Gerade bei Spezialinstituten sind zusätzliche Kompetenzen wie Beratung und – mehr und mehr – digitale Leistungen gefragt. Die Aareal Bank begreift Marktdynamik als Chance statt als Bedrohung, implementiert Wandel als strategisches Ziel und geht Innovationen systematisch an.

Marktveränderungen bringen Banken Chancen statt Bedrohung

Banken müssen Marktveränderung als Chance und nicht als Bedrohung begreifen.

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Nichts ist so beständig wie der Wandel. Diese Erkenntnis hat sich auch im Bankgeschäft durchgesetzt. Der Finanzsektor steht vor gewaltigen Herausforderungen: Neue Technologien, sich verändernde Kundenanforderungen und Regularien sowie gestiegene Anforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement verändern die Branche tiefgreifend. Durch disruptiven Wettbewerb und Niedrigzinsen herrscht zusätzlich ein erheblicher Kosten- und Innovationsdruck.

In diesem Spannungsfeld müssen Finanzdienstleister ihre Rolle neu definieren. Schon lange erschöpft sich Commercial Banking nicht mehr im Finanzieren oder Abwickeln des Zahlungsverkehrs von A nach B. Gerade bei Spezialinstituten sind zusätzliche Kompetenzen wie Beratung und – mehr und mehr – digitale Leistungen gefragt.

Wer sich zukunftsfähig aufstellen möchte, ist gut beraten, nicht nur auf Veränderungen zu reagieren, sondern sie aktiv voranzutreiben. Innovation ist dabei nicht nur eine Frage der Unternehmenskultur, sie muss zu einem Teil der Strategie und in der Organisation verankert werden. Welche Faktoren wichtig sind für das zukunftsgerichtete Innovationsmanagement einer mittelständischen Bank, wird in einer Artikelserie am Beispiel der Aareal Bank gezeigt.

Wer für die Zukunft gerüstet sein will, muss sich systematisch mit ihr auseinandersetzen

Eine kritische Determinante für den nachhaltigen Unternehmenserfolg in einem hochkompetitiven Wettbewerb ist die Fähigkeit von Organisationen, Veränderungen im Marktumfeld an- und aufzunehmen sowie die dafür notwendigen Anpassungsprozesse zu gestalten. Diese Fähigkeit können diejenigen entwickeln, die über drei Komponenten verfügen.

An erster Stelle steht ein Führungsteam, das in die Organisation hinein Impulse sendet und die Bereitschaft zur stetigen Erneuerung signalisiert und fördert. Diese Kapitäne und Steuerleute müssen die Weitsicht und den Mut mitbringen, eingefahrene Wege zu verlassen. Sie bereiten den Boden für eine Unternehmenskultur, in der das Einschlagen neuer Routen nicht als Störfaktor für die eigene Komfortzone, sondern als elementarer Bestandteil der Arbeit begriffen wird. Erforderlich ist darüber hinaus das Entwickeln einer Sensorik, die anstehende Veränderungen antizipiert und für die Organisation umsetzbare Erneuerungsszenarien in einem sich wandelnden Umfeld entwirft.

Innovation als strategische Aufgabe

Innovationsmanagement gehört heutzutage zu den unabdingbaren, in den meisten Banken auch mittlerweile fest etablierten und nicht mehr wegzudenkenden Fähigkeiten der Organisation. Dabei ist sie auf Fachleute angewiesen, die sowohl aus der Organisation selbst als auch von externer Seite kommen können. Aufgrund des strategisch hohen Stellenwerts ist das Innovationsmanagement bei der Aareal Bank als eigene Abteilung aufgestellt und dem Group Technology Officer zugeordnet. Das Kernteam der Abteilung Innovation Management besteht aus erfahrenen Experten für Innovationsmanagement, Finanzdienstleistungen, Digitalisierung und Data Analytics. Ein intensiver Austausch mit externen Know-how-Trägern und Impulsgebern ist fester Bestandteil der Aufgabe des Teams.

Die mittelständische Struktur der Aareal Bank mit ihrer Flexibilität und kurzen Entscheidungswegen begünstigt eine schnelle Iteration. Das ermöglicht eine zeitnahe Bewertung der identifizierten Themenkomplexe und der sich daraus ergebenden Konsequenzen – explizit nicht nur in punkto Risiken, sondern auch hinsichtlich Chancen für das bestehende Geschäftsmodell und angrenzender Bereiche.

Foresight Management: Zukunft gestalten

Eine der zentralen Aufgaben des Teams ist entsprechend die strategische Frühaufklärung, das sogenannte Foresight Management. Dabei geht es weniger um das exakte Vorhersagen der Zukunft, sondern um die Entwicklung unterschiedlicher Zukunftsszenarien jenseits kurzfristiger Planungshorizonte. Das Ziel ist, unterschiedliche Entwürfe für die mittelfristige Planung von zwei bis fünf Jahren zu entwickeln. Dafür wird nach Signalen im Marktumfeld gesucht, die dann analysiert und mit Blick auf sich daraus ergebende Opportunitäten und Gefahren interpretiert werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Fähigkeit, die Sicht von Kunden und Geschäftspartnern einnehmen zu können.

Im Mittelpunkt steht dabei immer die Entwicklung neuer Geschäftsideen oder die Optimierung interner Abläufe im Rahmen der Digitalisierungsstrategie. In einem klar strukturierten Prozess werden ausgewählte Konzeptideen entwickelt und erprobt. Verlaufen diese – oftmals prototypischen – Tests erfolgreich, werden die Themen im Anschluss als Projekte in die Umsetzung gebracht und anschließend als neue Produkte ins Portfolio aufgenommen oder als neue digitale Prozesse in die internen Abläufe übernommen. Zu den jüngsten Neuentwicklungen gehört beispielsweise das automatisierte Abrechnungsverfahren Connected Payments, das in der Energiewirtschaft Anwendung findet (Stichwort Elektromobilität), oder Aareal Meter, eine App zur Optimierung von Ableseprozessen zwischen allen beteiligten Akteuren in der Wohnungswirtschaft und angrenzenden Industrien.

Schwerpunkt Data Analytics – Big Data ist Innovationstreiber im Finanzsektor

Künstliche Intelligenz (KI) zählt neben der Blockchain-Technologie zu den zukünftigen Schlüsseltechnologien innerhalb der Finanzbranche. Die systematische Nutzung und strukturierte Auswertung von Daten eröffnet Banken zahlreiche Möglichkeiten, neue Ertragsquellen zu erschließen und ihre Leistungen in einer noch besseren Qualität und zu gleichzeitig geringeren Kosten bereitzustellen. Kaum ein Thema wird die Finanzbranche in den kommenden Jahren stärker bewegen als Daten. Daten sind der Schlüssel zur digitalen Wertschöpfung.

Immer mehr FinTechs arbeiten deshalb an datengetriebenen Geschäftsmodellen. Was ihnen häufig fehlt, ist der Zugang zu diesen Daten. Viele etablierte Banken sitzen zwar auf einem schier unermesslichen Datenschatz, den meisten fehlt jedoch das Know-how oder die Kreativität, diesen Wert zu realisieren. Dabei ist natürlich immer ein besonderes Augenmerk auf die Sensibilität und den Schutz der Daten zu richten. Eine alternative Quelle sind darüber hinaus öffentlich verfügbare Daten, die mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet werden können.

Offen für Kooperationen – Abschied vom Silodenken

Um zukunftsfähig zu bleiben, ist der regelmäßige und enge Austausch mit anderen Marktteilnehmern so wichtig wie nie zuvor. Je schneller sich Marktanforderungen ändern, desto substanzieller wird es, Entwicklungen und Trends zu beobachten, zu antizipieren und aufzugreifen. Partnerschaften sind ein wichtiger Faktor für das Innovationsmanagement bei der Aareal Bank. Dafür wird bewusst die Nähe zu anderen Marktteilnehmern gesucht – besonders zur Start-up-Szene und spannenden Technologie-Firmen. Aber auch Impulse aus Kooperationen mit Thinktanks wie etwa dem „Copenhagen Institute for Futures Studies“ sind Teil des Innovationsmanagements.

Insbesondere Start-ups haben häufig eine andere Sicht auf Dinge, eine kreativere Innovationskultur und kommen ohne Overhead aus. Deshalb unterhalten wir als Aareal Bank verschiedenste Partnerschaften zu Start-ups. Im Immobiliensektor beispielsweise arbeiten wir eng mit hubitation zusammen, dem PropTech-Accelerator der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt. Ebenso ist die Aareal Bank beispielsweise Investor bei PropTech 1 Ventures, einem Fonds, der in Innovationen in der Immobilienwirtschaft investiert. In allen Fällen geht es nicht nur um den Austausch mit Start-ups, sondern auch um den Dialog mit anderen Banken, Immobilienunternehmen oder Kunden. Die genannten Neuentwicklungen sind beispielsweise in enger Kooperation mit Kunden und in Entwicklungsgemeinschaft mit Start-ups entstanden.

Der Organisation die Angst vor Neuem nehmen

Das Ziel des Innovationsmanagements ist es, bestehende Technologien, Produkte oder Geschäftsmodelle durch etwas Besseres oder Neuartiges weiterzuentwickeln. Es geht mithin darum, die Zukunftsfähigkeit – und damit den Wert – eines Unternehmens zu erhalten oder sogar zu steigern. An oberster Stelle steht also gar nicht, Zeit und Kosten zu sparen, sondern Modernisierung –  ergo die Evolution der Organisation. Bei allen Maßnahmen ist es deshalb wichtig, die Mitarbeitenden im Innovationsprozess mitzunehmen, nicht zuletzt deshalb, weil die wichtigste Quelle für Innovationen im Unternehmen nicht in einer einzigen Stabsstelle, sondern in den unterschiedlichen Fachbereichen liegt. Entsprechend wird implizit auch darauf abgezielt, Ängste vor Veränderungen abzubauen und die Mitarbeitenden dazu zu motivieren, selbst Impulse und Ideen zu entwickeln.

Fazit: Innovation ist ein zentraler Faktor für Banken

Innovation ist ein zentraler Faktor für Banken in einem hochkompetitiven Wettbewerbsumfeld. Die Implementierung eines Innovationsmanagements ist ein Muss für die strukturierte Entwicklung von Erneuerungsprozessen als Bestandteil einer wertorientierten und nachhaltigen Unternehmensstrategie. Indikatoren für den strategischen Stellenwert sind der Auf- und Ausbau eines hausinternen Kompetenzzentrums für Innovation. Wer Innovationspotenziale identifizieren will, braucht darüber hinaus den Blick von außen auf die Organisation. Big Data und KI sind die zentralen Innovationstreiber im Finanzsektor. Kooperationen mit Kunden, Start-ups, Wissenschaft und Mitbewerbern können wertvolle Beiträge bei der Identifikation und Umsetzung von Innovationspotenzialen liefern.


Im zweiten Teil der Beitragsserie „Innovationsmanagement in der Aareal Bank“ wird Philippe Said vertiefende Einblicke in die Praxis des Foresight Managements geben.