Das Jahr 2023 hat der Finanzwelt wieder eindrücklich vor Augen geführt, dass das Bankwesen ein Geschäft ist, das im Wesentlichen auf Vertrauen basiert. Das gilt auch für die Schweizer Banken, wie eine aktuelle Studie zeigt.

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Im vergangenen Jahr sah sich der Schweizer Finanzplatz neben den Auswirkungen der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS auch mit zunehmenden geopolitischen Spannungen, einer anhaltenden Inflation, steigenden Finanzierungskosten und einer abkühlenden Konjunktur konfrontiert. Trotz dieser Herausforderungen haben sich die meisten Schweizer Banken gut behauptet.

Dies zeigt eine aktuelle Studie von EY, für die über 100 Schweizer Banken unterschiedlicher Art aus allen Regionen befragt wurden. In der Analyse wird insbesondere auf folgende Fragen eingegangen:

  • Worauf wollen sich die Banken in den kommenden Jahren konzentrieren?
  • Welches sind ihre Investitionsschwerpunkte?
  • Droht aus der Übernahme der Credit Suisse eine Angebotslücke
  • Sind Verschärfungen der Finanzmarktregulierung zu erwarten?
  • Kann man Vertrauen regulieren?
  • Welche Chancen und Risiken sehen die Banken in der Nutzung künstlicher Intelligenz?

Günstige Rahmenbedingungen für Schweizer Banken

Die Studie zeigt: Schweizer Banken blicken insgesamt auf einen erneut sehr erfolgreichen Geschäftsgang zurück. Das günstige Zinsumfeld hat die Profitabilität der Schweizer Banken gesteigert, und die Zuversicht für die Zukunft ist weiterhin hoch. Für 2023 erwarten 96 Prozent der befragten Institute eine Steigerung der operativen Ergebnisse – ein Anstieg um 18 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Die Banken zeigen großes Vertrauen in ihre Stärken und sind auch für die Zukunft äußerst zuversichtlich. Trotz eines herausfordernden Umfelds mit geopolitischen Spannungen, Bankeninsolvenzen, anhaltender Inflation und einer abkühlenden Konjunktur prognostizieren 87 Prozent der Banken kurzfristig wachsende Erträge. Langfristig erwarten sogar 89 Prozent ein Wachstum der Erträge.

Die meisten Befragten haben zudem großes Vertrauen in den Immobilienmarkt und die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft, daher erwarten sie nur wenige Kreditausfälle.

Unterschiedliche Investitionsschwerpunkte der Banken

Die Verwendung der überdurchschnittlichen Gewinne der letzten zwei Jahre variiert zwischen den Banken. Während Retailbanken hauptsächlich darauf abzielen, Eigenmittel zu stärken und die Resilienz zu erhöhen (72 Prozent der Regionalbanken und 42 Prozent der Kantonalbanken), planen Vermögensverwaltungsbanken Investitionen in die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle (38 Prozent der Auslandsbanken und 30 Prozent der Privatbanken).

Überraschenderweise beabsichtigen nur 8 Prozent der befragten Banken, den Kundennutzen zu verbessern, obwohl die Kundenerwartungen steigen und Kundenanfragen komplexer werden.

Auswirkungen der Großbankenübernahme

Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat die Stabilität der Finanzmärkte gestärkt und das Vertrauen in den Schweizer Finanzplatz erhöht. Die langfristigen Auswirkungen dieser Übernahme werden die Schweizer Banken jedoch weiterhin beschäftigen. Es wird befürchtet, dass sich im Firmenkundengeschäft eine Angebotslücke und eine Kreditverknappung entwickeln könnten, was kurzfristig unwahrscheinlich ist, mittel- bis langfristig aber möglich sein könnte, insbesondere für mittelgroße Unternehmen ohne Zugang zu internationalen Kapitalmärkten.

Alle Banken sind sich einig, dass die Übernahme zu verschärften Finanzmarktregulierungen führen wird, insbesondere bei Liquiditäts- und Eigenmittelvorschriften (62 Prozent bzw. 40 Prozent) sowie bei einer verstärkten Aufsichtstätigkeit der FINMA (67 Prozent). Ob diese Maßnahmen tatsächlich nachhaltig das Vertrauen regulieren können, bleibt abzuwarten.

Schweizer Banken und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz ist auch am Schweizer Finanzplatz angekommen. 82 Prozent der befragten Institute beschäftigen sich damit, wobei die meisten sich derzeit auf allgemeine Diskussionen beschränken. Dennoch haben immerhin 32 Prozent der Banken bereits erste Anwendungsfälle entwickelt oder Pilotprojekte durchgeführt.

Tatsächlich setzen jedoch erst 6 Prozent der Banken KI-Anwendungen operativ ein. Diese konzentrieren sich hauptsächlich auf „Regulierung & Compliance“ (54 Prozent) und Prozessautomatisierung (55 Prozent), primär im Backoffice. Nur 20 Prozent der Banken erwägen derzeit KI-Anwendungen im Bereich Kunden- und Anlageberatung.

Nachhaltigkeit, Greenwashing und Berichterstattungspflichten

Schweizer Banken erweitern ihr Produktangebot zunehmend um nachhaltige Lösungen. Ursprünglich lag der Fokus auf nachhaltigen Anlagen, doch jetzt integrieren immer mehr Banken ESG-Kriterien auch in ihre Kreditvergabeprozesse. Der Anteil der Banken, die ESG-Kriterien bei der Kreditvergabe bereits anwenden, ist von 22 Prozent im Vorjahr auf nun 37 Prozent deutlich gestiegen, während weitere 35 Prozent dies für die Zukunft planen.

Fehlende Einhaltung dieser Versprechen oder unzureichende Daten zur Bestätigung können zu Greenwashing-Vorwürfen führen, was für die Institute ein Reputationsrisiko darstellt. Zwar betrachten rund zwei Drittel der befragten Banken dies hauptsächlich als Reputationsrisiko, aber Aufsichtsbehörden in führenden Finanzplätzen gehen immer energischer gegen Greenwashing vor.

Eine weitere Herausforderung ab dem Geschäftsjahr 2024 ist die Klimaberichterstattung für viele Schweizer Banken. Alle Banken, die bestimmte Größenkriterien erfüllen, müssen die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) in einer öffentlichen Berichterstattung umsetzen. Zudem plant der Bundesrat, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Zukunft prüfungspflichtig sein wird. Die Erstellung einer Berichterstattung mit überprüfbaren Daten könnte für viele Banken eine Herausforderung darstellen. Etwa ein Drittel der Banken betrachtet die Nachhaltigkeitsberichterstattung als größte operative Herausforderung im Bereich Nachhaltigkeit.

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