Kreditinstitute in Großbritannien haben noch bis morgen Zeit, der Bank of England ihre Pläne für den EU-Ausstieg mitzuteilen. Dabei müssen die Institute aufzeigen, wie sie auf unterschiedliche Szenarien reagieren werden, je nachdem, wie „hart“ der Brexit wird.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
Großbritannien: Banken müssen Brexit-Pläne offenlegen
Geldhäuser in Großbritannien haben noch bis morgen Zeit, ihre Pläne für den EU-Ausstieg der Bank of England (BoE) mitzuteilen. Dabei müssen die Finanzdienstleister aufzeigen, wie sie auf unterschiedliche Szenarien reagieren werden – je nachdem, wie „hart“ der Brexit wird. Die britische Notenbank hatte die Branche im April aufgefordert, entsprechende Strategien zu entwickeln. Sie will die Ergebnisse der Umfrage am 3. August veröffentlichen. Im Vereinigten Königreich ansässige Banken brauchen nach dem Brexit rechtlich selbstständige Tochtergesellschaften mit Sitz in einem EU-Staat, um weiterhin in der Europäischen Union (EU) Dienstleistungen und Produkte anbieten zu können. Bislang haben bereits mehrere Finanzinstitute mitgeteilt, dass und wohin sie Mitarbeiter umsiedeln werden. Die britische Großbank HSBC will beispielsweise 1.000 Mitarbeiter nach Paris verlegen. Die Deutsche Bank könnte nach eigenen Angaben bis zu 4.000 Stellen nach Frankfurt holen. Noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat die führende US-Investmentbank Goldman Sachs. „Wir sind seit dem Brexit-Referendum im aktiven Dialog mit den Regulierungsbehörden“, hieß es dort. Der aktuelle Brexit-Tracker der Unternehmensberatung EY hat klare Standort-Favoriten ermittelt: „Frankfurt, Dublin und Luxemburg profitieren derzeit am stärksten“, sagte Omar Ali, Leiter Finanzdienstleistungen Großbritannien bei EY. Demnach wollen von 59 Instituten, die sich bereits für einen neuen Standort entschieden haben, 19 in die irische Hauptstadt ziehen, 18 an den Main und 11 nach Luxemburg. EY beobachtet insgesamt 222 Vermögensverwalter, Banken, Finanzinvestoren, Versicherer und FinTechs, für die ein Umzug infrage kommt. Der Verband der Auslandsbanken in Deutschland geht davon aus, dass wegen des Brexit in den nächsten zwei Jahren 3.000 bis 5.000 neue Arbeitsplätze in Frankfurt entstehen werden.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
Weidmann: Geldpolitik nicht überfordern
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich gegen die Übernahme weiterer Aufgaben durch die Europäische Zentralbank (EZB) ausgesprochen. Mit Blick auf Vorschläge, die Geldpolitik solle auch Klimarisiken beachten, warnte er heute in Frankfurt vor einer Überlastung der EZB. Sogenannte grüne Anleihen sollten aus Sicht des Bundesbank-Chefs daher auch keine Vorzugsbehandlung im EZB-Kaufprogramm für Firmenanleihen oder bei den Sicherheiten in den Kreditgeschäften der Notenbank genießen. „Das Mandat des Eurosystems ist die Sicherung von Preisstabilität“, sagte Weidmann.
Regling fordert Euro-Krisenfonds
Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsfonds ESM, hat den Aufbau eines Euro-Krisenfonds gefordert. „Wir brauchen eine begrenzte gemeinsame Fiskalkapazität in der Eurozone, um einzelnen Mitgliedstaaten im Falle einer plötzlichen schweren Krise helfen zu können“, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview. Der Fonds sollte dafür mit Geldern „in Höhe von 1 bis 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone“ ausgestattet werden. Das entspricht einer Summe zwischen 100 und 200 Milliarden Euro. Zudem befürwortete Regling den Umbau des ESM zu einem Europäischen Währungsfonds (EWF).
EBA: IFRS 9 senkt harte Kernkapitalquote der Banken
Die Anwendung des internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS 9 wird zu einem Absinken der harten Kernkapitalquote (CET 1) bei Banken führen. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Umfrage unter 50 Geldhäusern durch die Europäische Bankenaufsicht (EBA). Demnach sinkt die Quote im Durchschnitt um 45 Basispunkte. Die Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite werden nach den Erwartungen der Finanzinstitute hingegen um 13 Prozent steigen. IFRS 9 wird Anfang kommenden Jahres eingeführt.
Morgan Stanley: Bitcoin ist nur eine Spekulationswährung
Die Internetwährung Bitcoin verliere zunehmend an Akzeptanz, obwohl sich der Wert seit Jahresanfang nahezu verdoppelt habe. Zu diesem Schluss kommt eine heute veröffentlichte Studie der US-Großbank Morgan Stanley. Die Anzahl der Online-Anbieter, welche Bitcoins als offizielle Währung akzeptieren, sei bereits weiter geschrumpft, hieß es. Bitcoin-Besitzer würden zögern, ihre digitale Währung auch zu nutzen. „Das Ökosystem hat sich mehr darauf fokussiert, eine Spekulationswährung zu formen“, sagte Morgan-Stanley-Analyst James Faucette.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldung:
HSH-Nordbank-Prozess verzögert sich
Was am Freitag wichtig wird
Am Freitag stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
Die Großbanken SEB, JPMorgan, Citi und Wells Fargo veröffentlichen ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2017.