Sie wollen Sicherheit und träumen davon, die Welt zum Guten zu verändern. Wer heute engagierten Nachwuchs sucht, sollte die Wünsche der Generation Z kennen und seine Recruiting-Strategie daran anpassen. Kreative Ideen sind gefragter denn je.
Die Herausforderung hat einen Namen: Nachwuchsmangel. Sie trifft nahezu alle Branchen und alle Unternehmen. Um sich heute die Talente von morgen zu sichern, lohnt es, etwas genauer hinzuschauen. Denn die Jahrgänge, die jetzt und in den kommenden Jahren Schule oder Studium beenden, unterscheiden sich deutlich von früheren Generationen. Soziologen haben für die jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, den Begriff Generation Z, kurz GenZ geschaffen. Sie sind aufgewachsen in einer digitalen Welt, die durch und von sozialen Medien geprägt ist.
Das hat auch Auswirkungen auf die Weltsicht der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Über das Handy Display erlebten und erleben sie ungefiltert, was um sie herum passiert. Ob Corona-Pandemie oder der Krieg gegen die Ukraine mit Energiekrise – die GenZ erlebt die Gegenwart vor allem als unsicher.
Mit Werten überzeugen
In diesen unruhigen Zeiten wächst nicht nur der Wunsch nach Stabilität. Gleichzeitig soll Arbeit mehr sein als reiner Geldverdienst. Wichtig ist vielen der „Purpose“. Die Tätigkeit soll vor allem einen gesellschaftlichen Nutzen bringen, mit ihr soll ein Beitrag zu nachhaltiger Veränderung geleistet werden. Dazu passt, dass viele GenZs reinem Leistungsstreben eher kritisch gegenüberstehen.
Die Finanzwirtschaft muss daher mehr als nur einen Ausbildungsplatz bieten, wenn sie die GenZ begeistern will. Das kann sie, wenn sie ihren „Purpose“, den wichtigen gesellschaftlichen Nutzen der Branche klar kommuniziert: Man braucht die Finanzwirtschaft, damit Unternehmen Arbeitsplätze schaffen können. Damit der nachhaltige Umbau der Wirtschaft gelingt. Damit Menschen Vermögen bilden, sich ein Zuhause schaffen, vorsorgen können.
Es kommt auf den Menschen an
Weil es in der Finanzwirtschaft auf den Menschen ankommt, schätzt sie die Fähigkeiten der Auszubildenden und unterstützt sie dabei, ihre Stärken auszubauen und Neues auszuprobieren. In reinen Azubi-Filialen können die jungen Menschen schon früh Verantwortung übernehmen und den echten Arbeitsalltag ganz direkt erleben. Und mit einem guten Gefühl in den Feierabend gehen, wenn es ihnen gelungen ist, ihre Kunden aus der Nachbarschaft zu begeistern und Herausforderungen ganz ohne Hilfe von oben zu lösen. Die Hamburger Sparkasse hat mit ihrer Azubi-Filiale sehr gute Erfahrungen gemacht.
Digital Natives im Banking
Nicht zuletzt ist die Finanzwirtschaft eine moderne, digitale Branche. Viele Geschäftsprozesse sind heute schon digitalisiert. Mit der Filiale auf dem Handy lassen sich Bankgeschäfte von überall bequem und sicher erledigen. Allerdings ist die Digitalisierung auch ein innovativer Prozess, der ständig neue Ideen und Anregungen braucht.
Die Digital Natives sind mit den Möglichkeiten des Internets groß geworden. Viele von ihnen haben ein gutes Gespür dafür, welche Themen und Angebote in ihrer Altersgruppe ankommen. Deshalb haben beispielsweise Social-Media-Kanäle, die von den Nachwuchskräften eines Unternehmens eigenständig gestaltet werden, eine große Reichweite in der Zielgruppe.
Sie sind gleichzeitig ein überzeugender Beweis dafür, dass ein Unternehmen nicht nur ausbildet, sondern sich darüber hinaus für die Zukunft der nächsten Generation interessiert und engagiert. Um dieses große Potenzial zu nutzen, bieten sich auch Veranstaltungsformate wie „Azubis beraten den Vorstand“ an, aus dem innovative Ideen erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden können.
Der Wettbewerb um die besten Köpfe
Ein Blick in die Statistiken zeigt, wie klein die Gruppe der 15- bis 24-jährigen ist. Sie macht nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung aus. Gleichzeitig wächst die Konkurrenz um die schlauesten Köpfe. Das wissen auch Jugendliche und junge Erwachsene. Sie können bei der Berufswahl wählerischer sein als frühere Generationen und brechen heute viel eher eine Ausbildung ab, wenn diese ihren Erwartungen nicht entspricht.
Unternehmen der Finanzwirtschaft sind daher gut beraten, sich die Frage zu beantworten, was sie konkret für ihre Auszubildenden tun können. Interessante und spannende Lehrinhalte sind das eine. Hier kann die Finanzwirtschaft ohne Frage punkten wie nie zuvor, wenngleich der allgemeine Imageverlust durch die Finanzkrise sicher noch nicht gänzlich überwunden ist.
Auf die Bedürfnisse eingehen
Genauso wichtig sind aber moderne Arbeitsmethoden, ein passendes Umfeld und ein bezahlbares Zuhause. Denn ein Großteil des Nachwuchses kommt nicht aus der Region. Deshalb lohnt es sich, auch hier aktiv zu werden. In Altona entsteht aktuell beispielsweise ein öffentlich gefördertes Azubi-Wohnheim mit bezahlbaren Mieten. Das neue Gebäude wird auch ökologisch Zeichen setzen: Große Teile der Fassade und des Dachs werden begrünt. Auf dem Dach sind Urban Gardening, Photovoltaik und ein Bienenstock geplant – ein guter Mehrwehrt mit „Purpose“ für die Azubis.
Die Finanzwirtschaft ist faszinierend. Sie ist digital und nachhaltig. Wenn sie den jungen Menschen zuhört und auf deren Bedürfnisse eingeht, wird es ihr gelingen, in Zukunft noch mehr von sich zu begeistern. Dann wird sie auch in diesem Wettbewerb erfolgreich sein.
Der Beitrag ist Teil des Jahrbuchs 2022/23 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier direkt herunterladen.