Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass der Trend zum bargeldlosen Bezahlen beim Einkaufen im Einzelhandel ungebrochen ist. Am beliebtesten sind dabei Karten. Aber auch digitales Bezahlen mit Smartphone oder Smartwatch nimmt zu.
Der Einzelhandelsverband EHI hat seine jährliche Analyse der Zahlungssysteme vorgelegt. Demnach haben die Deutschen ihr Bezahlverhalten in den Corona-Jahren deutlich verändert und sind nach der Pandemie größtenteils dabei geblieben. Sie zahlen immer noch am liebsten mit Karte – die Girocard belegt den ersten Platz im Ranking der Zahlungsarten – und der Bargeldanteil sinkt weiter.
Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass die Bargeldauszahlungen an die Kundschaft, das sogenannte Cash Back, den Handel viel Geld kostet und dass mobile Bezahlvorgänge deutlich zulegen.
Umsatzanteile der Zahlungsarten im Einzelhandel
Im Jahr 2022 erreichte der Handel einen Umsatz von rund 465 Milliarden Euro. Dies bedeutet eine Steigerung von 35 Milliarden Euro im Vergleich zum Krisenjahr 2021, bereinigt um die Inflation und mit durchgehend geöffneten Geschäften.
Die Nutzung von Kartenzahlungen setzte ihren Aufwärtstrend fort. Ihr Anteil stieg um 0,9 Prozentpunkte auf fast 60 Prozent bzw. 277,9 Milliarden Euro. Bargeld hingegen verlor zwar einen Prozentpunkt und machte noch 37,5 Prozent aus, aber der tatsächliche Bargeldumsatz stieg um 8,6 Milliarden Euro auf 174,3 Milliarden Euro. Der restliche Anteil der Zahlungsarten beträgt 2,8 Prozent und entfällt auf Rechnungs- und Finanzkäufe sowie Gutscheine und Gutscheinkarten.
Innerhalb der Kartenzahlungen liegt die Girocard, bereinigt um Cash-Back-Umsätze, mit 41,9 Prozent und 194,7 Milliarden Euro deutlich an erster Stelle und verdrängt die Barzahlung erneut auf den zweiten Platz der beliebtesten Zahlungsarten.
Die neuen internationalen Debit-Marken, insbesondere Visa Debit und Debit Mastercard, konnten im Jahr 2022 einen deutlichen Anstieg verzeichnen, wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Diese Debitkarten werden hauptsächlich von Direktbanken ausgegeben. Ihr Anteil stieg von 0,9 Prozent im Jahr 2021 signifikant auf 2,9 Prozent. Es ist jedoch zu beachten, dass diese neuen Karten im Gegensatz zur Girocard nur dort akzeptiert werden, wo auch Visa- oder Mastercard-Kreditkarten verwendet werden können. Dies schließt etwa 150.000 bis 200.000 Kassen vor allem im mittelständischen Handel aus.
Transaktionen steigen an
Deutsche Bürger tätigen im Laufe eines Jahres durchschnittlich 215 Einkäufe in stationären Geschäften. Bezogen auf Haushalte bedeutet dies 430 stationäre Einkäufe. Insgesamt summiert sich dies auf 17,9 Milliarden Transaktionen, was einem Anstieg von 7,8 Prozent im Vergleich zu 2020/2021 entspricht. Während der schwierigen Corona-Jahre sanken die Transaktionen von 20 auf 16,6 Milliarden. Somit gibt es im Jahr 2022 1,3 Milliarden mehr Transaktionen, allerdings sind es immer noch 2,1 Milliarden weniger als zuvor.
Mehr digitale Zahlungen
Im vergangenen Jahr ist der Anteil mobiler Zahlungen über Smartphones oder Smartwatches deutlich gestiegen. Inzwischen werden 5,4 Prozent aller kartengestützten Zahlungen über im Smartphone hinterlegte digitale Karten abgewickelt, hauptsächlich über Apple Pay, Google Pay oder die Apps der Sparkassen- und Genossenschaftsbanken. Im Vergleich zum Vorjahr, als es knapp 3 Prozent waren, ist dies eine signifikante Steigerung.
Das kontaktlose Bezahlen mit physischen Karten hat jedoch immer noch einen deutlichen Vorsprung. Bequem und ohne PIN-Eingabe werden 71,1 Prozent aller Kartenzahlungen abgewickelt, insbesondere bei Beträgen unter 50 Euro. Der Anteil der Zahlungen, bei denen die Karte in das Terminal gesteckt wird, beträgt mittlerweile nur noch 23,5 Prozent, also weniger als ein Viertel aller Transaktionen mit Plastikkarten.
Cash Back verursacht Kosten für den Handel
Fast 90 Prozent der Lebensmittel- und Drogeriemärkte im EHI-Panels bieten Bargeldauszahlungen an, meistens über die Girocard-Funktionalität. Inzwischen werden 12,3 Prozent des insgesamt ausgezahlten Bargelds an den Kassen des Einzelhandels an die Kunden zurückgegeben. Dies entspricht einem Volumen von 10,32 Milliarden Euro.
Das Auszahlen von Bargeld an Kunden kostet den Einzelhandel viel Geld. Die durchschnittliche Gebühr, die Banken dem Handel für diesen Service berechnen, beträgt 0,134 Prozent des Auszahlungsbetrags. Dieser Service entlastet zwar die Banken und gleicht nach Auffassung des EHI den Rückgang von Geldautomaten aus, jedoch verursacht er Kosten. Dem Handel entstehen so Gebühren in Höhe von 13,7 Millionen Euro. Nicht berücksichtigt sind hierbei allerdings die Einsparungen durch den Wegfall von Bargeld-Handling, die ebenfalls erheblich seien dürften.