgerüttelt, die Zweifel zu den Ambitionen von BigTechs im Banking hatten, zumal Facebook gleichzeitig ein neues Payment-System vorstellte.
Unser Bericht dazu: BigTechs greifen die Banken an
Wer gewinnt? Banken oder BigTechs?
Kein Wunder also, dass im Laufe dieser Woche heftig über die möglichen Konsequenzen diskutiert wurde, allen Beteuerungen von Google zum Trotz, man setze auf eine Zusammenarbeit mit der Finanzbranche.
Noch sind nur wenige Informationen bekannt, aber für Beobachter stellt sich vor allem die Frage, wer von der Kooperation am meisten gewinnt: Google oder Citibank (bzw. die Stanford Genossenschaftsbank als Juniorpartner)? Einige sehen es als Test- und Lernübung für Google, andere als Beginn einer großen Abwanderung der Verbraucher zum Big-Tech-Banking.
Ersten Anzeichen zufolge steht allerdings – anders bei der Apple Card von Goldman Sachs – das Branding der Bank im Mittelpunkt. Banken wollen natürlich ungern Juniorpartnersein und lieber Vorteile aus der Nutzung der Nutzerbasis der BigTechs ziehen. Doch geht diese Rechnung auf? Unser Rückblick auf spannende internationale Finanzbeiträge der Woche versucht, Antworten zu finden.
Strategische Positionierung von Citibank
Citibank scheint die Beteiligung von Google an dem neuen Girokonto, das voraussichtlich im nächsten Jahr eingeführt wird, heruntergespielt zu haben. Die US-Bank sieht in der Zusammenarbeit ein wichtiges Verkaufsargument für die Einführung eines digitalen Bankkontos in einem überfüllten und komplexen Markt. Sie wird jedoch bestrebt sein, die Kontrolle über ihr neues Produkt nicht so weit wie beispielsweise Goldman Sachs an Apple zu übertragen.
Citi prüft nach eigenen Angaben die Bereitstellung von Girokonten über Google Pay im ganzen Land. Die Vereinbarung habe das Potenzial, die Reichweite und Breite des Kundenstamms zu erweitern und gleichzeitig die Investitionen in digitale Medien zu ergänzen.
Mehr dazu hier: Citi keeps cards close to its chest over Google partnership
Banken in Not?
Googles Pläne für Partnerschaften mit traditionellen Finanzinstituten sehen vor, dass die Institute das Bankgeschäft und der Technologiegigant die modernen Schnittstellen bereitstellt. Sollte man als Bank jetzt Google-Partner werden? Und wenn nicht, wird Google sie dann in den für das digitale Geschäft wichtigen Suchergebnissen ignorieren?
Klar ist bislang, dass Google in der besseren Ausgangsposition zu sein scheint und die Suche der Banken nach der richtigen Antwort als schwierig erweisen könnte, zumal die Meinungen weit auseinander gehen.
Mehr dazu hier: New Google Checking Accounts Threaten to Shake Up Banking Industry
Neue Optionen für Banken und Tech-Unternehmen
BigTechs sind schon länger dabei, das Bezahlen neu zu organisieren. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auch mit anderen Facetten des Bankings befassen. Reduziert man Banking auf die Bilanz, ein System zur Datenverarbeitung und den Vertrieb, so könnte Google vor allem in die beiden zuletzt genannten Domänen eindringen. Der regulierte Teil ist kaum von Interesse.
Aus Sicht einer Bank könnte die Verbindung helfen, den Kundenstammt deutlich zu erweitern, aus Sicht von Google ist er ein Einstieg in Neue Märkte jenseits der datengestützten Werbung.
Die Kombination bietet in jedem Fall ein gutes Beispiel dafür, wie sich neue Möglichkeiten sowohl in „alten“ Branchen als auch in Branchen mit Bezug zu „großen Technologien“ eröffnen, die das Potential haben, die Welt zu verändern.
Mehr dazu hier: The Benefits Of The Google-Citigroup Connection
Alles nur halb so wild?
Chris Skinner hat mal wieder ein sehr pointierte Meinung zu den jüngsten Aktivitäten der #GAFAs: Während viele die BigTechs auf dem Weg zum Bankgeschäft sehen, sieht er sie auf der Suche nach Partnerschaften mit großen Banken, mit dem Ziel, neue einfachere digitale Tools für das Management der Finanzen zu bieten. Bankkonten würden hier nicht im Fokus stehen. Er sieht das Ganze vor allem als eine Art „Open Banking für die Amerikaner“. Wenn er da mal recht behält…
Mehr dazu hier: Google, Facebook, Amazon and Co are NOT offering banking, so stop saying they are
Weitere interessante Themen der Finanzwoche
Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:
Fünf Trends für das digitale Banking 2020
Mit zunehmender Komplexität des Bankwesens wird es immer schwieriger, nahtlose Kundenerlebnisse und Konsistenz über alle Kanäle hinweg zu gewährleisten. Kreditinstitute reagieren darauf, indem sie fortschrittliche digitale Technologien und neue Geschäftsmodelle einsetzen, um ein besseres Kundenerlebnis zu erzielen. Insbesondere fünf Trends könnten dabei im Jahr 2020 besonders wichtig werden.
Mehr dazu hier: Top 5 Digital Banking Transformation Trends Shaping 2020
Wie Blockchain das Banking verändert
Blockchain erfordert noch einiges an Arbeit, effektiv in Bankprozesse integriert zu werden. Skalierbarkeit, Interoperabilität und Energieverbrauch sind nur einige Beispiele für die Herausforderungen, die überwunden werden müssen, um effektive Ergebnisse zu erzielen. Dann allerdings kann die Technologie in vielen Bereichen dazu beitragen, Banking zukunftssicherer zu machen.
Mehr dazu hier: How blockchain transforms banking and financial services
Künstliche Intelligenz wird zum kritischen Wettbewerbsfaktor
Der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) nimmt zu und ändert sich ständig. Die Fähigkeiten von KI, beträchtliche Datenmengen für Analyse, Spracherkennung, visuelle Wahrnehmung, Lernen, Denken, Schlussfolgerung, Planung und Entscheidungsfindung zu sammeln, sind nahezu unbegrenzt.
Unternehmen haben die Wahl, sie können entweder in ihrer Branche mit digitaler Transformation führend sein oder das Risiko eingehen, vom Wettbewerb zurückgelassen zu werden.
Mehr dazu hier: Leading in an AI and Data Analytics world
Ohne Innovationskultur keine Innovation
Innovation bedeutet für Finanzinstitute nicht immer etwas cooles Neues. Intelligentere Prozesse und Richtlinien können Banken und Sparkassen mehr bringen. Mitarbeiter dazu zu ermuntern, frische Ideen zu produzieren, bedeutet, Innovationen für alle zu schaffen, aber auch die Menschen für ihre Ideen mit Geld und Anerkennung zu belohnen. Dabei sollten vier Punkte besonders beachtet werden.
Mehr dazu hier: Banking Innovation Push without Cultural Shift is a Failing Formula
Berichte aus Banken und FinTechs
Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
PayPal mit größter Akquisition in der Firmengeschichte
PayPal will mit 4 Milliarden US-Dollar die Firma Honey Science Corporation kaufen. Sie hat eine Browsererweiterung und App entwickelt, mit der Kunden Belohnungen und Angebote für Online-Einkäufe finden können.
Mehr dazu hier: PayPal to buy online rewards platform Honey for $4bn
Britische Bank will finanzielle Stress bei Studenten mit Hundewelpen mindern
In England haben drei Viertel der Studenten Angst davor, dass ihnen schon während des ersten Semesters das Geld ausgeht, so eine Studie der Barclays Bank. Um diesen Stress zu mindern, bietet die Bank in ihren Filialen Kuschelstunden mit Hundewelpen an. Für diejenigen, die nicht teilnehmen können, gibt es das Ganze auch als YouTube Livestream:
Zudem stehen Finanzberater bereit, um hilfreiche Finanztipps zu geben.
Mehr dazu hier: Barklays’ invites stressed students to in-branch puppy session
Spanische Großbank ermuntert zu mehr Work-Life-Balance
BBVA führt eine Richtlinie für das „digitale Abschalten“ ein und ermutigt Mitarbeiter, ihre Smartphone außerhalb der Arbeitszeiten auszuschalten und eine Pause von E-Mails und anderen Nachrichten einzulegen. Zudem sollen – außer in speziellen Situationen – zwischen 19:00 und 8:00 Uhr keine Mitteilungen mehr versendet werden. Außerdem sollen Meetings auf 45 Minuten begrenzt werden.
Mehr dazu hier: BBVA tells employees to ignore email outside of working hours
Kanadische Bank setzt auf ethische KI
Die kanadische Scotiabank führt ein Programm ein, mit dem leitende Angestellte einen Einblick in die ethischen Grundsätze des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz erhalten. Das mit einer Universität entwickelte Schulungsprogramm umfasst KI-Design, Entscheidungsfindung mit Analytics, Dynamik von Daten, Informations- und Datenschutzbestimmungen und die neuesten Forschungs- und Technologieentwicklungen in KI.
Mehr dazu hier: Scotiabank to train execs on AI ethics
Erste biometrische Kreditkarte in der Schweiz
Die Schweizer Firma Cornèrcard hat in Zusammenarbeit mit Gemalto und Visa die erste Kreditkarte des Landes mit einem biometrischen Fingerabdruckleser lanciert.
Mehr dazu hier: Cornèrcard launches biometric credit card
PayPal investiert in Kryptowährungen
PayPal hat sich einer Finanzierungsrunde im für TRM Labs angeschlossen. Das Startup soll Finanzinstituten dabei helfen, die mit Kryptowährungen verbundenen Chancen zu nutzen, indem die Risiken gemindert werden.
Mehr dazu hier: PayPal invests in cryptocurrency compliance startup TRM
Belgische Bank will Nichtkunden auf ihre App locken
KBC öffnet seine mobile App für Nichtkunden und bietet Zugriff auf eine Reihe von Nichtbankdienstleistungen von Drittanbietern. So können App-Nutzer z.B. ÖNV-Tickets oder Parkgebühren bezahlen. Das Angebot soll aber noch um andere Dienste erweitert werden.
Mehr dazu hier: KBC invites non-customers to use its mobile app
Zu guter Letzt: Ob das als Vorbild für die nächste Bundestagswahl taugt?
In Großbritannien stehen bekanntlich Neuwahlen zum Unterhaus an. Im Wahlkampf hat Labour jetzt ein umfangreiches Bankingpaket für die Bürger geschnürt:
- Keine Gebühren für Geldabheben am GAA,
- Schluss mit Filialschließungen und
- Gründung einer öffentlichen Postbank.
Ob sich hierzulande Parteien bei der nächsten Bundestagswahl an den Ideen bedienen werden?
Mehr dazu hier: Labour promises ban on ATM fees, to end branch closures, and a Post Bank